Wassermann-Preis an eine Kosmopolitin

5.6.2016, 19:12 Uhr
Wassermann-Preis an eine Kosmopolitin

© Hans-Joachim Winckler

Eine "jüdische Kosmopolitin, die auf Deutsch schreibt", nannte Daniel Cohn-Bendit die Preisträgerin in seiner Laudatio. Im Fürther Stadttheater hatten sich die Honoratioren und Literaturfreunde versammelt, um ihm und Lustiger gespannt zuzuhören. Denn beide eint viel, vor allem ein scharfer Blick auf die aktuelle europäische Gesellschaft.

An Jakob Wassermann schätzt Lustiger vor allem den Drang, mit dem er die kleinen Details der Welt aufzeichnete. "Ich muss Kunde geben", schrieb der in Fürth geborene Namensgeber des Preises, als die Hatz auf Juden immer schlimmer wurde. Gila Lustiger begreift sich nicht ausschließlich als jüdische Schriftstellerin, die über das Jüdischsein schreibt. Vielmehr beobachtet sie ihre Umwelt genau und hat in ihrem jüngsten Buch "Erschütterung" zum Beispiel analysiert, warum die muslimisch geprägte Einwanderergemeinde in den Pariser Vorstädten nicht integriert ist und wie es zu Ausschreitungen bis hin zu den schlimmen Terroranschlägen kommen konnte.

Gila Lustiger stellt Fragen, ohne sich anzumaßen, die Antwort zu kennen. Aber sie vergleicht, zitiert Literaten und Denker, so auch in ihrer Dankesrede: Der von ihr bewunderte Danilo Kis schreibt "Jedes Buch, das etwas wert ist, ist eine fortgesetzte Auflehnung gegen die Sprache." Doch Lustiger hat beschlossen, ihre "Suche nach dem Schatz hinter den Worten" unbeirrt fortzusetzen.

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