Deutsche Geisel auf Philippinen von Terrorgruppe ermordet

27.2.2017, 16:08 Uhr
Deutsche Geisel auf Philippinen von Terrorgruppe ermordet

© dpa

Die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf hat nach Angaben der philippinischen Regierung einen Deutschen nach mehr als drei Monaten Geiselhaft brutal ermordet. Die Gruppe veröffentlichte am Montag ein Video, das die Enthauptung des 70 Jahre alten Mannes zeigen soll. Die philippinische Regierung verurteilte die "barbarische" Tat. Die Bundesregierung hielt sich mit einem Kommentar zunächst zurück. Die deutschen Sicherheitsbehörden prüften das Video noch.

Der Mann war Anfang November entführt worden, als er zusammen mit seiner Lebensgefährtin in den Gewässern zwischen den Philippinen und Malaysia unterwegs war. Die 59 Jahre alte Frau wurde bei dem Überfall erschossen. Ihre Leiche wurde später auf der verlassenen Jacht der beiden, der "Rockall", entdeckt. Das Paar war mit demselben Boot 2008 schon einmal entführt worden, damals vor der Küste Somalias. Nach mehr als 50 Tagen kamen die beiden gegen Lösegeld frei.

Die Sulu-See gilt wegen der Piraten als eine der gefährlichsten Segelrouten überhaupt. Das Auswärtige Amt rät "dringend" davon ab, in die Region zu fahren. Die Insel Jolo ist seit Jahrzehnten als Hochburg von Abu Sayyaf ("Träger des Schwerts") bekannt. Die Terrorgruppe, die für die Autonomie von der Zentralregierung in Manila kämpft, finanziert sich mit Entführungen. Mehrfach hatte sie auch schon Deutsche in ihrer Gewalt.

Ein Berater des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, Jesus Dureza, sagte am Abend in Manila: "Wir alle haben unser Bestes versucht. Aber ohne Erfolg." Dureza hatte bereits am Sonntag von Hinweisen auf die Enthauptung der deutschen Geisel gesprochen.

Abu Sayyaf hatte mit der Ermordung des Mannes gedroht, falls nicht bis Sonntag 08.00 Uhr MEZ ein Lösegeld von 30 Millionen philippinischen Pesos (rund 570.000 Euro) bezahlt werde. Die philippinische Regierung selbst bezahlt in der Regel kein Lösegeld. Das letzte Lebenszeichen stammte von Mitte Februar, als der Deutsche in einer Videobotschaft um Hilfe flehte.

Noch etwa zwei Dutzend weitere Geiseln

Der Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin, Martin Schäfer, nannte die Bilder "erschütternd". Weitere Angaben zu dem Entführungsfall - etwa zu Lösegeldforderungen - wollte er nicht machen. In Entführungsfällen trügen öffentliche Äußerungen grundsätzlich nicht zur Lösung bei. Abu Sayyaf hat nach Schätzungen noch etwa zwei Dutzend weitere Geiseln in ihrer Gewalt, auch Ausländer.

Kurz vor Ablauf der Frist hatte die philippinische Luftwaffe trotz der Gefahr für die Geisel Verstecke der Terrorgruppe angegriffen. In der Region werden etwa 60 Kämpfer vermutet. Wie ein Militärsprecher mitteilte, bereiteten sich Bodentruppen auch eine Offensive auf Jolo vor.

Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er Jahren für Autonomie. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf. 2014 schwor sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue. Die Gruppe trat schon mehrfach mit brutalen Aktionen in Erscheinung: Im Jahr 2000 entführte sie 21 Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia auf die Philippinen. Darunter war eine deutsche Familie, die erst nach Monaten im Dschungel gegen Lösegeld freikam.

Keine Kommentare