Werbekampagne für den Nürnberger Witz

15.9.2009, 00:00 Uhr
Werbekampagne für den Nürnberger Witz

© Daut

Dass die Nürnberger pfiffig sind, war schon im Mittelalter bekannt und kam nicht von ungefähr: Im Bereich der Kartografie und des Kupferstichs, beim Entwickeln wissenschaftlicher Instrumente und dem Fertigen von Rüstungen war die Stadt in der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts führend. Später wurden hier das erste Papiertaschentuch und der erste Versandhauskatalog auf den Markt gebracht. Das verdeutlicht die informative und erfrischend präsentierte Ausstellung mit prägnanten Beispielen.

Gerade in Krisenzeiten, in denen die Region besonders gebeutelt ist, erinnert man sich gerne der eigenen ruhmreichen Vergangenheit. Schließlich wusste man schon im späten Mittelalter: «Hätt ich Venedigs Macht und Augsburger Pracht, Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz und Ulmer Geld, so wär ich der reichst in der Welt«. Und auch wenn es beim Nürnberger Witz nicht um Schenkelklopfer geht, sondern um gewitzte Ideen, die sich auf dem Markt durchsetzen, so ist Henkel überzeugt: «Das kann man nur mit Humor präsentieren.«

Was ist ein Meisterwerk?

Außerdem braucht man dazu natürlich Geld. In dem Fall insgesamt 100000 Euro. Denn bei seiner Debüt-Schau, für die im städtischen Topf nur rund 30000 Euro waren, wollte sich der neue Chef nicht lumpen lassen: Klotzen statt Kleckern. Dafür ist er einen ungewöhnlichen und nicht unumstrittenen Weg gegangen: Die Nürnberger Versicherung ist nicht nur Hauptsponsor der Ausstellung, sondern zugleich eines der 13 präsentierten Beispiele für den Nürnberger Witz. Eine heikle Konstallation. Die per Audioguide abrufbaren Informationen zu der Versicherung hören sich an wie ein überlanger Werbespot. Und dass ausgerechnet die Versicherung mitten auf der Startseite der eigens für die Ausstellung eingerichteten Homepage prangt, ist auch nicht gerade glücklich.

Begleitet wird die Schau nicht nur von einem Rahmenprogramm, sondern auch von einer Werbekampagne. Seit Tagen schon hängen leuchtend gelbe Plakate in Nürnberger Busstationen - und nach der Bundestagswahl sollen es noch mehr werden.

«Was ist ein Meisterwerk?« steht auf einem der Plakate. Eine Frage, mit der sich die Nürnberger bereits in den vergangenen Jahren in einer Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum auseinandersetzen durften. Aber im Fembohaus steht - mal abgesehen vom Säulenheiligen Dürer - nicht die Kunst-, sondern die lokale Wirtschaftsgeschichte im Zentrum. Und wenn es dabei um die Produktion von Landkarten und künstlicher Farbe, um gutes Spielzeug und die Bleistiftherstellung geht, steckt auch viel Kulturgeschichte mit drin.

Museum zum Mitmachen

Anhand der 13 Themen wird der Nürnberger Erfindergeist quer durch sieben Jahrhunderte vorgestellt. Und das auf ebenso lehrreiche wie unterhaltsame und publikumsnahe Weise. Ausprobieren ist im ersten Ausstellungsraum ausdrücklich erwünscht. Hier stehen «Türme der Erkenntnis«, wie Henkel es nennt. Per Film, Computeranimation, kurzen Texten und Stücken zum Anfassen, werden etwa die Funktion einer Taschen-Sonnenuhr, die «Medienrevolution« durch die Erfindung des Holzschnitts um 1400 oder die Herstellung von Prunkgeschirr erklärt.

Im zweiten Raum, der «Schatzkammer«, sind dann die «echten« Exponate dazu zu sehen: Eine Kanne aus dem 16. Jahrhundert, eine Landkarte aus dem 18. Jahrhundert, Grafiken von Dürer, ein wertvoller Harnisch von 1620, aber auch der Leuchtmarker Stabilo Boss im XXL-Format. Per Audioguide fangen diese Exponate das Sprechen an. Dem Fembohaus hat Henkel für diese Ausstellung zudem baulich eine «neue Proportion« verpasst: Aus der L-förmigen Sackgasse wurde ein U-förmiger Rundweg, der über den Innenhof führt. Eine Maßnahme, die das Ausstellungsforum dort dauerhaft - oder, um es im Wirtschaftsjargon zu sagen, nachhaltig - aufwertet.

Fembohaus, Burgstr. 15, Nürnberg. Eröffnung am Dienstag 17.30 Uhr. Bis 25. Novemberg, Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr.