Vorhang auf für "Kiss me Kate"

8.2.2016, 14:18 Uhr
Vorhang auf für

© Jutta Missbach

Thomas Enzinger hat einen wirklich guten Lauf. Ob sein „Weißes Rössl“ in Regensburg oder Rossinis „Die Italienerin in Algier“ für den Münchner Gärtnerplatz: Überall erhält der Österreicher gute Kritiken bei Publikum und Presse. Auch in Nürnberg ist der 52-Jährige kein Unbekannter mehr. Richtete er hier doch auch erfolgreich das freche Singspiel vom „Weißen Rössl“ und zuvor bereits „My Fair Lady“ ein.

Nun also soll nach „Anything Goes“ und „Silk Stockings“ wieder ein Cole-Porter-Musical für gehobene Unterhaltung sorgen: Immerhin 22 Mal hat Operndirektor Peter Theiler das Stück bis zum Spielzeit-Ende angesetzt und dafür nimmt das Haus auch richtig Geld in die Hand. Nicht nur für die Bühnenbilder und die Kostüme des Ausstatters Toto, sondern auch für die Besetzung. Zusammen mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München hat man einen ganz eigenen Cast für den 1948 uraufgeführten Klassiker zusammengestellt.

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© Jutta Missbach

Christian Alexander Müller, der den gestressten Theaterunternehmer Fred spielt, der wiederum mit seiner Ex-Frau Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ spielen soll, gehört zu den gefragtesten Musical-Darstellern der Republik. Auch Sophie Berner, die Freds ehemalige Liebe Lilli Vanessa verkörpert, studierte einst an der Everding-Akademie, woher auch das Tanzensemble einfliegt.

Denn: „Tempo und Timing ist das A und O jeder Operetten- und Musical-Inszenierung“, unterstreicht Regisseur Thomas Enzinger. Der Wiener will heutig inszenieren, hat auch ein bisschen Staub aus der Vorlage geschüttelt, setzt auf die frischere Neufassung von Peter Lund, und hält vor allem nicht alle Mätzchen des Regietheaters für nachahmenswert. „Ich selbst gehe ja auch wegen eines Stücks ins Theater und nicht wegen eines Regisseurs“, berichtet er.

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© Jutta Missbach

Und anders als noch in „Singin‘ in the rain“, das in der letzten Saison gezeigt wurde, wird es keinen Mix aus deutschen Dialogen und englischen Gesangstexten geben. „Ich will, dass die Leute den hervorragenden Text verstehen und nicht immer auf die Übertitelung schauen“, erläutert der Regisseur. Also heißt es wieder: „Es ist viel zu heiß“, „Wunderbar!“ und Katharina singt statt „I hate men“ lieber „Nur kein Mann. . .“

Für die beiden Ganoven, die den „Schlag nach“-Schlager trällern dürfen, fanden sich ebenfalls zwei erstklassige Darsteller — und zwar aus dem benachbarten Fürth. Volker Heißmann und Martin Rassau treten die Nachfolge von Paarungen an wie Bill Ramsey und Gus Buckus, Wolfgang Völz und Harald Juhnke oder Dean Martin mit Bob Hope.

Mit den Fürther Komödianten hatte Thomas Enzinger auch „La cage aux folles“ in deren Stammhaus herausgebracht. Eine Halb-Millionen-Euro-Produktion, die nun tatsächlich in der Gewinnzone angekommen ist. Mit dem Fürther Duo teilt Enzinger eine gewisse Theatermaxime: „Auch Probenzeit ist Lebenszeit und deshalb sollte es da nicht zu verbissen zugehen, sondern auch humorvoll entspannt.“

Die musikalische Leitung liegt bei Volker Hiemeyer. Der 38-Jährige ist seit dieser Spielzeit Zweiter Kapellmeister und Assistent von GMD Marcus Bosch. Nicht nur die vielen Off-Musical-Truppen vor Ort beweisen: Es gibt eine ansehnliche Fangemeinde für das Genre.

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