Alte Schätze für moderne Forscher: Die Sammlungen der FAU
24 Bilder 27.5.2017, 05:56 UhrKörperteile, die für die Forschung konserviert wurden: Die Exponate der Pathologischen Sammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben einen gewissen Grusel-Effekt. Dass sie aber nicht nur Forscher und angehende Ärzte interessieren, zeigt sich, wenn bei Veranstaltungen einige der Präparate herausgehoben und erklärt werden. So lud die Pathologie im Jahr 2016 unter dem Titel "Mortui vivos docent - die Toten lehren die Lebenden" zu einer medizinhistorischen Stippvisite in ihre Räumlichkeiten. Auf unserem Bild erläutert Assistenzarzt Carol Geppert Nieren und Harnröhren eines achtjährigen Jungen, der 1932 den Folgen von Nierensteinen starb. Die Pathologische Sammlung ist fast so alt wie die Universität selbst. Schon kurz nach der Gründung der Hochschule 1743 fand in Erlangen die erste Sektion statt. Dabei wurden erste Präparate für die Lehre angefertigt. Ursprünglich gehörten die Exponate zum Bestand der Anatomischen Sammlung, wurden aber 1850 ausgesondert und zu einer eigenen Sammlung (Krankenhausstraße 8 - 10) zusammengeführt. © Harald Sippel
Die Anatomische Sammlung selbst ist mittlerweile auf zwei Standorte verteilt. Im Anatomischen Institut I (Krankenhausstraße 9) werden die historischen und topographischen Präparate aufbewahrt, im Anatomischen Institut II (Universitätsstraße 19) die embryologischen und vergleichend-anatomischen Stücke. An beiden Standorten sind auf Anfrage Führungen möglich. © FAU
Insgesamt verfügt die FAU über etwa 25 Sammlungen in unterschiedlichen Städten. Auch die Antikensammlung ist zweigeteilt. Hier untersucht Kustos Martin Boss die Statue des Augustus von Prima Porta in der Antikensammlung I, deren Kern historische Gipsabdrücken bilden. Sie wurde 1853 ins Leben gerufen. Sie unterhält eine eigene kleine Modellwerkstatt, in der Gebäude, aber auch ganze Platzanlagen der Antike nachgebaut werden. Eine weitere Besonderheit ist das historische Archiv mit über 20.000 Aufnahmen aus der Frühzeit der Photographie. © Harald Sippel
1904 wurden die ersten antiken Originale in den Bestand der Antikensammlung aufgenommen - das war der Beginn der Antikensammlung II. Hier sind in der Hauptsache Stücke der griechischen Antike von mykenischer Zeit an zu sehen, besonders aus der Zeit des sechsten und des fünften Jahrhunderts vor Christus. Gipse und Originale bilden als "Antikensammlung Erlangen" ein Museum (Kochstraße 4). Geöffnet ist es während der Vorlesungszeit jeweils Dienstag bis Donnerstag 14-17 Uhr sowie jeden 2. und 4. Sonntag eines Monats. Außerdem sind auf Anfrage jederzeit Führungen möglich. © FAU
Wer die Astronomische Sammlung der FAU besuchen will, muss nach Bamberg fahren. Der Bamberger Jurist Dr. Karl Remeis vermachte einst sein Vermögen der Stadt Bamberg mit der Auflage, eine Sternwarte zu gründen. Sie wurde 1889 eröffnet. Die Instrumente aus der Anfangszeit, etwa Teleskope oder Messapparaturen, und die umfangreiche Bibliothek sind fast vollständig erhalten. Daneben besitzt das Astronomische Institut eine umfangreiche Sammlung von über 40.000 Himmelsaufnahmen. Die ältesten sind mehr als 100 Jahre alt. Führungen durch die Sammlung in der Sternwartstraße 7 in Bamberg sind auf Anfrage möglich. © FAU
Der Botanische Garten und der Aromagarten beherbergen die einzigen Lebendsammlungen der FAU. Im Botanischen Garten am Nordrand des Erlanger Schlossgartens werden heimische und fremdländische Pflanzen nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten kultiviert. Etwa 7000 verschiedene Gewächse aus unterschiedlichen Regionen lassen sich dort finden. Im Aromagarten an der Schwabach liegt der Schwerpunkt auf Pflanzen mit aromatischen Inhaltsstoffen. Beide Gärten dienen auch dazu, einer breiten Öffentlichkeit Einblick in die Naturzusammenhänge und die wissenschaftliche Arbeit der Universität zu ermöglichen. Auf Anfrage werden Führungen angeboten. © FAU
Neben Botanischem Garten und Aromagarten zählen zu den Botanischen Sammlungen die Forschungssammlung des "Herbarium Erlangense" und die historische Lehrsammlung des "Museum Botanicum Erlangense". In einem Herbar werden getrocknete Pflanzen auf Papierbögen befestigt und mit einem Etikett zu Fundort, Datum und Sammler versehen. Herbarbelege sind eine unverzichtbare Grundlage für die Pflanzensystematik und die Beurteilung der Artenvielfalt. Das "Herbarium Erlangense" in der Staudtstraße 5 wurde 1825 gegründet und verfügt etwa 180.000 Belege aus aller Welt. Unser Bild zeigt den Herbarbogen eines Wassernabels. © Bernd Böhner
Biologin Almut Uhl zeigt das Blatt einer damals neu beschriebenen Orchidee. © Herbarium FAU
Die Sammlung des "Museum Botanicum Erlangense" in der Loschgestraße 1 wurde erstmals 1851 von Adalbert Schnizlein erwähnt und in der botanischen Lehre eingesetzt. Da mit ihr alle Aspekte pflanzlichen Lebens vermittelt werden sollten, ist das historische Sammlungsmaterial sehr vielfältig. © FAU
Die zahlreichen Präparate, Samen, Früchte, Fasern, Stammquerschnitte, paläobotanischen Fundstücke, historischen Tafeln und Lehrmodelle werden häufig in Ausstellungen gezeigt. Auf Anfrage sind Führungen durch das Herbar und das "Museum Botanicum Erlangense" möglich. © Matthias Orgeldinger
Die Sammlung für Ethnographie, also für Völkerkunde, ist 1996 nach München umgezogen. Die rund 600 Objekte wurden als Dauerleihgabe an das Staatliche Museum für Völkerkunde dort übergeben, wo sie erforscht und restauriert werden. Die Ethnographische Sammlung wurde hauptsächlich von drei Forschern auf ihren Reisen durch Afrika und Asien zusammengetragen. © FAU
Die Geowissenschaftlichen Sammlungen bestehen aus einer Geologischen Sammlung und einer Paläontologischen Sammlung. Den Grundstein der Geologischen Sammlung (Loewenichstraße 28) bilden die Gesteine, Mineralien und Fossilien, die 1740 mit dem Naturalienkabinett des Danziger Naturforschers Jacob Theodor Klein an den Bayreuther Hof kamen. Ein Teil befindet sich bei der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg als Dauerleihgabe. Der Schwerpunkt der Paläontologischen Sammlung mit ihren 90.000 Objekten liegt auf Fossilmaterial aus Süddeutschland, darunter auch von Fundorten, die heute nicht mehr zugänglich sind. Beide Sammlungsteile sind für wissenschaftliche Zwecke nach Vereinbarung zugänglich. © FAU
Der Schwerpunkt der Informatik-Sammlung (Martensstraße 1) liegt auf der regionalen Entwicklung der Computertechnik. Im Zentrum stehen zahlreiche Objekte, die die rasante Entwicklung der Informatik von der Zuse Z 23 und dem ersten elektronischen Tischrechner bis zum Parallelrechner und zu modernen Mikroprozessoren dokumentieren. Außerdem verfügt die Sammlung über Originale und Nachbildungen von historischen Rechenmaschinen und mathematischen Instrumenten. Auf Anfrage sind Führungen möglich. © FAU
Die Sammlung mathematischer Modelle geht auf Felix Klein zurück, der 1872 als Ordinarius der Mathematik an die FAU kam. Sie gilt als eine der ersten Lehrsammlungen dieser Art in Deutschland. Mathematische Modelle geben abstrakten Inhalten eine Form. Die meisten der Erlanger Modelle zeigen geometrische Sachverhalte. Sie bestehen aus Gips, Holz, Karton, Draht, Faden oder Messing. Der Bestand umfasst heute noch etwa 170 Modelle, die - nachdem die Sammlung zwischendurch in Vergessenheit geraten war - gerettet wurden. Die Mathemtaische Sammlung ist im Felix-Klein-Gebäude in der Cauerstraße 11 untergebracht und öffentlich zugänglich. © FAU
Die Medizinische Sammlung (Glückstraße 10) ist die jüngste Sammlung der FAU und wurde erst im Jahr 2000 gegründet. Archiviert werden Gerätschaften, die in der medizinischen Fakultät oder in der Uni-Klinik in Lehre, Forschung oder Krankenversorgung verwendet wurden. Außerdem werden Objekte von niedergelassenen Ärzten in der Region übernommen. Die Sammlung umfasst im Moment über 1000 Objekte vor allem aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neuzugänge sind erwünscht. Führungen sind auf Anfrage möglich. © FAU
Moulagen sind Wachsabformungen von erkrankten Körperteilen, die in der Regel direkt vom Patienten abgenommen sind. Sie wurden seit dem 19. Jahrhundert als Anschauungsmaterial im Studium, für die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten und zur medizinischen Dokumentation verwendet. Mit Einführung der Farbfotografie verloren sie jedoch zunehmend an Bedeutung. An der FAU begründete Leonhard Hauck die Moulagensammlung, die in wesentlichen Teilen bis heute erhalten ist und noch etwa 150 Moulagen umfasst (Ulmenweg 18). Führungen sind auf Anfrage möglich. © Bernd Böhner
Die Musikinstrumenten-Sammlung umfasst rund 90 Instrumente und besteht überwiegend aus den Schenkungen von Reinhold Neupert und Ulrich Rück. Neupert, Geschäftsführer der Nürnberger Filiale des gleichnamigen, in Bamberg ansässigen Cembalo- und Klavierherstellers, stiftete elf Instrumente und etwa ebenso viele Klavier-Vorführmechaniken, an denen sich vor allem die Geschichte der Klavierbaus erläutern lässt. Den größeren Instrumentenbestand überließ der Nürnberger Klavierhändler und Musikinstrumentensammler Ulrich Rück der Uni. Die Sammlung ist seit 2009 in der Würzburger Residenz als "Studiensammlung Musikinstrumente & Medien" untergebracht. Führungen sind auf Anfrage möglich. © FAU
Der Erlanger Hofapotheker und Pharmaziedozent Ernst Wilhelm Martius gründete 1818 die später nach ihm benannte "Martius- Pharmakognosie-Sammlung" als Lehrsammlung für die Apotheker- Ausbildung. Sein Sohn Theodor Wilhelm Christian baute die Sammlung zu einer der umfangreichsten in ganz Europa aus. Dessen älterer Bruder, der berühmte Botaniker und Brasilienforscher Carl Martius, steuerte dazu Drogen aus Südamerika bei. Die Uni erwarb die Sammlung 1862. Heute sind noch etwa 2.400 Objekte der Martius-Sammlung erhalten. Sie zeigen einen nahezu vollständigen Querschnitt der pflanzlichen, tierischen und mineralischen Rohstoffe, die im 18. und 19. Jahrhundert zur Herstellung von Medikamenten verwendet wurden. Auf Anfrage sind Führungen durch die Sammlung (Schuhstraße 19) möglich. © FAU
Verblüffend, wie erfinderisch Schüler bei Spickzetteln sind. Die Spickzettelsammlung gehört zur Schulgeschichtlichen Sammlung der FAU. Und diese wiederum wird im Schulmuseum in Nürnberg (Regensburger Straße 160) ausgestellt. © Michael Matejka
Außer Spickzetteln umfasst die Sammlung fast 180.000 weitere Objekte: Schulhefte, Zeugnisse, Schreibgeräte, Schulmöbel, Fotografien und Drucke, Lernmaterialien, Wandtafeln, selbst Übungshandgranaten aus dem Wehrsport-Unterricht. Sie entstand Mitte der 1970er Jahre auf Initiative des Pädagogikprofessors Max Liedtke. Öffnungszeiten des Schulmuseums: Di.- Fr. 9 - 17 Uhr, Sa./So./Feiertag: 10 - 18 Uhr. © Michael Matejka
Das Universitätsarchiv besitzt verschiedene Sammlungen, die aus Abgaben von privater Seite oder aus eigener Sammlungstätigkeit stammen. Dazu zählen beispielsweise Siegeltypare, Fotografien, Filme, Tonbänder oder Flugschriften. Von großer Bedeutung für die Universitätsgeschichte sind Nachlässe von Gelehrten und Studierenden der Universität. Das Universitätsarchiv dokumentiert mit seiner Überlieferung über 270 Jahre deutscher Universitätsgeschichte. Archivalienvorlage nach Anfrage (Schuhstraße 1a). © FAU
Die Uni-Bibliothek verwaltet mehrere Sammlungen, die von der Abteilung Handschriften und Graphische Sammlung betreut werden. Die Graphische Sammlung mit ihren etwa 7000 Handzeichnungen, Kupferstichen, Radierungen und Holzschnitten aus der Zeit vom 14. bis 18. Jahrhundert ging aus dem Besitz des Ansbacher Markgrafen in den der Bibliothek über. Sie ragt unter allen Beständen aufgrund ihres hohen künstlerischen Wertes heraus. Daneben verwaltet die Bibliothek unter anderem eine Sammlung von etwa 30.000 Münzen und Medaillen aller Epochen. Öffnungszeiten der Bibliothek (Universitätsstraße 4 in Erlangen): Mo-Fr 8.30-16 Uhr (Handschriftenlesesaal, Vorlage nach Anfrage) © FAU
Die Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung (Kochstraße 4/18) entstand aus den Privatsammlungen des Anatomen Leo Gerlach und des Pfarrers Rudolf Herold, die 1914 zur "Anthropologisch-prähistorischen Universitäts-Sammlung" vereinigt wurden. Diese Sammlung bildete die Keimzelle für die Verankerung der Ur- und Frühgeschichte in Erlangen. Durch Ankäufe, Grabungen und Stiftungen hat sie sich zu einer der größten prähistorischen Universitätssammlungen in Deutschland entwickelt. Neben bedeutenden Einzelfunden von der Steinzeit bis ins Mittelalter befinden sich im Magazin der Sammlung die kompletten Fundinventare wichtiger Grabungen zur Altsteinzeit in Bayern. Führungen sind auf Anfrage möglich. © FAU
Die ältesten Objekte der Zoologischen Sammlung stammen aus dem Kunst- und Naturalienkabinett, das Markgraf Friedrich in Bayreuth anlegte und der Uni vermachte. Heute beinhaltet sie neben zahlreichen Nasspräparaten Skelette, Bälge, Modelle und Wandtafeln. Die Sammlung befindet sich im Biologikum (Staudtstraße 5). Im öffentlich zugänglichen Bereich des Biologikums wird eine kleine Auswahl der Objekte präsentiert. Führungen sind auf Anfrage möglich. Ansprechpartner für Informationen zu allen Sammlungen ist Zentralkustos Udo Andraschke, E-Mail: udo.andraschke@fau.de. Tel.: 09131/8520745 Mehr Infos außerdem hier: © FAU