52-Jährige will mit Kajak Nordamerika umrunden

18.1.2017, 08:31 Uhr
52-Jährige will mit Kajak Nordamerika umrunden

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"Ich bin eine Sportlerin und keine Abenteurerin", sagt Freya Hoffmeister. Doch "Abenteuer" kommen bei den außergewöhnlichen Reisen der Extrem-Paddlerin von selbst – auch lebensgefährliche. 

So wurde die Frau aus dem schleswig-holsteinischen Husum bei einer Reise im Mündungstrichter des südamerikanischen Flusses Amazonas von der gefürchteten "Pororoca"-Welle überrascht und aus ihrem Kajak "heraus gespült". Diese Tidewelle erreicht im Extremfall bis zu fünf Meter Höhe und ist an Engstellen bis zu 65 km/h schnell. Und bei der Umrundung von Kap Hoorn kämpfte Hoffmeister bei vier bis fünf Meter hohen Wellen gegen einen schweren Sturm mit Orkanböen an, der sie in die Antarktis zu treiben drohte. 

Für die Gesamtstrecke sind acht bis zehn Jahre geplant

Mehr als 50.000 Kilometer hat die 52-Jährige bislang auf ihren abenteuerlichen Touren allein und im Seekajak zurückgelegt. Ihre nächste Reise soll alles noch einmal toppen. Im März dieses Jahres startet die Schleswig-Holsteinerin mit der Umrundung des nordamerikanischen Kontinents. 

Das sind 50.000 Kilometer nur mit der Kraft ihrer Armmuskeln. Acht bis zehn Jahre hat sie für die Gesamtstrecke eingeplant. "Es können auch zwölf werden, je nachdem, wie meine persönlichen Verhältnisse sich entwickeln und meine physischen Konditionen." Wenn sie ihr Ziel erreicht habe, werde sie ungefähr 60 Jahre alt sein. "Ich weiß nicht, ob mein alternder Körper die Herausforderung durchhalten wird – aber ich glaube schon", sagt sie mit einem koketten Lächeln. Und fügt gleich hinzu: "Ich mag nur das tun, was nicht viele Menschen tun oder tun können."

Mehr als 50.000 Kilometer hat die 52-Jährige bislang auf ihren abenteuerlichen Touren allein und im Seekajak zurückgelegt.

Mehr als 50.000 Kilometer hat die 52-Jährige bislang auf ihren abenteuerlichen Touren allein und im Seekajak zurückgelegt. © dpa

Nordamerika ist nicht die erste extreme Reise der Freya Hoffmeister. 2007 paddelte sie in 33 Tagen um Island herum, 2009 dann ihr erster Kontinent in Rekordzeit: Die 18.000 Kilometer um Australien herum schaffte sie in 11 Monaten als schnellster Mensch. Und 2011 startete die Geschäftsfrau aus Husum als erster Mensch überhaupt die Umrundung Südamerikas. Für die 27 000 Kilometer und 13 Länder brauchte sie 30 Monate.

Auch Nordamerika ist noch nie von einem Kajakfahrer umrundet worden. Freya Hoffmeister hat das Mammutprojekt in zwei Halbkreise geteilt: Startpunkt ist jeweils Seattle, das Ziel New York – zuerst im Uhrzeigersinn, und danach entgegen ihn. "Die nördlichen Abschnitte sind nur ein paar Monate im Jahr eisfrei: Wenn ich nur in eine Richtung paddeln würde, würde sich die Umrundung um mehrere Jahre verlängern", erklärt die Paddlerin. Natürlich könnte es auch schneller gehen, aber "ich bin keine ehrgeizige Sprint-Sportlerin, sondern will die Landschaft genießen."

Bei ihrem Trip lauern viele Gefahren

Ihr Kajak bringt voll beladen mit Ausrüstung und Lebensmitteln rund hundert Kilo auf die Waage. Ihre Reisegeschwindigkeit ist daher Schritttempo. Aufgeteilt hat sie die Umrundung in Blöcke von drei bis fünf Monaten Reisezeit. Dazwischen geht's immer wieder zurück nach Husum. Denn "ich habe einen Partner, einen Sohn, und zwei Geschäfte, um die ich mich kümmern muss". 

Die Nordamerika-Umrundung wird Hoffmeister auch mit für sie neuen Gefahren konfrontieren – zumindest im Norden: "Bären in allen Pelzfarben – dem Schwarz- und Braunbär, dem Grizzly und dem weißen Eisbär – der ist besonders unangenehm." Angst habe sie jedoch nicht. "Dann würde ich nicht losfahren: Denn Angst macht dich zum Opfer, und Opfer will ich nicht sein."

Weiter südlich erwartet sie dann wieder "!Business as usual", wie sie sagt. Da habe sie nicht so viele Sorgen. "Ich bin von Haus aus mental stark gebaut, und die Erfolge haben mich nicht schwächer gemacht", sagt Freya Hoffmeister. Ihr Erfolgsrezept: "Auch scheinbare 'Misserfolge' habe ich so hingebogen, dass sie letztendlich doch ein Erfolg waren."

Zum Beispiel, wenn man nicht am geplanten Tag am Ziel ankommt. "Dann kommt man halt am nächsten Tag an und freut sich, dass man was zu erzählen hat – es wäre ja sonst eine langweilige Geschichte, wenn nichts passiert wäre."

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