Oberasbacher Pfarrer überzeugte die Jury der EKD

22.11.2015, 06:00 Uhr
Oberasbacher Pfarrer überzeugte die Jury der EKD

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Herr Pfarrer Kreile, Sie haben eine Männerpredigt geschrieben. Brauchen Männer eine besondere Ansprache?

Berthold Kreile: Die Männerpredigt ergab sich aus der Ausschreibung, der Preis wird von der Männerarbeit der EKD vergeben. Ich habe die Predigt während meines Urlaubs geschrieben und habe es als eine Herausforderung gesehen, daran teilzunehmen. Männer sind oft in den Gemeinden weniger sichtbar. In St. Markus haben wir mehrere Frauenkreise, auch sonntags besuchen mehr Frauen als Männer den Gottesdienst. Spiritualität spricht Männer oft weniger an, sie sind nicht selten eher die Macher. Erst habe ich die Predigt in meiner Gemeinde gar nicht halten wollen.

Was hat Sie zögern lassen, die Predigt in St. Markus zu halten?

Kreile: Sie niederzuschreiben und einzureichen ist nicht so schwierig, wie sie zu halten. Ich war mir nicht sicher, ob ich vor meiner Gemeinde so viel von mir preisgeben wollte.

Wie schneidet das starke Geschlecht in Ihrer Predigt ab?

Kreile: Vorgegeben war ein Bibelwort, das nicht sehr bekannt ist. Es stammt von Paulus aus einem Brief an die Philipper: „. . . auf dass ihr heil werdet mit Furcht und Zittern . . .“. Das hat mich angesprochen, Furcht und Zittern, an seine Grenzen stoßen, das kenne ich aus meiner Biographie. Die Erwartung an Männer, stark und mutig sein zu müssen, habe ich auch verspürt.

Sie haben nicht nur das Bibelwort aufgegriffen, sondern auch die Christophorus-Legende. Wieso?

Kreile: Zuerst habe ich an das Märchen „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ gedacht. Furchtlosigkeit als typisch männlich. Aber das passt für mich nicht. An Christophorus gefällt mir, dass er sowohl ein starker Riese ist, der Menschen über den Fluss trägt, aber erst findet, was er sucht, als er an seine Grenze kommt. Als er das Jesuskind auf den Schultern hat, ist er völlig erschöpft und schwach. Es gibt einfach Herausforderungen, bei denen die eigene Kraft nicht mehr reicht und eine andere Kraft ins Spiel kommt. Auch mit Furcht und Zittern, meine ich, kann ein Mann ein gelingendes Leben führen.

Wie waren die Reaktionen auf Ihre Predigt?

Kreile: Ein Gottesdienstbesucher hat mir gesagt, dass es eine offene, ehrliche Predigt war, sehr authentisch.

Haben Sie sich schon Gedanken über Männerarbeit in St. Markus gemacht?

Kreile: So weit ich informiert bin, gibt es in einer unserer Nachbargemeinde in St. Lorenz ein gutes Angebot, das Männer anspricht. Ich wollte schon immer mal Kontakt aufnehmen, wenn ich denn mal die Zeit dazu finde. Ein paar Ideen hätte ich für das ein oder andere Projekt. So war ich selbst beispielsweise mal bei einer Vater-Sohn-Freizeit.

Am 7. Dezember wird der Preis in Hannover überreicht. Werden Sie vor Ort sein?

Kreile: Ja, ich bin eingeladen. Der erste Preisträger wird seine Predigt halten. Der zweite und ich werden bei der Gottesdienstgestaltung mitwirken, wie das genau aussehen wird, weiß ich noch nicht.

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