Ärger um Schriftzug in Sachsens neuem Panzerwagen
18.12.2017, 12:34 UhrSie sind der ganze Stolz der sächsischen Polizei: die zwei neuen Panzerwägen Survivor R, zu deutsch "Überlebender". In dem 350 PS starken Anti-Terror-Fahrzeug finden bis zu elf Personen Platz. Am Freitag wurde das neue Fahrzeug den Beamten übergeben. Und sogleich machte sich Unmut breit und zwar über ein ganz bestimmtes Designelement des Wagens.
Die Sitzstickerei des Survivor R sorgte für einen Aufschrei. Darauf ist das Wort "Spezialeinsatzkommando" in Frakturschrift zu lesen. Unter dem Lorbeerkranz, der das Wappen des Freistaats einfasst, steht in derselben Schriftart "Sachsen".
Die Social Media Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten:
Hübsches Logo! Fast wie früher ... fehlen nur Adler und Kreuz. Frage mich, wer sich sowas ausdenkt heutzutage im Freistaat #Sachsen ? Und wer hat entschieden, dass so ein Logo da rein kommt? (Blick in den neuen sächsischen Polizeipanzer #Survivor R, Foto LVZ/Knofe) @SMIsachsen pic.twitter.com/z5lN2ZD0q0
— Andreas Raabe (@__anra) 17. Dezember 2017
Da die Reaktionen auf diesen Tweet kein Ende nahmen, sah sich das Innenministerium zu einer Stellungnahme gezwungen: "Das Fahrzeug wurde mit dieser Bestickung der Sitze vom Hersteller so ausgeliefert. Auch wenn die vom Hersteller gewählte Schriftart nicht dem Markenhandbuch entspricht: Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück."
Seit gestern erreicht uns und die @PolizeiSachsen viel Kritik nach Übergabe des sondergeschützten Fahrzeugs #SurvivorR, vor allem wegen eines auf die Sitze gestickten SEK-Logos. Inzwischen haben wir den Sachverhalt mit allen Beteiligten nachvollziehen können: pic.twitter.com/gjijtixAat
— SMI Sachsen (@SMIsachsen) 18. Dezember 2017
Das sächsische Innenministerium verweist auf Nachfrage auf das Landeskriminalamt. "Das Fahrzeug wurde speziell für uns konfiguriert", sagt deren Pressesprecher Tom Bernhardt gegenüber der Welt. Die Platzierung von Logo und Schriftzug sei ein Angebot des Herstellers gewesen, was gerne angenommen wurde. "Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück."
Hersteller Rheinmetall wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu dem Fall äußern. Ein Sprecher verwies auf das sächsische Innenministerium als Auftraggeber und Besitzer der gepanzerten Fahrzeuge.
Bernhardt hat zudem weitere Erklärungen parat, die er gegenüber der Welt äußerte:
- Das Logo zeigt das Wappen Sachsens mit einer Krone. Der Funkrufnahme der Spezialeinheit sei schon immer "Krone" gewesen.
- Die zwei Löwen links und rechts des Wappens seien eine Hommage an die Stationierung der Sondereinheit in Leipzig. Und das Stadtwappen Leipzigs enthalte nun einmal einen Löwen.
- Die Verwendung der Frakturschrift sei auch nichts Ungewöhnliches. Auch in der Bundeswehr wird diese von einigen Einheiten verwendet. Mit "rechten Attitüden" habe das nichts zu tun, sagt Bernhardt weiter. "Hitler hat die Frakturschrift 1944 verboten, weil sie ihm zu jüdisch war."
- Das Logo gebe es seit 1991. Damals wurde das SEK Sachsen mit Unterstützung der Kollegen aus Baden-Württemberg geschaffen. Seitdem verwende man Logo und Frakturschrift "gerne im internen Gebrauch". Trotzdem sei die öffentliche Reaktion auf die Sitzpolster des Survivor für das LKA Sachsen Anlass genug, darüber nachzudenken, ob man das auch in Zukunft tun solle.
Die beiden Panzerwägen haben den Staat rund 3 Millionen Euro gekostet und werden deswegen wohl vorraussichtlich auch trotz der Stickerei weiterhin verwendet. Ob man jedoch gegen den unschönen Schmuck etwas unternimmt, bleibt abzuwarten.