Marktpotenzial der kreativen Köpfe im Landkreis entdeckt

10.2.2016, 13:00 Uhr
Marktpotenzial der kreativen Köpfe im Landkreis entdeckt

© Foto: Thomas Scherer

Allein in Bayern arbeiten rund 200 000 kreative Köpfe als Kleinstunternehmer und Freiberufler in Sparten wie Software- und Games-Industrie, als Designer und im Buch-, Film- und Rundfunkmarkt. Die meisten davon finden sich in München, doch auch der Großraum Nürnberg lockt Kreative. Aber was kann man sich genauer darunter vorstellen? Werbetexter und Regisseure von Werbeclips? Nicht nur. Die Veranstalter von „Auftakkt“ — das Forum Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg, der Landkreis Fürth sowie das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft — hatten hierzu zahlreiche Künstler und Kulturschaffende in die Haffnersgartenscheune in Cadolzburg eingeladen.

Verlag als Schnittstelle

Zum Beispiel den Verleger Norbert Treuheit. Was nützt der innovativste Roman, das aufregendste Drama, das bezauberndste Gedicht, wenn sich nicht ein Verleger des brotlosen Dichters annimmt? So gesehen bildet ein Verlag eine der ältesten Schnittstellen zwischen Kultur und Kommerz. Norbert Treuheit selbst ist wiederum ein ungewöhnlicher Verleger, der Risiken eingeht.

Statt in München ließ er sich in Cadolzburg nieder; er entdeckte Marktnischen wie die Kneipenführer für Großstädte, wofür ihm Generationen durstiger Studenten auf ewig dankbar sind; er propagierte Lyrik in fränkischer Mundart, initiierte den Frankenkrimi, stach große Verlage mit Preisen für die schönsten Kalender aus, und vermittelt den gesamten Shakespeare in einer modernen Übersetzung fürs 21. Jahrhundert.

Gebietet Treuheit über ein paar Dutzend feste und freie Mitarbeiter, Fotografen und Autoren, so arbeitet Havo Hildebrand im Einmannbetrieb in Langenzenn. Der gelernte Grafikdesigner und Layouter hatte sich vor Jahren selbstständig gemacht und kombiniert Bilder in einer Mischung aus analoger und digitaler Technik. So bedient er den Bildermarkt mit Kalendern, Postkarten und Panoramen von Würzburg und Mainfranken.

Der Maler und Software-Entwickler Ralf Scheid aus Zirndorf wiederum bringt mit seinen Mitarbeitern Bilder zum Tanzen. Mittels seiner „augmented Reality“ kann ein Kunde eine Scheid-Fotografie mit dem iPad anklicken und mit diversen Bildelementen spielen. Das lässt sich gut für die Werbung nutzen. Etwa dann, wenn ein Kunde zum Bankautomaten geht, um Geld abzuheben. In der Schalterhalle fällt sein Blick auf Fotos von Häusern, die zum Verkauf anstehen. Bisher blieb dem Kunden nur der Eindruck von dem zweidimensionalen Foto sowie die Zahlen zu Preis und Grundfläche. Fotografiert er mit seinem Tablet ein solches Bild in „augmented Reality“ ab, so kann er daheim am Computer das Haus von allen Seiten betrachten, den Grundriss studieren, ja sogar Räume virtuell betreten, weil Scheid sich vorher dort umgesehen hatte.

Ein weiterer Geburtshelfer für kreative Talente ist Uli Rothfuss. Der Rektor der Akademie Faber-Castell in Stein bietet sowohl Grafikstudenten wie auch älteren Menschen an der Pensionsgrenze ein Studium an der Akademie an, um beruflich wie privat ihr Talent zu verwirklichen.

Zauberwort „Vernetzung“

Man sieht: Die Kontakte zwischen Kunst, Wirtschaft, Markt und Vermarktung sind heute enger und diffiziler verflochten als vor 200 Jahren. Bedurften einst Künstler wie Böcklin und Feuerbach eines potenten Mäzens wie Adolf Graf von Schack, bis sie sich endlich ihren Ruf erworben hatten, so ist der Künstler von heute ein Unternehmer seiner selbst, oder sollte sich mit Unternehmern gut stellen, so dass beide voneinander profitieren. Das Zauberwort heißt „Vernetzung“.

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