"Vorwärts immer": Eine Slapstick-Komödie über Honecker

16.10.2017, 08:17 Uhr

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Es ist eine Slapstick-geladene Komödie rund um Verwechslungen und Schlamassel. Der Protagonist, der renommierte DDR-Schauspieler Otto Wolf (Jörg Schüttauf), ist ein versierter Nuschler. Muss er auch sein als glänzender Imitator des Genossen Erich Honecker. Mit einem nicht genehmigten Theaterstück, in dem der SED-Vorsitzende keine unwesentliche Rolle spielt, wollen er und seine Kollegen das Publikum überraschen. Doch unverhofft wird Otto Wolf sein Talent nicht auf der Bühne, sondern im richtigen Leben unter Beweis stellen müssen...

Regisseurin Franziska Meletzky hat sich den 9. Oktober 1989 als Rahmen für ihre Komödie ausgesucht. An jenem Tag drohte in Leipzig die allwöchentliche Montagsdemo durch gewaltsamen Polizeieinsatz zu eskalieren. Warum die Massenkundgebung dann doch friedlich ablief, erzählt die Regisseurin in "Vorwärts immer!". Und zwar in ihrer eigenen Version. Ein pfiffiger Kniff, wenn auch nicht neu.

So erfährt Otto Wolf im Filmverlauf, dass seine schwangere Tochter - die überdies plant, in den Westen "rüberzumachen" - an der quasi lebensgefährlichen Demo teilnehmen wird. Natürlich gibt es für ihn und seine Kollegen deshalb nur eins: Wolf muss als Honecker-Doppelgänger den Schießbefehl für die Polizisten rückgängig machen.

Es fehlt das Abgründige

So beginnt eine Verwechslungskomödie, die zwar an Ernst Lubitschs Klassiker "Sein oder Nichtsein" erinnert, in dem polnische Schauspieler Nazis mimen, um aus dem besetzten Polen zu entkommen. Doch im Vergleich dazu kommt "Vorwärts immer!" sehr harmlos und ohne die geringste Abgründigkeit daher.

Pfeilgerade gerät Wolf im Zentralkomitee oder bei der Begegnung mit Honeckers Margot in handfeste Schlamassel. Das ist mal witzig und temporeich, manchmal aber auch langatmig. Schüttauf macht da vieles wett. Er geht seine Doppelrolle mit Spielfreude und Lust am Slapstick an. So entstehen mitunter gelungene Szenen, wie das Zwiegespräch zwischen Double und Original. Doch allzu gern setzt die Regisseurin auf puren Klamauk. Dass die Nebenfiguren recht grob gezeichnet sind, trägt dazu bei, dass die Komödie ziemlich unrund läuft. (D/90 Min.)

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