Die Queen versetzt Großbritannien in Feierlaune

28.5.2012, 12:49 Uhr
Die Queen versetzt Großbritannien in Feierlaune

© AFP

Das dürfte ganz dem Wunsch der Queen entsprechen, die am 6. Februar 1952 als Königin proklamiert wurde und der zu Ehren Großbritannien in der ersten Juniwoche mehrtägige Feierlichkeiten austrägt. Die Queen hat während ihrer langen Regentschaft stets den Abstand zum Volk gewahrt, und so ist sie ihren Untertanen auch immer unnahbar geblieben.

Zwar hat sie sich nach dem jähen Unfalltod von Prinzessin Diana 1997 wie alle anderen Familienmitglieder um etwas mehr Bürgernähe bemüht – so gab es einen ausgiebig dokumentierten Besuch bei McDonald's. Doch Beobachter sind sich darin einig, dass es die Monarchin viel Mühe kostet, bei solchen Anlässen entspannt zu wirken. Seit nunmehr 60 Jahrzehnten gibt sich die Queen als würdevolles, aber distanziertes Staatsoberhaupt, das immer die Fassung behält.

Damit verkörpert sie Jahrhunderte alte Traditionen ebenso wie das Klischeebild der kühlen Briten schlechthin. „Die Königin herrscht, aber sie regiert nicht“, wird ihre Funktion im britischen Staat umschrieben, und diese erfüllt sie voll und ganz. Lange galt für sie auch der Spruch, die Königin werde von ihrem Volk geachtet und verehrt, aber nicht unbedingt geliebt.

Eheskandal brachte sie auf den Thron

Allerdings hat der Respekt in der Vergangenheit Schaden genommen. Skandale erschütterten das Vertrauen der Briten in ihre Monarchie so nachhaltig, dass diese schon als Auslaufmodell gehandelt wurde. Dabei war es ironischerweise der erste große Eheskandal im Hause Windsor, der Elizabeth überhaupt auf den Thron brachte. Ihr Onkel Edward VIII. verzichtete 1936 auf die Krone, um die zwei Mal geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Daraufhin wurde sein jüngerer Bruder König – Elizabeths Vater.

Die Kronprinzessin wurde schon im Alter von 25 Jahren in die Pflicht genommen, als Georg VI. im Februar 1952 starb. Ihre Krönung fand erst 16 Monate später am 2. Juni 1953 in der Londoner Westminster-Abtei statt und wurde als riesiges Volksfest gefeiert. In derselben Kirche hatte Elizabeth am 20. November 1947 Philip Mountbatten geheiratet. Die junge Königin stellte sich ganz aufs moderne Kommunikationszeitalter ein und ließ zu, dass ihre öffentlichen Auftritte zum Medienereignis wurden. Allerdings hätte sie damals wohl kaum ahnen können, wie sich die Boulevardpresse einmal auf ihre Kinder einschießen würde.

Schwere Stunden nach Dianas Unfalltod 1997

Sprichwörtlich ist mittlerweile ihre Bezeichnung „annus horribilis“ für das Jahr 1992. Dieses „Schreckensjahr“ begann mit der Ehekrise zwischen Prinz Andrew, dem zweiten Sohn der Queen, und seiner Frau Sarah, genannt „Fergie“. Im April ließ sich Tochter Anne von Hauptmann Mark Phillips scheiden. In den Sommermonaten wurden intime Telefongespräche von Charles und Diana mit jeweils anderen Liebhabern publik. Die Trennung des Thronfolgerpaares wurde im Dezember bekannt gegeben, die Scheidung folgte 1996.

Doch die schwersten Stunden standen dem Königshaus noch bevor. 1997 verunglückte Prinzessin Diana tödlich. Die Queen trauerte nicht öffentlich, sondern blieb auf Schloss Balmoral in Schottland. Damit zog sie das Unverständnis ihrer Untertanen auf sich. Erst in letzter Sekunde erkannte sie den Ernst der Lage und handelte. In einer Fernsehansprache an das Volk erläuterte sie, sie habe bei ihren Enkeln bleiben wollen, um sie in dieser Zeit der Trauer zu unterstützen.

Regentschaft fest in der Hand

In jüngster Zeit konnte das Familienoberhaupt jedoch zufrieden sein. Die einst geächtete Schwiegertochter Camilla erfüllt ihre Pflichten an der Seite der Thronfolgers Charles. Prinz Harry hat sich nach den wohl dokumentierten Eskapaden der vergangenen Jahre gefangen. Und Prinz William sorgte mit seiner Hochzeit mit Kate Middleton für den glanzvollen Höhepunkt des vergangenen Jahres. Die Briten sind mehrheitlich zufrieden mit seiner Wahl und wollen Kate gern als künftige Königin sehen. Dieser Tag dürfte aber noch in weiter Ferne liegen.

Noch hat die Queen mit ihren 86 Jahren die Regentschaft fest in der Hand und will ihren Eid erfüllen. Es erscheint unwahrscheinlich, dass sie vorzeitig abdanken und ihrem Sohn die Krone übergeben könnte. Ihre Mutter, die rüstige Queen Mum, wurde immerhin 101 Jahre alt. Elizabeth könnte also mit Leichtigkeit Queen Victoria überholen, die mit 63 Jahren und sieben Monaten auf dem Thron die am längsten regierende Monarchin war.

Keine Kommentare