Oberasbachs ganz eigener Dreh

29.7.2015, 06:00 Uhr
Oberasbachs ganz eigener Dreh

© Foto: Simon Schübel

Der Kirchhof von St. Rochus in Zirndorf füllt sich langsam mehr und mehr mit verkleideten Leuten. Eine Filmcrew überprüft derweil die Einstellungen für die Kamerafahrten und korrigiert die Ausrichtung der Schienen noch einmal. Als endlich alles passt, bekommen Statisten und Schauspieler letzte Anweisungen für die Szene, die gleich gedreht werden soll.

Viktorianisches England

Das Buch, um das es geht, ist der Erstling von Tabea Halbmeyer. Die Oberasbacherin hat „Der Advokat und das Mädchen“ während ihrer Schulzeit geschrieben und es 2009 veröffentlicht. Es geht dabei um das Leben von Mary-Ann Barnes im England des 19. Jahrhunderts. Nachdem ihr Vater für einen Mord, den er nicht begangen hat, verurteilt und nach Australien geschickt wird, droht der Familie der Ruin.

Mary-Ann beginnt, bei der reichen Familie Auburn als Dienstmädchen zu arbeiten. Deren Spross William hat soeben seine Prüfung als Rechtsanwalt bestanden und verliebt sich in die junge Mary-Ann. Nachdem er die Geschichte ihrer Familie gehört hat, rollt William den Fall ihres Vaters wieder auf und versucht, dessen Unschuld zu beweisen.

Als sich die Türen von St. Rochus, die als Pforte des Gerichtsgebäudes herhalten, öffnen, geht ein Raunen durch die Menge. Langsam bilden die Leute eine Gasse, durch die der Angeklagte geführt wird. Zwei Kameras filmen aus verschiedenen Winkel, fangen die Verwunderung in den Gesichtern der Schauspieler ein. Nachdem die Szene nach einem Wechsel der Kameraperspektive noch aus einem anderen Blickwinkel eingefangen wurde, verteilen sich die Anwesenden im Kirchhof.

Die Leiterin der Wahlkurse Film und Musicalfilm, Felizitas Handschuch, kam schon im vergangenen Jahr auf die Idee, das Buch als Musical zu verfilmen. „Die erste Herausforderung war, die einzelnen Szenen so umzuschreiben, dass sie musicaltauglich sind“, erklärt Handschuch. „In den Kursen und mit verschiedenen Kollegen haben wir ein Konzept entwickelt. Herausgekommen ist ein ungefähr 45-minütiges Musical.“

Die Autorin selbst ist von der Umsetzung begeistert. „Die Energie und der Zeitaufwand, den hier alle in dieses Projekt stecken, ist der Wahnsinn“, staunt Tabea Halbmeyer. „Ich hätte nie gedacht, dass aus dem Buch überhaupt ein Film wird und dann auch noch so viel Aufwand betrieben wird.“

Die 16-jährige Sarah Obermeier spielt die weibliche Hauptrolle. „Ich habe in der Schule den Aufruf zum Casting gesehen und bin dann einfach hin“, sagt die Schülerin. „Mit der Hauptrolle habe ich aber nicht gerechnet.“ Die Arbeit an sich hat ihr sehr viel Spaß gemacht.

Ihr Filmpartner ist Marcel Zuber. Der 18-Jährige spielt den angehenden Anwalt William Auburn. „Ich bin schon lange schauspielinteressiert. Eine Zeit lang habe ich das Theater ruhen lassen, aber als ich den Aushang für das Vorsprechen gesehen habe, wollte ich einfach dabei sein“, erklärt er. „Es ist zwar eine klassische Liebesgeschichte, aber die Musicalkomponente macht das Ganze anspruchsvoller.“

In der Zwischenzeit sind zwei Schüler mit einer Kamera auf dem Kirchturm angekommen. Von dort aus filmen sie die Abschlussszene aus der Vogelperspektive. Unten im Kirchhof sammeln sich die Statisten in kleinen Gruppen und im Gespräch, während sich die Hauptdarsteller für ihr großes Finale bereit machen. Letzte Anweisungen werden gegeben, dann ist Musik zu hören. Erst singt nur die Familie Barnes, nach und nach steigen die Umstehenden mit in das Lied ein.

Nach den Dreharbeiten in St. Rochus sind alle Szenen im Kasten. Die Schauspieler, Kameraleute und Helfer bleiben noch lange im Kirchhof sitzen. „Dass das jetzt alles gewesen sein soll, ist ein seltsames Gefühl“, sagt Felizitas Handschuch. „Wir haben seit Februar an diesem Projekt gearbeitet, und jetzt ist es vorbei.“ Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schaut die Lehrerin zurück. „Im kommenden Schuljahr werden wir zwar bestimmt mit den Wahlkursen Film und Musicalfilm wieder einige Kurzfilme produzieren, aber dieser Film war für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes.“

Erstmals öffentlich zu sehen ist der Film am Montag, 27. Juli, ab 19.30 Uhr in der Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. In der Schule können Karten für 3 Euro im Vorverkauf erworben werden. Tickets an der Abendkasse gibt es für 5 Euro.

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