Nach Razzia: Bamberger Neonazi-Szene wandert nach Sachsen

1.11.2015, 06:00 Uhr
Propagandamaterial und Waffen: In Bamberg hat die Polizei vor wenigen Wochen wohl einen Anschlag verhindert.

© NEWS5 / Herse Propagandamaterial und Waffen: In Bamberg hat die Polizei vor wenigen Wochen wohl einen Anschlag verhindert.

Dieses Gasthaus in Oberprex hatten die Rechten über einen Mittler erworben. Inzwischen ist es wieder beschlagnahmt worden.

Dieses Gasthaus in Oberprex hatten die Rechten über einen Mittler erworben. Inzwischen ist es wieder beschlagnahmt worden. © Elke Graßer-Reitzner

Obwohl Neonazis und rechtsextreme Gruppierungen, die sich früher gegenseitig die Mitglieder abgeworben haben, plötzlich zusammenarbeiten, ist es ihnen nach Erkenntnissen von Polizei und Verfassungsschutz bislang nicht gelungen, ein "Nationales Schulungszentrum" in Oberfranken aufzubauen.

Der Kreisverband Bamberg der Partei "Die Rechte" hatte im Frühjahr auf seiner Facebook-Seite verkündet, einen "Nationalen Treffpunkt" eröffnet zu haben. Dieser habe sich aber zu keiner dauerhaften Einrichtung entwickelt oder öffentlichkeitswirksame Aktivitäten gesteuert, teilte das bayerische Innenministerium den Nürnberger Nachrichten jetzt mit.

Geplante Anschläge vereitelt

Vor einer Woche hat die oberfränkische Polizei elf Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 21 und 36 Jahren mit rechtsextremer Gesinnung in Bamberg festgenommen. Sie hatten sich in Polen Sprengstoff besorgt, der in Bamberg explodieren sollte. Offenbar hatten sie unter anderem Anschläge auf zwei Flüchtlingsunterkünfte und unliebsame Bürger geplant. Einige der Festgenommen waren in der Partei "Die Rechte" organisiert.

"Mehr denn je" träten Rechtsextreme heute in Oberfranken in Erscheinung, sagt Sabine Dresel, Diakonin in der evangelischen Kirchengemeinde Regnitzlosau. Ihre Aufgabe ist neben der Jugendarbeit vor allem Extremismusprävention, seit sich gewaltbereite Neonazis im Regnitzlosauer Ortsteil Oberprex eingenistet haben. Vergangenen Sommer ließ das bayerische Innenministerium ein Anwesen in Oberprex beschlagnahmen, weil Mitglieder des inzwischen verbotenen Freien Netz Süd dort einen Versandhandel für die Szene betrieben hatten.

Ein gemeinsames Ziel: Hass gegen Flüchtlinge

Die führenden Köpfe seien zwar inzwischen ins 25 Kilometer entfernte Sachsen umgezogen, sagt Dresel, doch auf Veranstaltungen in ihrer alten Heimat sehe man sie immer wieder.

Oberfrankens Polizei-Vizepräsident Werner Mikulasch bestätigt, dass sich die Rechtsextremisten neu strukturiert haben. "Man unterstützt sich", sagt er. Früher hätten die einzelnen Gruppierungen "nichts miteinander am Hut" gehabt, heute gehe man zu den Aufmärschen und Demonstrationen der jeweils anderen. Denn sie haben ein gemeinsames Ziel: Den Hass gegen Flüchtlinge schüren.

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