Fotos der "Döner-Mord"-Opfer in rechtsextremer Propaganda?

12.11.2011, 12:01 Uhr
Ein Ermittler zeigt eine Ceska-Pistole. Sie war bis vor Kurzem das einzige Bindeglied zwischen den Taten.

© dpa Ein Ermittler zeigt eine Ceska-Pistole. Sie war bis vor Kurzem das einzige Bindeglied zwischen den Taten.

Die nun gefundenen Bilder zeigten mindestens drei Opfer der Taten unmittelbar nach ihrer Hinrichtung, berichtete der SWR-Hörfunk am 12. November unter Berufung auf Ermittlungskreise. Es sei wahrscheinlich, dass die Bilder von den Tätern selbst gemacht worden seien.

Die Propagandavideos seien nicht veröffentlicht worden, es seien aber voradressierte Umschläge an verschiedene Medien sowie islamische Vereine gefunden worden, die offenbar zum Versand der DVDs dienen sollten.„Es liegen zureichende Anhaltspunkte dafür vor, dass die Mordtaten einer rechtsextremistischen Gruppierung zuzurechnen sind“, teilte die Bundesanwaltschaft mit, die nun die Ermittlungen übernommen hat. Die Täter sollen auch für eine schwere Brandstiftung im sächsischen Zwickau im November verantwortlich sein.

Auch der Polizistenmord von Heilbronn könnten nach Polizeiangaben mit den Döner-Morden zwischen 2000 und 2006 zusammenhängen. Alle folgten demnach stets dem gleichen Muster: Der oder die Mörder kamen am helllichten Tag, schossen ihren Opfern – acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmer – aus nächster Nähe in den Kopf und verschwanden, ohne große Spuren zu hinterlassen.

Ganz ähnlich war es am 25. April 2007 in Heilbronn, wo die 22-jährige Polizistin Michele K. mitten am Tag auf einer Festwiese mit einem Kopfschuss getötet wurde. Ihr damals 24 Jahre alter Streifen-Kollege wurde schwer verletzt und lag mehrere Wochen im Koma. Die Dienstwaffen der Heilbronner Polizisten wurden vor einer Woche in einem Wohnmobil bei Eisenach in Thüringen sichergestellt.

Tatwaffe sichergestellt

Dort fanden sich auch weitere Gegenstände der Beamten. In der Wohnung der mutmaßlichen Täter in Zwickau wurde zudem die Pistole gefunden, mit der die Döner-Morde verübt worden waren. Die beiden Männer, denen auch mehrere Banküberfälle angelastet werden, begingen nach Polizeiangaben in dem Wohnmobil Selbstmord.

Nach den bisherigen Erkenntnissen hatten die Männer und deren mittlerweile verhaftete 36-jährige Gefährtin Beate Z. bereits Ende der 1990er Jahre Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen. In der Zwickauer Wohnung wurden außerdem Beweise sichergestellt, die auf ein rechtsextremes Motiv für die Morde hindeuten.

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau Mitglied in einer terroristischen Vereinigung war. Sie wirft ihr Mord, versuchten Mord sowie schwere Brandstiftung vor. Auch weitere Verdächtige aus rechtsextremistischen Kreisen sollen in die Taten verstrickt sein.

Zwischen September 2000 und April 2006 waren acht türkische und ein griechischer Unternehmer erschossen worden. Die blutige Spur zog sich quer durch Deutschland: Drei Morde ereigneten sich in Nürnberg, zwei weitere in München, jeweils ein Mord geschah in Hamburg, Rostock, Dortmund und Kassel.

Benutzt wurde immer die selbe Waffe, eine tschechische Pistole der Marke Ceska, Kaliber 7,65. Im Heilbronner Polizistenmord tappten die Ermittler rund viereinhalb Jahre lang im Dunkeln. Monatelang suchten sie nach einem Phantom. Im März 2009 stellte sich heraus, dass eine vermutete heiße DNA-Spur von verunreinigten Wattestäbchen stammte.

Kontakte in rechte Szene

Erst mit dem Selbstmord der 34 und 38 Jahre alten Männer in Eisenach gelang den Beamten der erste Ermittlungserfolg. Nach Informationen des SWR geht die Polizei inzwischen davon aus, dass einer der beiden mutmaßlichen Bankräuber seinen Komplizen erschossen und sich dann selbst getötet hat – weil Polizisten im Anmarsch waren. Beate Z. habe unmittelbar nach dem Tod der beiden Männer deren Familie telefonisch informiert.

Beate Z. sitzt bereits in Untersuchungshaft. Bislang schweigt sie zu den Vorwürfen. Sie wohnte zusammen mit den mutmaßlichen Bankräubern. Die Polizei vermutet, dass sie die gemeinsame Wohnung in Brand gesteckt hat, um Beweise zu vernichten. Sie und ihre mittlerweile toten Kumpanen hatten Kontakte in die Neonazi-Szene.

In den 1990er Jahren sollen sie beim rechtsextremen „Thüringer Heimatschutz“ aktiv gewesen sein – danach jedoch nicht mehr. Nach dem thüringischen Verfassungsschutz erklärte auch das sächsische Landesamt, dass die drei keine V-Leute gewesen seien. Zu ihren Aufenthaltsorten seit ihrem Abtauchen 1998 habe man keine Kenntnis gehabt.


 

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