Erdbeben in Taiwan: Zahl der Toten steigt auf 40

9.2.2016, 08:40 Uhr
Die Retter kommen nur langsam voran, weil sie sehr vorsichtig sein müssen - doch die Zeit drängt.

© dpa Die Retter kommen nur langsam voran, weil sie sehr vorsichtig sein müssen - doch die Zeit drängt.

Nach dem Erdbeben im Süden Taiwans haben die Rettungskräfte weiter nach über 100 Vermissten in den Trümmern eines 16-stöckigen Wohnhauses in der Millionenstadt Tainan gesucht. Die Zahl der Toten in der Metropole Tainan stieg am Dienstag auf 40. Rund 500 Menschen wurden verletzt, davon waren am Sonntag 100 noch in Krankenhäusern. Papst Franziskus sprach den Opfern des schweren Erdbebens in Taiwan sein Mitgefühl aus. 

Die Suche nach den Verschütteten dauerte auch über Nacht an. Rund 100 Menschen werden allein in den Trümmern eines 16-stöckigen Wohnhauses vermisst, das komplett umgestürzt war. Die Behörden haben den Verdacht, dass Pfusch am Bau die Ursache dafür gewesen sein könnte, dass das Haus dem Beben der Stärke 6,4 am Samstagmorgen um 3.57 Uhr Ortszeit nicht standhalten konnte. 

Vor dem Weiguan-Jinlong-Wohnkomplex versammelten sich verzweifelte Angehörige. Am Sonntagmorgen holten die Bergungskräfte drei weitere Bewohner aus den Trümmern, darunter einen kleinen Jungen und seinen Vater, wie die Nachrichtenagentur CNA berichtete. 

Die meisten Verschütteten wurden in den zerstörten unteren Stockwerken vermutet, zu denen sich die Rettungskräfte nur schwer Zugang verschaffen konnten. Die Helfer mussten teils schweres Gerät einsetzen und Wände mit Trägern stützen. 

Suche geht nur langsam voran

Es wurde befürchtet, dass Hausreste weiter in sich zusammenbrechen und so Verschüttete und Rettungskräfte in Gefahr geraten könnten. Tainans Bürgermeister Lai Ching-te sagte, die Suche komme nur langsam voran, weil die Retter die Trümmerstücke vorsichtig und teilweise von Hand beseitigen müssten, um niemanden zu gefährden. 

Mit Einbruch der Dunkelheit gestalteten sich die Bergungsarbeiten noch einmal schwieriger. Auch wurde es am Abend empfindlich kalt für Taiwan, das sonst eher wärmere Temperaturen gewohnt ist. Mehr als tausend Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren mit Baggern, Suchhunden und Spürgeräten im Einsatz, um Verschüttete zu finden und zu bergen. 

In der Zwei-Millionen-Metropole sind insgesamt rund zehn Gebäude eingestürzt. Unter den Vermissten in der Stadt waren nach offiziellen Angaben auch mindestens 29 Kinder. Mehr als 350 Menschen konnten lebend geborgen werden. Wegen Einsturzgefahr wurden mehr als 400 Menschen bei Evakuierungen in Sicherheit gebracht. Das Militär richtete vorübergehend Lager mit 1200 Betten ein. 

Das Epizentrum des Erdbebens lag in Meinong nahe der Hafenstadt Kaohsiung. Die Region ist dicht besiedelt. Allein in der südlich von Tainan gelegenen Stadt Kaohsiung leben 2,8 Millionen Menschen. Zeitweise war die Strom- und Wasserversorgung für Hunderttausende unterbrochen. Das Beben war auf der ganzen Insel zu spüren. 

Papst spricht sein Beileid aus

Papst Franziskus wünschte den Opfern Kraft und Stärke. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sende den Familien der Verstorbenen und Verletzten, den Rettungskräften und den Behörden sein Beileid, heißt es in einem Telegramm, das von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterschrieben wurde. 

Musikstar Madonna beschrieb das Erdbeben als "furchterregend". Bei ihrem zweiten Konzert in Taipeh, wo die Sängerin im Hotel von den Erdstößen überrascht worden war, sprach sie den Familien der Todesopfer ihr Beileid aus. "Uns tut es sehr leid. Wir sollten sie in unserer Erinnerung halten und daran denken, wie viel Glück wir gehabt haben", zitierte sie die Nachrichtenagentur CNA.

"Ich wollte nur sagen, wie verrückt die letzte Nacht war", sagte die Sängerin vor den Fans. "In Los Angeles habe ich früher schon Erdbeben erlebt, aber das war am Boden, nicht im 17. Stock des Mandarin Oriental Hotels." Die 57-Jährige zeigte sich erleichtert, dass ihrem Team und den Menschen in der Hauptstadt 350 Kilometer nördlich vom Epizentrum nichts passiert sei. "Wir sind vom Glück gesegnet."

Das Erdbeben trübte die Stimmung am traditionellen chinesischen Neujahrsfest, das am Sonntagabend gefeiert wurde. Es weckte auch schlimme Erinnerungen an das Beben von 1999, als 2400 Menschen ums Leben kamen. Damals wurde eine Stärke von 7,3 erreicht. Nach der vorübergehenden Unterbrechung der Hochgeschwindigkeitsbahn im Süden Taiwans verkehrten die Züge seit Sonntagmorgen wieder normal.

Dieser Artikel wurde am 9. Februar um 8.40 Uhr aktualisiert.

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