YouTube-Star bei den Nürnberger Symphonikern

28.9.2015, 17:57 Uhr
Gerade noch auf YouTube, jetzt schon bei den Nürnberger Symphonikern: Valentina Lisitsa.

© dpa Gerade noch auf YouTube, jetzt schon bei den Nürnberger Symphonikern: Valentina Lisitsa.

Die Solistin allerdings, die hätte man sich ja eigentlich auch daheim auf dem Sofa anhören können. Denn die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa wurde nicht auf den Konzertpodien dieser Welt berühmt, sondern auf dem Video-Portal YouTube und 80 Millionen Klicks. Auch mit ihren politischen Statements: „Aktuell sind die ‚alten‘ neuen Oligarchen an der Macht. Viele Ukrainer … trauen auch ihren eigenen Politikern nicht.“ Das alles summiere sich, so die US-Presse, zu einem neuen Geschäftsmodell für die Klassik-Industrie.

Aber damit hätte man dann ja den Nach-wie-vor-Publikumsliebling Shelley versäumt, samt seinem diesmal besonders weiten Blumenstraußwurf. Und das blonde Internet-Wunder mit der Anita-Ekberg-Robe und dem artigen Knicks. Das lebt längst in North Carolina und lässt sich schon mal das Konzertprogramm vom Publikum zusammen-klicken. Da wird dann viel Rachmaninow gewählt. Damit stellte sie sich auch in Nürnberg vor: Klavierkonzert Nr. 2, ein Knüller der ersten Kategorie, und Lisitsa hatte nicht vor, sich dessen Effekte entgehen zu lassen.

Elegische Armbewegungen

Shelley und die Symphoniker halten mit ihrem wuchtigen Anschlag von Anfang an mit. Und wem das anfangs alles zu plakativ- farblose Klavierkost war, der erlebte auch im Adagio eine wenig durchdachte, gleichförmige Phrasierung, eine eher oberflächliche Umsetzung von Rachmaninows romantischen Ideen.

Dafür verwöhnt sie ihr Publikum mit elegischen Armbewegungen, bei denen man sich wundert, welche Kraft dann doch auf die Tasten kommt. Auch im Wirbelwind, den Valentina Lisitsa in der Finalcoda entwickelt. Da ließ ihr Shelley keine andere Wahl. Sie musste auspacken, was ihr Markenzeichen ist: viel olympiahaft-pianistischen Sportsgeist. Können 200 000 Channel-Abonnenten irren?

Nächster Symphoniker-Termin: 4. Oktober, 1. Sonntagskonzert mit Musik von Elgar und Grieg; Karten-Tel. 0911/474 01 54

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