Neptunbrunnen bleibt im Nürnberger Stadtpark

11.10.2012, 08:00 Uhr
Neptunbrunnen bleibt im Nürnberger Stadtpark

© Michael Matejka

Vor wenigen Monaten noch wurde der Text kritisiert, weil er beispielsweise die jüdische Herkunft des einstigen Stifters Ludwig Ritter von Gerngros nicht erwähnte. Daraufhin wurde der Text überarbeitet. Ist er nun kritiksicher? „Es gibt keinen kritiksicheren Text“, meinte Baureferent Wolfgang Baumann. Aber: „Der Text entspricht dem historischen Ablauf.“

Das war kompliziert genug. Wegen des „schwierigen, komplexen Sachverhalts“, der auf knappem Raum dargestellt werden musste, wie Stadtheimatpflegerin Claudia Maué meinte. Gemeinsam mit Steven Zahlaus vom Stadtarchiv („Viel Abstimmung war nötig“) hat sie es geschafft, das Wichtigste zusammenzufassen.

Jüdischer Stifter

Der Brunnen ist die Kopie einer städtischen Auftragsarbeit, die Bildhauer Georg Schweigger und Goldschmied Christoph Ritter zwischen 1660 und 1668 ausführten. Ursprünglich sollte das Original den Schönen Brunnen am Hauptmarkt ersetzen, doch er wurde schließlich nach Sankt Petersburg verkauft.

Der jüdische Stifter Ludwig Ritter von Gerngros machte es möglich, dass 1902 eine Kopie angefertigt und auf den Hauptmarkt gestellt wurde. Dort jedoch wollten ihn die Nationalsozialisten nicht haben — er stand bei Aufmärschen im Weg; zudem störte man sich an der jüdischen Herkunft des Stifters. 1934 wurde der Brunnen „verbannt“, drei Jahre später auf dem heutigen Willy-Brandt-Platz aufgestellt. 1962 kam er in den Stadtpark.

„Bestrebungen, den Neptunbrunnen wieder in die Altstadt zurückzuführen, war kein Erfolg beschieden“, heißt es auf der Stele — eine Zusammenfassung der recht leidenschaftlich geführten Kämpfe um den Standort des Brunnens. „Diplomatisch abgehandelt“, kommentierte Baureferent Wolfgang Baumann schmunzelnd.

Sache gelaufen

Nun, die Sache ist gelaufen. Selbst engagierte Befürworter des Hauptmarkt-Standorts wie André Freud von der „Initiative für den Neptunbrunnen auf dem Hauptmarkt“ mussten einräumen: Die Standortfrage sei für mindestens eine Generation erledigt. Zumal jetzt auch noch die Info-Stele eingeweiht worden ist, womit alle Anwesenden im Stadtpark recht glücklich schienen. Bis auf Freud natürlich. Er beharrte erneut darauf, dass mit dem Stadtpark-Standort eine „Rechtsverletzung“ zementiert werde, weil die Stiftung an den Hauptmarktstandort gebunden gewesen sei. Und dort gehöre auch die Tafel hin.

Dem widersprach sogleich SPD-Stadtrat Jürgen Fischer. Und seine Kollegin Gabriele Penzkofer-Röhrl meinte: Egal, ob Garten-, Park- oder Platzbrunnen: Der Neptunbrunnen gehöre einfach in den Stadtpark.

Tobias Schmidt, Vorsitzender des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord, stimmte zu und verteilte „Dank“ wie „Lob“. Er hofft, dass die Stele für den Neptunbrunnen den Auftakt für weitere Info-Stelen in der Stadt bildet. „Auch an anderen Orten gibt es den Wunsch, dass man Brunnen mehr erklärt.“

Info-Tafeln kommen

Tatsächlich sollen laut Hochbauamt an allen Brunnen in der Stadt nach und nach solche Tafeln aufgestellt werden — abhängig natürlich auch von den finanziellen Möglichkeiten. In puncto Neptunbrunnen versprach Hochbauamtsleiter Wolfgang Vinzl noch, dass man sich bemühen werde, fehlende Brunnenteile — etwa ein Ruder, das der Brunnen-Nymphe abhandengekommen ist — zu ersetzen.

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