Nach 43 Jahren: Steins Polizeichef Hubert Bock geht in Pension

26.11.2015, 16:00 Uhr
Nach 43 Jahren: Steins Polizeichef Hubert Bock geht in Pension

© Foto: Goldmann

Als Ihr Kollege Gerhard Meyer vor zwei Jahren als Leiter der PI Zirndorf in Pension ging, meinte er, der Ruhestand sei zwar toll, aber irgendwie sei man nun doch ein alter Sack. Wie sehen Sie die Lage, Herr Bock?

Hubert Bock: Ich fühle mich nicht alt. Der Zeitpunkt, die Verantwortung an Jüngere abzugeben, ist der richtige. Ich habe meine Arbeit getan und die Rückmeldungen zeigen mir, dass ich nicht alles falsch gemacht habe. Ich gehe mit einem guten Gefühl.

Was hat Sie zur Polizei geführt?

Bock: Ich stamme aus einer Flüchtlingsfamilie. Mein Vater ist nach dem Krieg in der Oberpfalz hängengeblieben. 1972, als ich die Realschule abgeschlossen hatte, habe ich mich umgeschaut, was es an Lehrstellen gab. Daheim war, in einer grenznahen Region, mit großen Betrieben nicht viel los. Ich glaube, zwei Drittel meiner Abschlussklasse ist beim Staat gelandet. Für die Polizei gab es damals viele Mittel, schließlich war es die Zeit der Rote-Armee-Fraktion.

Den Großteil Ihres Arbeitslebens, insgesamt 29 Jahre, haben Sie in diversen Dienststellen in Fürth verbracht. An was denken Sie besonders gern zurück?

Bock: Eigentlich an die Zeit, in der ich in der Einsatzzentrale war. Dort kamen alle Spontan-Einsätze an, alles, was über das Telefon, die 110, läuft. Ich glaube, ich habe in 13 Jahren alle Großeinsätze mitgemacht – von dem Riesen-Brand bei der Spielwarenfabrik BIG in Stadeln bis zu dem Mord an Carla, einem Mädchen aus Wilhermsdorf, der damals den Landkreis erschüttert hat. In dieser Zeit haben die Kollegen mir den Spitznamen „Katastrophen-Hubi“ verpasst, am Ende wollte beinahe keiner mehr mit mir Dienst machen. Aber da habe ich sehr viel gelernt.

Letzteres galt sicher auch für Ihre Zeit ab 2006 im Polizeipräsidium Mittelfranken, als Sie mit der Planung und Koordination von Großereignissen befasst waren.

Bock: Das stimmt. 2005 hatten wir den Confed Cup in Deutschland, sozusagen die Generalprobe für die Fußball-WM 2006. Der Polizeidirektion Fürth oblag der Personen- und Objektschutz, also die Sicherung der Hotels und Trainingsstätten. In Herzogenaurach war beispielsweise das argentinische Nationalteam vor Ort. 2007 fand im Rahmen einer EU-Konferenz ein Treffen der Außenminister in Nürnberg statt. 41 Delegationen fuhren im 30-Sekunden-Abstand vor, das musste alles geplant werden, genau wie der Einsatz von 3500 Polizisten 2008 bei einer NPD-Demonstration in Nürnberg. Da habe ich die Stabsarbeit von der Pike auf gelernt.

War es Ihnen da in der heilen Welt des Landkreises nicht ein wenig langweilig?

Bock: Heile Welt – das ist ein relativer Begriff. Jeder Einbruch ist einer zu viel. Natürlich ist die Situation hier überschaubarer als in einer Großstadt-Inspektion. Wir haben glücklicherweise keine Discothekenareale oder eine Kneipenszene. Aber wir haben die B 14 mit schweren Unfällen, und wir kämpfen mit Seriendelikten wie Fahrraddiebstählen.

Und das mit immer weniger Personal.

Bock: Wenn man sich die Mindeststärken der Schichten ansieht, zeigt die Entwicklung nach unten. In einer kleinen Inspektion wie Stein mit 31 Beamten sind Krankheitsfälle nicht so leicht aufzufangen. Die Situation ist schwierig, weil landesweit die große Pensionierungswelle rollt. Und bis die jungen Kollegen aus der Ausbildung kommen, vergehen drei Jahre. Gleichzeitig nimmt die Aufgabenvielfalt und die Belastung zu: die Cyber-Kriminalität, das Einkaufszentrum Forum wird mehr Arbeit bringen. Und keiner weiß, wie es mit dem Flüchtlingszustrom weitergeht.

Wie hat sich die Rolle des Polizisten in all den Jahren aus Ihrer Sicht in der Öffentlichkeit verändert?

Bock: Die enormen Veränderungen der letzten Jahrzehnte, wie Mauerfall, offene Grenzen und Migration, brachten enorme Entwicklungschancen für uns. Damit einhergehend stiegen aber auch die Belastungen für jeden Einzelnen, man muss mehr Kritik aushalten können. Der Terrorismus in der kleiner gewordenen Welt führt zu Ängsten. Unser Rat wird hierbei gesucht und die Polizeiarbeit als stabilisierender Faktor gesehen.

Wie sieht Ihr Dienstplan für den Start in den Ruhestand aus?

Bock: Am 2. Dezember habe ich schon einen Termin bei der Weihnachtsfeier des Pensionistenvereins. Ich werde mit meiner Frau reisen, zum Beispiel in die USA, da waren wir schon mehrere Male, Cape Canaveral, Space Center Houston – als Kind der Mondlandung habe ich ein Faible für die Raumfahrt. Dazu habe ich daheim meine Fachbibliothek und noch viele Bausätze, die ich endlich angehen will. Mir wird nicht langweilig, außerdem ist das gut für die Motorik.

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