Operndramatik würzt Picknick im Park

26.7.2014, 13:00 Uhr
Operndramatik würzt Picknick im Park

© Peter Romir

Wer am Samstagabend einen Parkplatz am Zirndorfer Zimmermannspark suchte, bekam Probleme: Das alle zwei Jahre stattfindende Klassik-Open-Air lockt die Fans zu Tausenden in den großen Park. Auf einer gigantischen Bühne stehen die Nürnberger Symphoniker unter Dirigent Paul Weigold mit einem Programm, das einen bunten Streifzug durch Oper, Operette und Musical verspricht.

„Wir waren vor zwei Jahren schon hier“, erinnern sich Christine, Anna und Gert, die ihre Decke direkt vor dem Bühnenrand aufgeschlagen haben. „Damals war Filmmusik das Thema – und das war super. Deshalb haben wir uns jetzt mal ganz nach vorne gewagt, hoffentlich wird es nicht zu laut.“ Die drei, die sich selbst nicht als „Klassik-Fans“ bezeichnen würden, sind etwa eine Dreiviertelstunde vor Beginn gekommen und haben es sich mit Snacks und Getränken gemütlich gemacht.

Im kompletten Bereich direkt vor der Bühne herrscht eine angenehme Picknick-Atmosphäre. Hinter den vorwiegend jungen Leuten auf Decken schließt sich eine dichte Phalanx älterer Menschen in Campingstühlen (gerne auch mit „Deutschland“-Banderole) an. Am Rand der Geschehens spielen Kinder.

Die machen erst mal große Augen, als eine Dame im Abendkleid (Sopranistin Ewa Plonka) auftritt und laut auf Italienisch zu singen beginnt. Ein paar der Kleinen müssen da im ersten Moment unwillkürlich lachen. Doch dann hören die meisten erstaunlich gespannt zu, einige fangen sogar an zu dirigieren – der Zauber der Musik ist förmlich mit Händen zu greifen. Die Symphoniker beginnen mit den großen Klassikern Verdi und Bizet, mit Arien aus Don Carlos, Rigoletto und Carmen.

„Das ist vielleicht etwas dramatisch für so einen schönen Sommerabend“, meint Dirigent Weigold lachend. „Aber je länger es dauert, desto entspannter wird es werden.“

Diese Staffelung trifft auch räumlich zu: Während auf den ersten hundert Metern noch intensiv gelauscht wird, oft mit geschlossenen Augen, wird es mit zunehmender Distanz zur Bühne immer legerer. Hier sitzen die Menschen an Bierzelt-Garnituren, essen und unterhalten sich etwa über den Zustand der Zirndorfer Radwege.

Die Figuren auf der Bühne sind von hier aus nur noch kleine Punkte, die Musik hört man vornehmlich aus Lautsprechern. Und hier treffen wir Wagner. Allerdings nicht nicht Richard, sondern Roland. Er steht ganz am Eingang des Zimmermannsparks und hält Ausschau nach seinen fränkischen Freunden, mit denen er sich heute Abend verabredet hat. „Mir geht es in erster Linie um die Geselligkeit“, erzählt er. „Ein regelmäßiger Konzertbesucher bin ich – trotz meines Nachnamens – nicht.“ Und in einen Konzertsaal würde er sich auch nicht freiwillig setzen. Aber hier findet er die Stimmung sehr schön, weshalb er sich bewusst dieses Wochenende ausgesucht habe, um nach Zirndorf zu kommen.

Eine Ecke für Leute, die wirklich intensiv zuhören wollen, haben dagegen Gerda und Thomas ausgemacht: Sie haben sich wenige Meter hinter der Bühne niedergelassen. „Hier sind lange nicht so viele Leute, aber man hört alles sehr gut und kann durch den schwarzen Bühnenvorhang sogar den Musikern bei der Arbeit zusehen.“

Und tatsächlich: So ein Sinfonie-Orchester klingt auch aus dieser Position hervorragend, weil der Druck nach vorne geht und hinten ein sehr feiner Klang zurückbleibt. Aber egal, ob direkt vor oder hinter der Bühne oder irgendwo im Park verteilt: Auch dank des wunderbaren Sommerwetters präsentierte sich das 6. Klassik-Open-Air in Zirndorf wieder als großartiges Ereignis für alle Beteiligten.

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