Es wächst: Blumen wie Umsatz mit "Urban Gardening"

27.4.2016, 11:00 Uhr
Auf kleinsten Raum können Blumen wie auch Gemüse und Obst gedeihen.

© Jörg Carstensen (dpa) Auf kleinsten Raum können Blumen wie auch Gemüse und Obst gedeihen.

Geranien waren gestern: Heute wachsen auf Deutschlands Balkonen Tomaten, Paprika oder Erdbeeren. Baumärkte und Gartencenter freuen sich zum Auftakt der Saison über wachsende Umsätze mit Obst und Gemüse zum Selbstanbau mitten in der Stadt. Das Phänomen heißt "Urban Gardening" und ist auch in Nürnberg seit ein paar Jahren prominent vertreten.

Die grüne Bewegung ist mittlerweile auch in den Städten der Region angekommen. Auch in Fürth, Schwabach und Forchheim wird auf kleinstem Raum gegärtnert und im besten Fall auch geerntet.

"Die Selbstversorger-Bewegung hat eine wahre Renaissance der Nutzpflanzen eingeläutet. Die Nachfrage nach Gemüsepflanzen zum Eigenanbau, auch auf kleinstem Raum, sowie passendem Zubehör hat in den letzten Jahren stark zugenommen", sagt Anne Hahnenstein, Werbeleiterin der Gartencenter-Gruppe Dehner.

Auch Konkurrent Kölle freut sich über gute Geschäfte mit den Stadtgärtnern. "Urban Gardening ist ein starker Trend, den wir in unterschiedlichen Sortimenten spüren", sagt eine Sprecherin. Auch Baumärkte und Supermärkte profitieren von der neuen Lust am Gärtnern und haben ihr Angebot deutlich ausgeweitet. "Für ihr grünes Wohnzimmer geben die Deutschen gerne Geld aus", sagt Bernd Ohlmann, Sprecher beim Handelsverband Bayern.

Samen ist ein Segen

Statt es zum Nullzins aufs Konto zu legen, kaufen sich die Verbraucher lieber Blumentöpfe fürs Balkongeländer in knalligen Farben, Handharken aus Edelstahl oder ein Hochbeet mit Thermohaube:  Im Schnitt gab jeder Verbraucher einer Studie der BBE Handelsberatung zufolge 2014 rund 34 Euro pro Jahr für Gartenbedarf aus und damit rund ein Drittel mehr als 2005. Besonders stark legten jedoch die Umsätze mit Outdoor-Lampen und Grills zu.

Für die Gartencenter und Baumärkte ist der Trend ein Segen: Denn neben der Stammkundschaft, die Bodendecker für Friedhöfe oder die Stiefmütterchen für den Vorgarten kauft, wächst neue Kundschaft heran: Der Spaß am "Urban Gardening" treibt zahlreiche junge Kunden in die Gartencenter, die dort früher höchstens eine Topfblume zum Muttertag gekauft haben. "Der Trend zur Selbstversorgung ist in allen Altersgruppen erkennbar", sagt Garten-Expertin Hahnenstein.

Dabei sind die Kunden auch experimentierfreudig: Im Trend lägen in dieser Saison Pflanzenzüchtungen mit Doppelnutzen wie Kreuzungen aus Tomaten und Kartoffeln oder Auberginen und Kartoffeln. Oder das Saatgut "Möhre mit Radies". Wer etwas mehr Geld ausgeben will, kauft gleich Sträucher oder Pflanzen, an denen bereits Früchte hängen: Für die schnelle Ernte auf dem Balkon.

Für alle Hobbygärnter auf engsten Raum gibt es ein paar Tipps:

Deokration und Nutzen zugleich: Tomaten brauchen auf dem Balkon nicht viel Platz, nur ein Dach über den Kopf. Dann wachsen sie besser.

Deokration und Nutzen zugleich: Tomaten brauchen auf dem Balkon nicht viel Platz, nur ein Dach über den Kopf. Dann wachsen sie besser. © Tobias Hase (dpa)

Tomaten: Züchtungen, die wenig Platz brauchen und trotzdem viele Früchte tragen, sind "Balconi Red" oder "Balconi Yellow". Wie ihr Name schon verrät, sind sie gute Gewächse für den Balkonkasten. Sie wachsen buschig und müssen nicht angebunden werden, erklärt Staeves.

Gurken und Zucchini: Auch sie lassen sich auf dem Balkon ziehen, brauchen aber relativ viel Platz und Dünger, sagt Staeves. Gurken benötigen außerdem eine Rankhilfe. Eine bekannte Salatgurke für den Balkon heißt "Picolino".

Auberginen: Bei für den Balkon geeigneten Mini-Sorten lohnt es sich, vorgezogene Jungpflanzen zu kaufen. Denn Auberginen sind besonders empfindliche Pflanzen. Sie benötigen auch einen sehr warmen Platz.. Die Balkon-Aubergine "Ophelia F1-Hybride" beispielsweise hat einen intensiven Geschmack und braucht kaum Platz. Sie ist also auch für kleinere Pflanzgefäße geeignet.

Kartoffeln: Es braucht keinen Acker für den Kartoffelanbau. Hier tut es auch ein Pflanzsack, der mitwächst: Ein durchlöcherter Plastik- oder Jutesack wird mit fünf bis zehn Zentimetern Erde befüllt. Der Rest des Sacks wird umgekrempelt. Wichtig bei der Pflege: Die Erde, in der die Kartoffeln heranwachsen, muss immer feucht sein. Sobald die ersten grünen Triebe über die Erde wachsen, wird Substrat nachgefüllt, so dass immer nur die obersten Spitzen zu sehen sind. Der Rand des Pflanzsacks wächst mit, bis zu einer Höhe von 70 bis 80 Zentimeter. Das führt dazu, dass sich Knollen auf verschiedenen unterirdischen Ebenen bilden. Wenn das Kartoffellaub im Spätsommer gelb wird, können die Knollen ausgegraben werden.

Salat: Vor allem Pflücksalat ist für die Balkonaufzucht geeignet. Er kann schon ab März in Kästen gesät und nach wenigen Wochen zum ersten Mal geerntet werden. «Im Gegensatz zu Kopfsalat geht das auch portionsweise nach und nach, sofern das Herz nicht beschädigt wird», sagt Staeves. Dünger brauchen Salate in der Regel nicht.

Radieschen: Besondere Sorten für den Balkon gibt es nicht. Radieschen benötigen aber ohnehin nicht viel Platz, sondern begnügen sich auch mit dem Volumen eines Balkonkastens. Damit nicht alle gleichzeitig reif sind, sät man sie am besten entsprechend zeitlich versetzt.

Karotten: Bei Möhren wählt man am besten runde, kugelige Sorten. Anderenfalls muss man darauf achten, dass das Pflanzgefäß tief genug ist. Ein Beispiel für eine runde Karottensorte ist "Pariser Markt 5". Die Erde sollte gut durchlässig sein. Oft lohnt es sich, Sand beizumischen. Genauso wie Radieschen benötigt das Gemüse kaum Dünger.

 

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