Braunkohle-Protest: Aktivisten untertunneln Hambacher Forst

8.9.2018, 15:55 Uhr
Große Bagger stehen im Braunkohletagebau Hambach. Im Hintergrund ist der Hambacher Forst zu sehen, wo Aktivisten versuchen, die Rodung durch den Energiekonzern RWE zu verhindern.

© Christophe Gateau/dpa Große Bagger stehen im Braunkohletagebau Hambach. Im Hintergrund ist der Hambacher Forst zu sehen, wo Aktivisten versuchen, die Rodung durch den Energiekonzern RWE zu verhindern.

Wie die Rheinische Post am Samstag unter Berufung auf einen Erlass des NRW-Innenministeriums schreibt, stelle sich die Polizei auf einen harten und langen Einsatz im Zusammenhang mit den geplanten Rodungen im Hambacher Forst ein. Der Energiekonzern RWE will dort für den Braunkohleabbau mehr als 100 der verbliebenen 200 Hektar Wald abholzen. In dem Waldstück kam es bereits mehrmals zu Protesten, vor wenigen Tagen hat die Polizei nun ein ausgeklügeltes, von den Gegnern der Abholzung angelegtes Tunnelsystem entdeckt.

Tunnel als Versteck und Schlafstätte

Laut Rheinischer Post liegen die Tunnel in bis zu vier Metern Tiefe und sind über gut ausgebaute Einstiegslöcher zu erreichen. "Sie dienen den Aktivisten als Rückzugsort, als Schlafstätte, Versteck und vermutlich auch Schmuggelroute, um Waffen und Krawallmacher in den Forst zu bringen", sagte ein leitender Polizist der Zeitung. Wie viele solcher Tunnel es gibt, wisse die Polizei nicht.

Bereits am Mittwoch und Donnerstag hatten Mitarbeiter des Energiekonzerns RWE unter starkem Polizeischutz Barrikaden und Möbelstücke aus dem Wald abtransportiert. Aktivisten hatten dort teilweise in Baumhäusern auf dem Gelände gecampt. In der Nacht zum Donnerstag sei es bei der Räumung der Barrikaden zu einem Angriff mit Zwillen und Pyrotechnik auf Polizeifahrzeuge gekommen, teilte die Polizei mit, am Donnerstag seien RWE-Mitarbeiter mit verschiedenen Gegenständen und Fäkalien beworfen worden. Insgesamt sei der Einsatz aber "weitgehend ohne Störungen" verlaufen.

Jahrhundertealte Buchen und Eichen

RWE ist Besitzer des Waldes im Südosten des Braunkohletagebaus Hambach, in ihm stehen jahrhundertealte Buchen und Eichen. Zudem gibt es Vorkommen geschützter Arten wie der Bechsteinfledermaus. Aus Sicht der Firma ist die Rodung unvermeidbar, um die Stromproduktion in den Braunkohlekraftwerken zu sichern. Der Konzern darf mit der umstrittenen Abholzung allerdings frühestens im Oktober beginnen. Gegen die Pläne gibt es seit langem Proteste.

Klima- und Umweltaktivisten hatten für das Wochenende neue massenhafte Proteste angekündigt. Man werde "mit Aktionen massenhaften zivilen Ungehorsams die Räumungen und Rodungen von Polizei und RWE verhindern", sagte eine Sprecherin der "Aktion Unterholz" am Donnerstag. Mehrere Organisationen kündigten Demonstrationen, Blockaden und sogenannte Waldspaziergänge an. Umweltverbände kündigten eine Mahnwache vor der Düsseldorfer Staatskanzlei am 13. September an. 

Einsatz bis Weihnachten

Am in diesem Zuge von Klimaaktivisten angekündigten "Wochenende des Widerstands" im Hambacher Forst ist die Lage am Samstag zunächst ruhig geblieben. Es habe keine Zwischenfälle gegeben, sagte ein Sprecher der Aachener Polizei am Morgen. Der Einsatz wird die Polizei laut Rheinischer Post aber wohl bis Jahresende beschäftigen: Er werde voraussichtlich bis einen Tag vor Weihnachten dauern, heißt es in einem Erlass des NRW-Innenministeriums.

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