Von Musen umgebener Gott der Künste

25.1.2019, 18:40 Uhr
Von Musen umgebener Gott der Künste

© Foto: Marco Borggreve

Alle vier Herren im karierten Outfit – aber das polnische Quartett hat viel wichtigere Markenzeichen: in allen Programmen mindestens ein slawischer Komponist und immer eine umwerfende Klangfülle. Die wird allein schon in den paar Minuten der Erstaufführung eines "Andante festivo" von Jean Sibelius deutlich. Das Stück wurde zwar zur Einweihung einer finnischen Sperrholzfabrik 1922 komponiert in entsprechend feierlich-weihevollem Ton, aber in einer ungetrübten, uneingeschränkten Opulenz ohne jede verfettete Eintönigkeit, sondern in subtilsten Abstufungen.

Das Spiel von Apollon Musagète, Sieger und Publikumsliebling schon beim ARD-Wettbewerb 2008 und mit dem fabelhaften Pawel Zalejski aus Fürth als Primarius, ist eine Mischung aus Kulinarik und intellektuellem Anspruch.

Das liegt an der erstaunlichen Selbständigkeit und Souveränität jedes der vier Herren, die zwar denkbar präzise zusammenspielen, von denen jeder aber solistisches Profil entwickelt. Bei Mozarts "Dissonanzenquartett" KV 465 wurde das am deutlichsten. Da entsteht ein höchst abwechslungsreicher Redefluss, eine charaktervolle Salonunterhaltung mit wechselnden Rollen und in einer ausgetüftelten Regie.

Nach der etwas steifen Sibelius-Feierstimmung war das wie eine fein austarierte Komödie. Ohne alle Plattheiten, sondern mit einem hinreißend Changieren zwischen unbeschwerter Lustbarkeit und engagierter Diskussion im Stil des späten 18. Jahrhunderts: im einleitenden Allegro schon, besonders aber (wie später auch bei DvoÝáks op. 105) im "Cantabile".

Beide Male ist das kein langsamer Satz in griesgrämigem Missmut, nicht der Gott Apoll seiner neuntägigen, schmerzhaften Geburt, sondern das Bild des von Musen umgebenen Gottes der Künste. Die aufblühenden Arabesken gehören zu dieser perfekt getroffenen Kammermusikkultur in ihrer raffiniert gegliederten Vielfalt.

Es gibt "Gesprächs"- Situationen in schnellem Wechsel und immer im richtigen Ton: frisch, belebt, von unangestrengter Kunstfertigkeit bei Mozart. Bei DvoÝáks Wehmutsruf aus der "Neuen Welt" mit einer Fülle von Emotionen dazu – böhmisch, tänzerisch, beredt.

Das Quartett wirft nicht ein kalkuliertes Konzept über die Stücke, sondern interpretiert sie bis ins kleinste Detail: immer einleuchtend, spieltechnisch souverän sowieso. Dazu passte in jeder Hinsicht perfekt die Schulhoff-Zugabe.

Nächstes PMV-Konzert: 13. Februar, "Quatuor Modigliani" mit Beethoven, Debussy, Brahms; www.privatmusikverein.de

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