Neuer Landsaurier im Solnhofener Museum

5.8.2013, 08:03 Uhr
Neuer Landsaurier im Solnhofener Museum

© Leykamm

Im April diesen Jahres schlug die Stunde des Schicksals für die Brücken­echse aus der Gruppe der Rhynchocephalia (lateinisch für „Schnabelköpfe“). Ein Team des Bildungs- und Dokumentationszentrums Ostbayerische Erdgeschichte machte sich gerade daran, nach dem langen Winter die Grabungsarbeiten wieder aufzunehmen.

Doch das Glück der Entdeckung war Mitarbeiterin Lisa Velser (Graßling) schon bei den Vorbereitungen hold. Denn das was ihr dabei passierte, ließ die erfahrene Hobbyforscherin erst einmal hinsetzen und tief Luft holen. Just als sie aufräumen und saubermachen wollte, um weiter nach paläontologischen Entdeckungen sehen zu können, sprangen diese ihr förmlich entgegen. Unvermittelt hatte sie versteinerte Knochensplitter des rechten Hinterfußes eines Sauriers auf der Kehrichtschaufel, der als Fossil auf dem Globus seinesgleichen sucht.

Über den Winter waren die oberen Schichten in diesem Bereich des Steinbruchs aufgefroren. Was aber niemand wusste: Fünf Zentimeter unter der Oberfläche verbarg sich das Fossil der Brückenechse, dem der Frost gefährlich nahe gekommen war. Das Kehren rettete dem Tier nun zumindest das Überleben als Versteinerung.

Schon diesen Sommer hätte das empfindliche Fossil wohl sonst nicht überlebt. Für Präparator Martin Kapitzke vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart aber bedeuteten die Witterungseinwirkungen bei den hauchdünnen Steinschichten eine große Herausforderung. Trotz der Widrigkeiten konnte der Experte nun ein vollständig erhaltenes Exemplar einer bislang nahezu unbekannten Brückenechsenart präsentieren – inklusive der beim Kehren gesplitterten Knochen.

Dass ein solcher Landsaurier im erdgeschichtlichen Meer gefunden wird, ist höchst selten. Weltweit gibt es überhaupt nur zwei Exemplare dieser Art. Das eine stellt der Fund Velsers dar und ist nun im Solnhofener Museum in einer Vitrine zu sehen – und das andere Exemplar liegt im Glaskasten nebenan!

Was das neue Fossil besonders auszeichnet, macht Kapitzke deutlich: „Der Erhaltungsgrad ist geradezu phänomenal!“, lässt er seiner Begeisterung freien Lauf. Man bedenke: Das Tier wurde vor 152 Millionen Jahren ins Meer geschwemmt. Der Fund der 40 Zentimeter langen Echse gehört zu den großen Erfolgen des Grabungsteams und ist ein faszinierendes Fenster in die Erdgeschichte. Denn diese Brückenechsen gibt es heute noch an den Ufern von Neuseeland, was die Tiere zu sogenannten „lebenden Fossilien“ macht. Der Fund Velsers gehört nun der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München, wird aber dauerhaft in Solnhofen zu bewundern sein.
 

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