Warum Stars auf der Bühne die Kamera scheuen

11.4.2017, 18:17 Uhr
"Fotografieren verboten" heißt es am beim Musikfestival "Rock am Ring" am Nürburgring (Rheinland-Pfalz) für Fotografen von Bildagenturen vor dem Auftritt der Musikgruppe Rammstein.

© dpa "Fotografieren verboten" heißt es am beim Musikfestival "Rock am Ring" am Nürburgring (Rheinland-Pfalz) für Fotografen von Bildagenturen vor dem Auftritt der Musikgruppe Rammstein.

Musik-Stars wie Ed Sheeran, Justin Bieber, Rihanna, Beyoncé und Adele sind das Blitzlicht gewohnt. Wo immer sie auftauchen, klicken die Kameras - bei Preisverleihungen, auf Partys, oder wenn sie sich einfach irgendwo einen Kaffee holen. Ausgerechnet bei der Ausübung ihres Berufes aber ist das keine Selbstverständlichkeit. Denn immer wieder heißt es für Presse- und nicht für zuletzt für Nachrichtenagentur-Fotografen bei den Konzerten der großen Stars: Du kommst hier nicht rein.

Bei Auftritten von Bob Dylan - beispielsweise auch am Dienstagabend in Hamburg - waren und sind Fotografen überhaupt nicht zugelassen. "Für Bob Dylan gilt seit mehr als 20 Jahren ein generelles Foto- und Filmverbot", sagt Katharina Wenisch, Sprecherin des Konzertveranstalters Live Nation.

"Keinerlei Presse erlaubt"

Vor dem Nürnberg-Konzert des Alpen-Rock’n’Rollers Andreas Gabalier, über das wir in der vergangenen Woche berichten wollten, ließ uns der örtliche Veranstalter ohne Angaben von Gründen wissen: "Auf der gesamten Unplugged-Tour ist keinerlei Presse erlaubt, weder Fotografen noch Berichterstatter."

Auch bei der Tournee der britischen Sängerin Adele im vergangen Jahr waren keine Pressefotografen zugelassen. Derart generelle Verbote sind zwar selten, immer wieder aber werden Fotografen von Nachrichtenagenturen von Konzerten ausgeschlossen – oder es werden Verträge vorgelegt, die aus Gründen der Pressefreiheit alles andere als unbedenklich sind.

"Wir haben damit seit zehn Jahren oder noch länger zu kämpfen", sagt Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) in Berlin. Oft enthalten diese Verträge seiner Ansicht nach höchst problematische Passagen, in denen die Fotografen zusichern müssen, dass sie ihre Bilder vor der Veröffentlichung beim Management des jeweiligen Künstlers vorlegen müssen. "Das ist eindeutig eine Einschränkung der Pressefreiheit."

Außerdem sollen sie in einigen Fällen zustimmen, dass sie ihre Fotos dem Management kostenlos überlassen. "Es kann sein, dass ein Pressefotograf ein Foto, das er gemacht hat, dann auf einem Band-T-Shirt findet – natürlich ohne seinen Namen und ohne Bezahlung", sagt Zörner.

Strikte Bedingungen

Der Grund für die strikten Bedingungen: "Die Künstler haben ein großes Interesse daran, dass nur Fotos veröffentlicht werden, auf denen sie fit und engagiert aussehen. Das ist natürlich bei einem dreistündigen Konzert nicht in jedem Moment der Fall", sagt Zörner. Dass in den meisten Fällen nur noch bei den ersten drei Songs eines Konzertes fotografiert werden dürfe, sei daher schon lange übliche Praxis.

Außerdem gebe es beim Künstler-Management die Angst, dass Fotos, die beispielsweise eine Nachrichtenagentur auch über Bildarchive verbreitet, auf inoffiziellen Merchandising-Produkten auftauchen könnten. "Die Hintergründe sind sogar sehr nachvollziehbar", räumt Zörner ein. "Aber das kann dann nicht auf Kosten der Bild-Journalisten gehen." Schon vor zehn Jahren habe der DJV die großen deutschen Konzertveranstalter an einen runden Tisch geholt. "Aber denen sind die Hände gebunden, die haben keinen Spielraum."

Das sagt auch Katharina Wenisch von Live Nation. "Wir sind schon immer ein Freund von Promotion gewesen - und für die Pressefreiheit. Wir setzen uns immer dafür ein, dass Fotografen - und auch Agentur-Fotografen – eine Fotozulassung erhalten. Aber letztendlich ist das eine Entscheidung des jeweiligen Managements oder der Plattenfirma."

Und auch deutsche Bands machen es den internationalen Stars nach, so legt das Management von Rammstein regelmäßig problematische Foto-Verträge vor. "Es kann nicht darauf hinauslaufen, dass Journalisten ihre Rechte nur mit dem Boykott durchsetzen können", sagt Zörner und empfiehlt, Fälle dieser Art dem DJV am besten noch im Vorfeld des jeweiligen Konzertes zu melden.

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