Airbus-Unglück: Bergung der Opfer kann Monate dauern

31.3.2015, 10:10 Uhr
Airbus-Unglück: Bergung der Opfer kann Monate dauern

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Daoust betonte, der Zeitrahmen für die Identifizierung der Opfer könne zwischen mindestens zwei und vier Monaten schwanken. "Es ist besser im Rhythmus der Wissenschaft zu arbeiten, als zu überstürzen und damit das Risiko einzugehen, sich bei der Identifizierung zu irren." Nach seinen Angaben ist der Ausgang der Arbeiten unklar. "Wir können nicht versprechen, dass alle Opfer identifiziert werden können", sagte Daoust.

Der Germanwings-Copilot war Jahre vor dem Absturz als suizidgefährdet eingestuft und in psychotherapeutischer Behandlung. In jüngster Zeit sei ihm aber weder Selbst- noch Fremdgefährdung attestiert worden, teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit. Es habe jedoch bis zuletzt "weitere Arztbesuche mit Krankschreibungen" gegeben.

Bei ihm daheim hatten Ermittler zerrissene Krankschreibungen gefunden, auch für den Tag des Absturzes. Hinweise auf ein organisches Leiden gibt es in den ärztlichen Dokumentationen laut Staatsanwaltschaft bislang nicht. Die Ermittler haben seit Montag auch Zugriff auf Krankenhaus-Akten über den Copiloten, wie eine Sprecherin des Uniklinikums Düsseldorf sagte. Der aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur stammende Mann war vor einigen Wochen als Patient an die Klinik gekommen.

Debatte um Lockerung ärztlicher Schweigepflicht

Die Germanwings-Katastrophe löste eine Diskussion über die Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht für sensible Berufe wie Piloten aus. Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Rainer Richter, lehnt eine Lockerung ab. "Die Schweigepflicht ist in Fällen, in denen Patienten andere Personen gefährden, nicht das Problem", sagte Richter der Deutschen Presse-Agentur. "Schon jetzt sind Ärzte und Psychotherapeuten befugt, die Schweigepflicht zu durchbrechen, wenn sie dadurch die Schädigung Dritter verhindern können. In Fällen, in denen es um Leben und Tod geht, sind sie dazu sogar verpflichtet."

Die Vereinigung Cockpit (VC) ist klar gegen eine Lockerung der Schweigepflicht im Fall von Piloten: "Das kann nur jemand sagen, der von der Materie gar keine Ahnung hat", sagte der Präsident der Pilotengewerkschaft, Ilja Schulz, der "Rheinischen Post" am Dienstag. "Wenn mein Arzt von der Schweigepflicht entbunden ist, werde ich ihm gegenüber kein Problem ansprechen, weil immer die Angst vorm Fluglizenzentzug mitschwingt", so Schulz. "Besteht die Schweigepflicht, kann der Arzt dagegen echte Hilfe anbieten."

Am Dienstag soll die Suche nach Opfern fortgesetzt werden. Neben ihrer Bergung steht das Auffinden des zweiten Flugschreibers im Mittelpunkt. Er soll weitere Erkenntnisse zum Geschehen vor dem Absturz liefern.

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