Nur der Anfang: Hersbrucker Wehr feierte 150. Geburtstag

30.5.2016, 16:09 Uhr
Nur der Anfang: Hersbrucker Wehr feierte 150. Geburtstag

© M. Scholz

Am Eingang war für die 240 geladenen Gäste der rote Teppich ausgerollt. Die Kommandanten Uwe Holzinger und Armin Steinbauer sowie die Vorsitzenden Norbert Winkler und Markus Pawelke schüttelten die Hände von Stadtoberen, Abgeordneten, Kommunalpolitikern, Kollegen der Hersbrucker "Blaulichtfamilie", Kirchenvertretern und nicht zuletzt den Würdenträgern der Stadt. Danach geleitete die Wehr in den hinteren Außenbereich, wo schon der "alte Tanker" bereitstand. Der rote Oldie, das Tanklöschfahrzeug von 1956, gehört dem Verein und dient neuerdings und rechtzeitig zum Jubiläum als Bierschenke. Die Mini-Köche bewirteten mit Häppchen, bis Fanfaren den Beginn des Abendprogramms in der Halle ankündigten.

Die Bläsergruppe der Feuerwehren Altensittenbach, Ellenbach und Hersbruck übernahm nicht nur diesen Part, sondern gestaltete unter der Leitung von Wolfgang Werthner den gesamten Abend mit musikalischen Einlagen stimmig aus. Ein Baustein von vielen, die hinterher die Gäste von einem gelungenen, etwas anderen Kommersabend plaudern ließen. Im gedämpften Licht bildeten die Ellenbacher Druckspritze von 1906 und eine historische Handpumpe der Hersbrucker Wehr sowie alte Schutzhelme und Ledereimer die Kulisse für die Redner.

Er lobte das große vielseitige Engagement

Von ihnen ist allen voran der Ehrenvorsitzende Norbert Dünkel zu nennen. 39 Jahre ist er mit der Wehr verbunden, was in seinen Worten, die er als Schirmherr des Jubiläumsfestes an die Gäste richtete, deutlich anzumerken war. Er skizzierte kurz die "große Erfolgsgeschichte vom Turnerlpumperl bis zur leistungsfähigen Stützpunktfeuerwehr heute". Bürgermeister Robert Ilg sprach später gar von der „stärksten Truppe im Nürnberger Land“. Mit 95 Aktiven liegt Hersbruck an der Spitze. Er lobte das große vielseitige Engagement, die "äußerst erfolgreiche Jugendarbeit" und hob hervor, dass "es nie Probleme gab, einen Posten zu besetzen". Oftmals habe es sogar zu viele Bewerber gegeben.

Der Stolz des Rathauschefs steht nicht im luftleeren Raum, das gute und "immer sehr verantwortungsbewusste" Miteinander von Stadt(rat) und Feuerwehr würdigte auch Dünkel ausdrücklich. Wie der Bürgermeister, Landrat Armin Kroder und Kreisbrandrat Norbert Thiel dankte der Landtagsabgeordnete den Ehrenamtlichen und charakterisierte ihr Tun: "Regelmäßig und immerwährend, wöchentlich und darüber hinaus üben und sich weiterbilden, um eine große Zahl hochmoderner, leistungsfähiger, zugleich sehr anspruchsvoller Fahrzeuge und Gerätschaften im Einsatzfall sicher und schnell bedienen zu können." Die Belastung bei mittlerweile 200 Einsätzen im Jahr sei kein Pappenstiel.

Getragen werde dies von einer "unvergleichbaren Kameradschaft". Er selbst schätze dies bis heute sehr, denn "meine besten Freunde kommen aus der Feuerwehr". Und die besten Geschichten – etwa die von der älteren Dame, "die sich beim Kommandanten beschwerte, dass Sonntag um neun Uhr bei Alarm Feuerwehrmänner anfahren, die nur mit Unterhose bekleidet die Uniform aus dem Kofferraum auf der Straße anziehen, während andere zur Kirche gehen …".

Höhepunkt war ein kurzer Film

Die große Geschichte aufgeblättert haben an dem Abend aber Kommandant Uwe Holzinger und Vereinsvorsitzender Norbert Winkler im unterhaltsamen Dialog und begleitet von einer Leinwandpräsentation mit historischen Bildern auch aller 13 Kommandanten. Ein Höhepunkt des bewusst salopp gehaltenen Wortwechsels war ein kurzer Film, der die 1963 angeschaffte erste Drehleiter bei einer spektakulären Schauübung am oberen Markt zeigte.

Im Lauf des Rückblicks erschloss sich den Zuhörern auch eine kleine Inszenierung zu Beginn. Klaus Stilper hatte zuerst auf einem Feuerwehrhorn die vier historischen Hersbrucker Feuerwehrrufe geblasen. Danach kamen vom Band verschiedene Alarmierungstöne seit 1866, unter anderem auch ein Kanonenschuss, wie er im Brandfall vor der Wehrgründung von der Wachstube am Michelsberg aus abgefeuert wurde. Einen modernen Meldeempfänger hörten die Gäste live: Gerade als Kreisbrandrat Norbert Thiel zu seinem Grußwort ansetzen wollte, alarmierte die Leitstelle Kreisbrandinspektor Fritz Holfelder zu einem Unfall.

In der Chronik, die von Ehrenkommandant Kurt Pawelke stammt, fehlten die wichtigen Stationen seit der Gründung am 23. Dezember 1866 nicht: der erste Umzug 1972 nach 110 Jahren vom Schlossplatz in die Rudolf-Wetzer-Straße und 1994 an die Ostbahnstraße oder auch Brände, wie in der Michelmühle 1893 und 1922, der Rathausbrand 1945, das Feuer 1976 in der Michelsberggaststätte und die Rettungsaktion in der Schloßklause 1991. Nach dem Kommers, zwei Jahren Vorbereitung und einigem "Stress", wie Winkler zugab, freut sich die Wehr nun auf das große Festwochenende.

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