Wie sich Nürnberg als Kulturstadt vermarkten kann

27.4.2012, 18:00 Uhr
Während des Bardentreffens sind die Plätze und Straßen Nürnbergs voll. Was nichts daran ändert, dass die Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale die Events in der Stadt gerne noch besser vermarkten würde.

© Eduard Weigert Während des Bardentreffens sind die Plätze und Straßen Nürnbergs voll. Was nichts daran ändert, dass die Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale die Events in der Stadt gerne noch besser vermarkten würde.

Stell dir vor, Nürnberg hat das „Jahr der Kunst“ ausgerufen, und keiner geht hin. Zumindest niemand, der nicht in der Stadt wohnt. Keine schöne Vorstellung. Sie zeigt aber, was passieren kann, wenn Kultur und Tourismus die Chance verpassen, effizient zusammenzuarbeiten.

Gibt es in dieser Hinsicht in Nürnberg noch Handlungsbedarf oder läuft alles rund? Um diese Frage zu beantworten, hatte die SPD-Stadtratsfraktion den Berliner Kulturentwicklungsplaner Patrick S. Föhl geladen, der von den Herausforderungen berichtete, denen sich Kultur und Tourismus heute stellen müssen: Stichwort Globalisierung, Medialisierung, Finanzkrise, verändertes Freizeitverhalten.



Fakt ist: Der Trend geht dahin, dass 2020 etwa 30 bis 40 Prozent der Bundesbürger im Urlaub kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten besichtigen werden. Mitte der 90er waren es noch 24 Prozent. Eine riesige Chance also auch für die Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale. Deren Chefin und Teilnehmerin an der Podiumsdiskussion Ivonne Coulin kann auf den Rekord von 2,5 Millionen Übernachtungen im Jahr 2011 verweisen.

Was nichts daran ändert, dass Coulin die Events in der Stadt gerne noch besser vermarkten würde. „Aber bitte keinen Ausverkauf starten!“, warnt Andreas Radlmaier, im Kulturreferat der Stadt zuständig für die Großveranstaltungen wie Blaue Nacht, Bardentreffen und Klassik-Open-Air. In erster Linie seien diese Aushängeschilder dazu da, einen gewissen Besitzerstolz bei den Bewohnern zu wecken. Außerdem besteht aufgrund der hohen Besucherzahl hier ohnehin kein Bedarf, noch mehr Menschen anzulocken.

Der ewige Dürer

Womit sonst also kann Nürnberg punkten? Läuft es auf den ewigen Dürer hinaus? Wenn es nach Patrick S. Föhl geht, dann ja: „Es braucht Mut zum Schwerpunkt!“, sagt er. Vielfalt habe jede Stadt zu bieten, es komme darauf an, sich mit einem Spitzen-Anziehungspunkt zu behaupten. Da fehlt es dem Experten in Nürnberg noch an der nötigen Positionierung und einem gesamtstädtischen Konzept: „Ich vermisse ein klares Thema, wenn es um die touristische Vermarktung geht.“ Was ebenfalls fehlt, darauf weist auch Andreas Radlmaier hin, ist die notwendige finanzielle Planungssicherheit im Bereich der Kultur. Er bringt auch eine Kulturabgabe, wie sie Weimar zum Beispiel eingeführt hat, ins Gespräch. Der in Nürnberg 2010 mit Erfolg etablierte Tourismusfonds gibt ihm Recht.

Eins steht fest: Sich auf guten Zahlen auszuruhen, läuft nicht. Außerdem machen „Großevents keinen Sinn, wenn die Szene insgesamt nicht funktioniert“, wirft Rafael Raum, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, noch in die Runde. Und weist darauf hin, dass es neben Kulturspektakeln ja noch eine Subkultur gibt, die man bei der ganzen Diskussion auch nicht vergessen sollte.
 

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