Nürnberger Südstadt feierte sich drei Tage lang im Annapark

5.7.2015, 19:35 Uhr
Die Blassportgruppe heizte am Freitagabend im Annapark ein.

© Eduard Weigert Die Blassportgruppe heizte am Freitagabend im Annapark ein.

Knallrotes Hemd, dunkle Haut. Salvator Simbiyara am Stand eines Hilfsprojektes für Afrika überlegt keine Sekunde, ob er sich mit der Südstadt identifiziert. „Natürlich“, sagt der studierte Medizintechnik-Ingenieur, der seit 1986 einen deutschen Pass hat. Und lacht, als er weiterspricht: „Ich pass hierher, im Ernst.“

Die Aufforderung von Bürgermeister Christian Vogel, die Südstadt müsse endlich mehr Selbstbewusstsein zeigen, ist bei dem 64-Jährigen überflüssig. Er hat keine Komplexe. Aber er schaut auch über den Tellerrand. Dass Nürnberg „eine sehr gute Multikulti-Stadt“ ist, freut Simbiyara. Es sei nicht so überkandidelt wie München, wo er jahrelang gelebt hat.

Weil die extreme Hitze nachmittags viele von den ausgedörrten Wiesen des Annaparks fernhält, hat der Mann aus Schweinau Zeit zum Plaudern. Dass hier so viele alte Menschen in Papierkörben wühlen müssen, findet er schrecklich. Das dürfe nicht sein.

Eigener Wein für den OB

In Glockenhof ist Michele Scala daheim. Schon seit vielen Jahren. Hier hat er „meine Heimat aufgebaut“, wie er sagt. Wichtigstes Utensil: Italienische Weinreben, die er im Garten gepflanzt hat. Einmal hat er OB Ulrich Maly stolz eine Flasche aus Eigenanbau samt einem Gedicht zu Weihnachten geschickt. Schon rezitiert der 69-Jährige die Zeilen auswendig, auf Italienisch natürlich. Trotzdem sagt er klipp und klar: „Ich liebe die Südstadt.“ Wenn es nur mehr Arbeitsplätze gäbe hier.

Kritischer, aber überzeugter Südstädter ist Ali Bestas, der auf dem Fest die Alevitische Gemeinde vertritt. Zu wenig Grün, zu viele Autos, bringt er die neuralgischen Punkte aufs Tapet. Dann zückt der Mann am Essensstand besorgt das Handy und liest die Temperatur ab. 35 Grad im Schatten. Noch zu heiß für die Kundschaft.

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