Matthias Ank: Matthäuspassion in St. Lorenz

25.3.2012, 17:30 Uhr
Matthias Ank: Matthäuspassion in St. Lorenz

© Stefan Sippel

Dass die Matthäuspassion einen besonderen Bezug zu Nürnberg hat, weil sich in den Choraltexten und Melodien die Spuren lokaler Komponisten finden lassen, wissen die Kenner. Und wenn in diesen Tagen ein neuer Bundespräsident und gelernter Pfarrer mit bekanntem Nürnbergbezug im Rahmen seiner ersten Amtshandlungen nach Leipzig reist, um dem bereits von Johann Sebastian Bach geleiteten Thomanerchor zum Jubiläum zu gratulieren, so ist dies auch ein Symbol dafür, dass Himmel und Erde wohl nicht nur im modernen Kirchenlied aufeinander-treffen können.

Matthias Anks Matthäuspassion mit dem Bachchor St. Lorenz berührte im wahrsten Sinne des Wortes die Sinne: Eine großartige Sensation. Dies war in erster Linie das Verdienst der Gesangssolisten. Jochen Kupfer vom Staatstheater glänzte als wunderbar nobler Jesu, während Markus Schäfer in vorbildlicher Textverständlichkeit und mit geschmeidiger Gesanglichkeit die Evangelistenrolle gestaltete. Und auch Martin Platz sang sich mit Bravour in diese Gilde, die durch Bassbariton Wolfgang Newerla vervollständigt wurde, der nach anfänglich etwas ausladender Interpretation zu fokussierender Darstellung fand.

Die Gegenkräfte und hierin ganz dem Affekt unterworfen bildeten die beiden Frauenstimmen. Rebecca Martin mit lyrisch zartem Mezzo konnte jedes Herz zu Tränen rühren. Eine eigene Kategorie bildete Marie Friedericke Schöder, deren intensiver, absolut glasklarer Sopran wie ein Laserstrahl den Schönheiten der Partitur nachspürte und diese funkelnd zum Leuchten brachte.

Diese sechs bildeten in der sehr gut besuchten Lorenzkirche somit ein vokales Dreamteam, hinter dem der hundertköpfige Bachchor St. Lorenz, verstärkt durch den „Jungen Chor Nürnberg“ in sehr guter Einstudierung stand. Ob innigen Choral oder dramatische Aufruhr, zu beidem war man in einer emotional fesselnden und künstlerisch überzeugenden Haltung fähig.

Der Griff zum Textheft, an diesem Abend wurde er entbehrlich. Das „Orchester Kontraste“ bezauberte in seinen solistischen Momenten, war mit Denny Wilcke an der Orgel mit einem hellwachen Geist und Kenner der Materie besetzt und wusste auch die archaischen Momente der Partitur gut umzusetzen. Ein denkwürdiges Erlebnis mit Nachhaltigkeitsgarantie.

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