Nach Anschlag: Demonstration in Vorra verläuft friedlich

13.12.2014, 20:18 Uhr
Der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (2.v.l.) besuchte am Samstag in Vorra zusammen mit dem Pfarrer der Gemeinde, Björn Schukat (3.v.l.) die Orte des Brandanschlags auf Asylbewerber-Unterkünfte.

© Daniel Karmann/dpa Der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (2.v.l.) besuchte am Samstag in Vorra zusammen mit dem Pfarrer der Gemeinde, Björn Schukat (3.v.l.) die Orte des Brandanschlags auf Asylbewerber-Unterkünfte.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich von den Vorfällen in Vorra entsetzt und will die Sicherheitsmaßnahmen nun verschärfen: "Entscheidend wird sein, dass wir auf jeden Fall sicherheitshalber den Schutz anderer Asylbewerbereinrichtungen in Bayern noch verstärken", sagte er am Freitag im Bayerischen Rundfunk.

"Es ist ganz offensichtlich Brandstiftung und diese Hakenkreuzschmierereien lassen den Verdacht zu, dass es sich hier um rechtsradikale Täter handeln könnte. Wir werden alles tun, um die Täter zu identifizieren", so Herrmann weiter. Der Innenminister war im Laufe des Freitagnachmittags persönlich nach Vorra gekommen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich zu dem Brandanschlag. Beim CSU-Parteitag sagte sie: "Es ist unerträglich, wenn Asylbewerberheime geschändet werden."

Seehofer: "Schändliche Tat"

 Als "schändliche Tat" bezeichnete Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer die Ereignisse. "Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft", betonte Seehofer. "Die Menschen in Bayern lassen sich durch die Provokation, den Hass und die Menschenverachtung, die aus dieser Tat sprechen, nicht beirren."

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (2.v.l.) besichtigte am Freitag die Brandstellen an einem Flüchtlingsgebäude in Vorra.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (2.v.l.) besichtigte am Freitag die Brandstellen an einem Flüchtlingsgebäude in Vorra. © dpa

Auch der Bayerische Flüchtlingsrat hofft auf eine schnelle Aufklärung. "Ich wünsche mir, dass möglichst rasch und intensiv und auch wirklich gegen rechts ermittelt wird", sagte der Sprecher Alexander Thal am Freitag. In Mittelfranken gebe es – wie im ganzen nordbayerischen Raum – Rechtsextreme. Bei ähnlichen Anschlägen habe es aber oft geheißen, es werde in alle Richtungen ermittelt, weil beispielsweise Hakenkreuz-Schmierereien fehlten. "Jetzt haben wir die", sagte Thal.

Die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg verurteilte die Brandstiftung mit aller Schärfe. „Dass man Herbergen für traumatisierte Menschen, die wegen Krieg oder Terror ihr Land verlassen mussten, anzündet, ist ein Akt menschenverachtender Barbarei“, so der Vorsitzende Michael Helmbrecht. Die Allianz forderte alle politischen Entscheidungsträger auf, auf "ein wirklichkeitsfernes Gerede über Asylmissbrauch und Deutschpflicht für Zuwanderer im eigenen Haushalt zu verzichten", denn sie seien das Öl für die Brandstifter.

Anwohner zeigen sich betroffen

"Wir und andere Nachbarn haben uns auf die Ankunft der Asylbewerber gefreut", sagte eine Bürgerin von Vorra am Freitagmorgen. "Wir haben uns schon drauf vorbereitet, sie willkommen zu heißen."

In den vergangenen Wochen habe sich im Dorf extra ein Unterstützerkreis gegründet. Die Bewohner seien froh gewesen, dass die seit Jahren leerstehenden Gebäude endlich saniert und für die Flüchtlinge hergerichtet worden seien. Auch ein Tag der offenen Tür zur Besichtigung der künftigen Behausungen stieß laut Bürgermeister Herzog auf durchweg positive Resonanz.

Demonstration und Gedenkgottesdienst in Vorra geplant

Am Samstag mobilisierte das Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg zu einer Demonstration am Bahnhof Vorra um 17 Uhr. Teilnehmer aus Nürnberg wollten sich schon um 15.30 Uhr in der Osthalle des Hauptbahnhofes sammeln, um gemeinsam nach Vorra zu fahren.

Mit einer Kerze in der Hand nahm eine Frau schweigend an einer Kundgebung in Vorra teil.

Mit einer Kerze in der Hand nahm eine Frau schweigend an einer Kundgebung in Vorra teil. © Daniel Karmann/dpa

Insgesamt 600 Menschen fanden sich laut Polizei schließlich vor Ort ein. Vom Bahnhof aus brachen die Demonstranten zu den Brandorten in der Hirschbacher Straße/Ecke Hauptstraße auf. Dort folgte eine Kundgebung mit mehreren Reden. Die Versammlung verlief nach Angaben der Polizei "vollkommen friedlich und endete um 18.10 Uhr am Bahnhof in Vorra".

Ebenfalls für Samstagabend hat sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, angekündigt. In Vorra wimmelt es derzeit von Kamerateams und Medienvertretern. Demensprechend hoch ist auch die Präsenz der Polizei.

Bürger wollen am Sonntag (11 Uhr) mit einer Menschenkette gegen Rassismus und Rechtsextremismus protestieren. Die Demonstranten würden sich dabei schützend um die ausgebrannten Gebäude formieren, berichtete im Vorfeld der evangelische Pfarrer Björn Schukat. Zuvor findet ein Gedenkgottesdienst (10 Uhr) in der evangelischen Kirche des Ortes statt.

Bereits am Freitagabend veranstaltete das Dekanat Hersbruck anlässlich der Brandanschläge eine Mahnaktion auf dem Hersbrucker Weihnachtsmarkt. Für Sonntag kündigte die örtliche Pfarrgemeinde unterdessen einen Gedenkgottesdienst in Vorra an. Man wolle damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen, kündigte der evangelische Pfarrer Björn Schukat an.

In Hirschaid war eine Kundgebung der NPD geplant. Die Anmeldung für die Veranstaltung am Samstagvormittag hat der Veranstalter der NPD aber zwischenzeitlich zurückgenommen. Dies teilte die Polizei Oberfranken am Freitagabend mit.

Auch in Aschbach, einem Stadtteil von Schlüsselfeld war eine ähnliche Demonstration geplant. Die Rechtsextremen wollten sich um 12 Uhr mitten im Dorf, vor dem Gasthaus Mach in der Hauptstraße treffen. Eine Genehmigung für die Veranstaltung erhielten sie allerdings nicht, laut dem Landratsamt Bamberg aufgrund von "eventuellen Verkehrsproblemen".

Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

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