Kunst kann das Leben in Stein reicher machen

2.9.2014, 06:00 Uhr
Kunst kann das Leben in Stein reicher machen

© Foto:privat

Frau Meier, vor nicht allzu langer Zeit ist Stein mit einem großen Kultur-Projekt — dem Latino-Festival — gehörig auf die Nase gefallen. Soll Ihr Konzept das wieder gutmachen?

Agnes Meier: Indirekt schon. Wobei, einfach so wieder ausbügeln, geht natürlich nicht, da ist zu viel passiert: von der Insolvenz und nicht bezahlten Gagen angefangen. Ich möchte jetzt mit allen Interessierten in Stein überlegen, was wir gemeinsam tun können, um unser kulturelles Leben zu bereichern. Dann hoffe ich, es passieren viele Fehler nicht, die beim Latino-Festival gemacht wurden. Es geht mir hier nicht um große Veranstaltungen, zu denen man auswärtige Künstler einlädt. Ich stelle mir eher vor, dass wir nutzen, was wir bereits haben, und wie wir kooperieren und daraus etwas weiter entwickeln können. Von den großen Events lasse ich auf jeden Fall meine Finger.

Fehlt es Stein an Veranstaltungsorten, egal ob großes oder kleines Angebot?

Agnes Meier: Viel haben wir tatsächlich nicht: Da wären das Rathaus, das für Ausstellungen Platz bietet, das Heimatmuseum in der Mühlstraße hat einen kleinen Raum und natürlich das Alte Spital, das allerdings nicht barrierefrei ist. Ich stelle mir einen Ort vor, den man in Stein mit Kultur in Verbindung bringt: Das könnten eine ausgebaute alte Scheune sein oder Räumlichkeiten in einer Schule. Das ist natürlich noch Zukunftsmusik, aber dort sollte Kunst gezeigt und gemacht werden, es sollte eine Bühne geben für Theater, Kabarett oder Musik.

Mit welchen kulturellen Pfunden kann Stein bereits wuchern?

Agnes Meier: Hier leben hervorragende Einzelkünstler. Und wir haben eine ganze Fülle an Angeboten: Kunstverein, Kammerchor, Fotoclub, Heimatverein, Musikschule, Symphonisches Blasorchester, Chöre . . .

. . . und natürlich die Faber-Castell-Akademie.

Agnes Meier: Genau. Mit dem Akademiedirektor Professor Uli Rothfuss habe ich bereits gesprochen. Er hat angeboten, dass wir Räumlichkeiten nutzen können. Natürlich wären dazu zunächst noch einige Absprachen nötig, aber grundsätzlich ist das sogar im Sinne der Akademie, die so zeigen kann, dass sie zu Stein gehört.

Kultur und Stein — das bringt man in Verbindung, meinen Sie?

Agnes Meier: Aber ja. Es gibt mindestens drei große Veranstaltungen im Jahr, bei denen das deutlich wird, da sie Anziehungskraft über die Stadt hinaus haben: der Kulturfrühling, das Konzert im Schlosspark und der Auftritt des Symphonischen Blasorchesters im Dezember.

Dieses Konzert findet allerdings alljährlich in der Nürnberger Meistersingerhalle statt.

Agnes Meier: Ja, wir können mit so einer Lokalität nicht aufwarten, aber die Steiner fahren dazu eben nach Nürnberg. Ich wünsche mir, für unsere Bevölkerung aber auch vor Ort erlebbar zu machen, wie bereichernd Kunst, egal welcher Sparte, sein kann. Eine Vortragsreihe dazu wäre auch gar nicht schlecht.

Verstehen Sie Ihre Hauptaufgabe im Vernetzen der Kulturschaffenden der Stadt?

Agnes Meier: Ja, das sind für mich die Fachleute. Ich habe dazu schon mit vielen Kulturschaffenden geredet, bin aber mit meiner Tour noch nicht ganz am Ende. Was außerdem dazu gehört, sind Gespräche mit Nachbarkommunen, dem Landkreis und dem Bezirk. Vielleicht kann man gemeinsam etwas bewegen oder es gibt für das ein oder andere Projekt einen Zuschuss. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass Politik – und Kulturreferentin ist ja ein politisches Amt – bedeutet, Möglichkeiten für die Aktiven zu schaffen.

Was fehlt ist ein Angebot für die jüngere Generation?

Agnes Meier: Dafür bin ich nicht unbedingt die Expertin. Vorstellen könnte ich mir aber regelmäßige Filmabende zu günstigen Preisen, die sich auch junge Leute leisten können. Ich habe bei solchen Abenden viele Filmklassiker kennengelernt. Gesprochen habe ich auch mit Vertretern der Musikschule, die gerne mehr Kinder und Jugendlichen erreichen möchten. Ich habe bereits als Kind mit dem Klavierspiel begonnen, und trotz des lästigen Übens war und ist Musik für mich eine große Bereicherung. Es würde mich freuen, wenn dies mehr Kinder und Jugendliche erleben könnten.

Was ist Ihr Lieblingsprojekt, das sie gerne schnell realisieren möchten?

Agnes Meier: Ein gemeinsames Adventskonzert der Chöre und Musiker aus Stein. Ich bin sicher, das könnte ein großer Erfolg werden. Doch leider wird das heuer nicht mehr klappen. Die Terminplanungen sind dafür einfach zu langfristig.

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