Ortstermin auf der Cronheimer Deponie

20.4.2016, 08:01 Uhr
Ortstermin auf der Cronheimer Deponie

© Wolfgang Dressler

Die Kreisräte haben sich in den letzten Jahren rar gemacht auf der Hausmülldeponie, in der viele Jahre der Abfall aus dem Kreisgebiet landete. Der Grund ist ganz einfach: Die Müllpolitik hat sich längst geändert. Aufgrund der neuen gesetzlichen Vorgaben wurde die Cronheimer Deponie im Mai 2005 geschlossen, unbehandelter Müll durfte nicht länger gelagert werden. Die Firma Ernst hätte gerne die Deponie noch einige Zeit betrieben, doch das war nicht mehr möglich. Geschäftsführer Rudolf Ernst junior drückte bei dem Ortstermin nochmals sein Bedauern darüber aus, dass 2005 Schluss war. Er sagte: „Zwei, drei oder vier Jahre hätten wir gerne noch weitergemacht.“

In den 90er-Jahren standen die Entsorgung des Restmülls und die Zusammenarbeit mit der Firma Ernst noch im Mittelpunkt der Kreispolitik. Daran erinnerte Sachgebietsleiter Michael Hufnagel. Nach seinen Worten begann alles im Jahr 1972, als Rudolf Ernst senior die ehemalige Tongrube bei Cronheim kaufte und als Deponie betrieb. Immer mehr Kommunen nutzten die Dienste der Firma, ebenso der Landkreis (ab 1973).

Der erste Bauabschnitt, die frühere Tongrube, hatte ein Volumen von 250 000 Kubikmetern. Der zweite Abschnitt war 500 000 Kubikmeter groß. Ab 1991 ging es mit dem dritten Abschnitt los, der sogar 600 000 Kubikmeter umfasste. Hufnagel berichtete weiter, dass dieser dritte Abschnitt in drei Teile untergliedert war, von denen der dritte nicht mehr in Betrieb ging.

Die Firma Ernst investierte in jenen Jahren kräftig in das Auffangen und Reinigen des Sickerwassers. Auch für das Verbrennen des Deponiegases wurde gesorgt.

Die Bauabschnitte zwei und drei haben eine aufwendige Basisabdichtung. Der Bauabschnitt eins war aus geologischer Sicht für eine Mülldeponie geeignet, doch das Grundwasser wurde zumindest tangiert, wie Messungen ergaben. Die Regierung von Mittelfranken legte jedenfalls, als der dritte Abschnitt näherrückte, unter anderem eine Sanierung des ersten Abschnitts fest. „Das war Bedingung für die Genehmigung des dritten Abschnitts“, so Hufnagel. Die technische Umsetzung erwies sich allerdings als schwierig. Ziel war eine Spundwand um die gesamte Deponie. Der extrem feste Sandstein ließ das aber nicht zu. Ein zweites Verfahren, bei dem Löcher geschaffen und verfüllt werden sollten, erwies sich ebenfalls als nicht durchführbar.

Die dritte Möglichkeit, die dann auch realisiert wurde, bestand in einer Abdeckung der gesamten Deponie. Es handelte sich um die von weitem sichtbare schwarze Folie. Diese Lösung, im Jahr 2005 abgeschlossen, hatte eine positive Wirkung, galt indes immer nur als „temporär“, so Hufnagel. Inzwischen sind die Mengen an Gas und Sickerwasser deutlich zurückgegangen. Die Regierung in Ansbach warf stets ein wachsames Auge auf den Zustand der Deponie und des Grundwassers.

Jetzt kann — auf der Grundlage eines neuen Bescheids der Regierung — die dauerhafte Gesamtabdeckung der Deponie und die anschließende Rekultivierung angepackt werden. Bauherr ist die Firma Ernst. Der Landkreis sitzt indirekt mit im Boot, weil er vertraglich dazu verpflichtet ist, sich an der Sanierung des Bauabschnitts eins, der Altdeponie, finanziell zu beteiligen. Wie viel der Kreis zu zahlen hat, wird öffentlich nicht bekannt gegeben, merkte Landrat Gerhard Wägemann an. Er ließ nur anklingen, dass der Kreis eine zweckgebundene Sonderrücklage genau für diesen Zweck gebildet hat.

Die Firma Ernst hat die Firma AU Consult (Augsburg) mit der Planung und Ausschreibung beauftragt. Die Bauarbeiten werden von der Firma Geiger Umweltsanierung (Oberstdorf) durchgeführt. Damit wurde im Sommer 2015 begonnen. Ende 2017 soll alles abgeschlossen sein. Wie Wolfgang Huber (AU Consult) den Kreisräten darlegte, wird die schwarze Folie nach und nach entfernt (sie kann recycelt werden) und eine neue Abdeckung aufgebracht. Diese besteht aus einer Matte und einer Dichtungsbahn, die miteinander verschweißt werden. Sie sollen dafür garantieren, dass sich kein neues Sickerwasser mehr bildet. Es wird im zweiten Schritt Erdreich aufgebracht, sodass Sträucher, Wiesen und Wege die Optik dominieren. Zudem sind Ausgleichsmaßnahmen fällig. Das gilt für Flächen am Rand der Deponie, die ökologisch aufgewertet werden.

Markus Brutscher (Geiger Umweltsanierung) ließ wissen, dass seine Firma derzeit mit 10 bis 15 Leuten auf der Deponie zugange ist. Das Wetter muss für die eigentlichen Abdeckungsarbeiten trocken sein.

Keine Kommentare