Eklat beim ESC-Vorentscheid: Kümmert nimmt Sieg nicht an

5.3.2015, 22:02 Uhr
Eklat beim ESC-Vorentscheid: Kümmert nimmt Sieg nicht an

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Die Wendung der Ereignisse kommt so aus dem Blauen, dass sie sogar Show-Profi und Moderatorin Barbara Schöneberger aus der Fassung bringt. Als sie Kümmert zum Sieg gratulieren und zu einer erneuten Darbietung seines Siegertitels auf die Bühne schicken will, lässt der Sänger die Bombe platzen. „Ich bin überwältigt von Euch allen, von Deutschland, davon, dass Ihr meine Musik toll findet, mich unterstützt habt. Aber es ist momentan so - ich bin nicht wirklich in der Verfassung, diese Wahl anzunehmen und muss deshalb - ich gebe meinen Titel an Ann Sophie“, sagt Kümmert stockend.

Die Mitfinalistin schlägt die Hände vors Gesicht, durch den Saal geht ein Aufschrei. Schöneberger, sonst für ihre Eloquenz bekannt, kommt selbst ins Stottern.  „Also, Du bist Dir -  Du sagst uns jetzt, Du möchtest nicht nach Wien fahren, weil Du das Gefühl hast, dass das nicht Deine Welt sein könnte?“ sucht sie nach Worten – und einer Erklärung.

Kümmert entgegnet: „Ich denke einfach, dass Ann Sophie viel geeigneter und qualifizierter dafür ist, ich bin ein kleiner Sänger",  hebt er an, und bricht schließlich ab. Durchs Publikum gehen die ersten Buhrufe.

Kümmert geht von der Bühne

Ann Sophie, völlig neben sich, fragt perplex: „Fahr ich jetzt nach Wien?“ Und in Richtung des Publikums: „Wollt Ihr das überhaupt?“ Sie wollen. Die 24-Jährige, die ihre „Wild Card“ für den Vorentscheid beim ARD-Clubkonzert gewonnen hatte, wird – so ist jedenfalls die Lage am Ende des Tages - Deutschland im Mai beim Eurovision Song Contest vertreten. Kümmert geht gesenkten Hauptes von der Bühne.

Eklat beim ESC-Vorentscheid: Kümmert nimmt Sieg nicht an

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Eigentlich war der bis dato recht zähe Abend wie erwartet verlaufen. Gastgeberin Barbara Schöneberger hatte im kleinen Schwarzen mit einer bizarren, an einen Bienenkorb erinnernden Hochfrisur und gewohnt selbstironischen Sprüchen durch den Wettbewerb geführt und dem TV-Publikum das zu erwartende Gemisch an Zutaten und vor allem Kandidaten präsentiert. Ums Ticket nach Wien kämpften nette Singersongwriter mit sensiblen Texten und gefühlvollen Melodien sowie schräge Außenseiter wie beispielsweise die Mittelalterband Faun. Außerdem gabs schiefe Töne wie beim unfreiwillig komischen Auftritt des Duos Mrs. Greenbird und ziemlich alberne Bühnenshows.

Andreas Kümmert präsentierte sich, wie seine Fans ihn kennen, als bodenständiger Normalo in der unverzichtbaren Kapuzenjacke und trug gewohnt gefühlvoll seine Nummern "Home Is In My Hands" und "Heart Of Stone" vor. Mit seiner Soulstimme ließ er zunächst die vier Außenseiter und dann auch Alexa Feser und die Mädchentruppe Laing hinter sich und zog ins Finale ein.

Skandale im Vorfeld

Die Ausgangslage für Andreas Kümmerts Auftritt war allerdings denkbar ungünstig gewesen. Nicht nur, dass er gesundheitlich sehr angeschlagen war und seine Songs mit 40 Grad Fieber vortragen musste. Auf die Frage nach seinem Befinden murmelte er vor dem Finale auch nur leise „es geht.“  Darüber hinaus hatte es im Vorfeld unschöne Gerüchte um einen Ausraster der 28-jährigen „The Voice of Germany“-Siegers gegeben. Kümmert soll völlig die Fassung verloren und Besucherinnen eines Konzerts derbe beschimpft haben.

Kurz vor der Verkündung der Entscheidung fällt außerdem auf, dass sich Schöneberger nur noch an Ann Sophie wendet, Kümmert nicht mehr anspricht. Zeigte sich bereits, für die Moderatorin erkennbar, ein Stimmungsumschwung bei Kümmert? Das TV-Publikum kann nur spekulieren, ob vielleicht mangelndes Selbstbewusstsein oder eine emotionale Krise Auslöser für die Entscheidung waren.

Am 26. März soll Kümmert bei den Rother Bluestagen spielen. Die künstlerische Leiterin der Bluestage, Monika Ammerer-Düll, geht davon aus, dass der 28-Jährige den Termin wahrnehmen wird.

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