Sympathisanten der "Nachtwölfe" besuchen KZ-Gedenkstätte

4.5.2015, 21:19 Uhr
Mit Fahnen in weiß, rot, blau fuhren Sympathisanten der "Nachtwölfe" in Dachau ein.

© dpa Mit Fahnen in weiß, rot, blau fuhren Sympathisanten der "Nachtwölfe" in Dachau ein.

Sympathisanten des kremlnahen russischen Rockerclubs „Nachtwölfe“ sind am Montag über München in der KZ-Gedenkstätte Dachau eingetroffen. Ein Mitarbeiter der russischen Botschaft in Wien sagte der österreichischen Nachrichtenagentur APA, eine weitere Kranzniederlegung sei in Nürnberg denkbar.

Die mit Motorrädern vorfahrenden Personen hatten Fahnen in den Farben weiß, blau und rot dabei, wie sie die russische Flagge ziert. Ein Priester der russisch-orthodoxen Auferstehungskirche sagte, die Christen hätten Kerzen angezündet und gebetet. Der Besuch sei seit Monaten geplant.

Die KZ-Gedenkstätte teilte mit, dass sie den Sympathisanten der „Nachtwölfe“ nach Rücksprache mit der Stiftung Bayerische Gedenkstätten freien Zugang zu dem Gelände gewährt habe. Die Männer seien lediglich auf die Besucherordnung hingewiesen worden, wonach Fahnen und Transparente nicht gestattet sowie politische Demonstrationen zu unterlassen sind. „Dem wurde entsprochen“, sagte die Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann.

Das bayerische Innenministerium beobachtet die Gruppe während ihres Aufenthalts im Freistaat genau. „Sofern es zu strafbaren Handlungen kommen sollte, wird die bayerische Polizei konsequent einschreiten“, sagte ein Sprecher. „Das betrifft insbesondere extremistische Propaganda.“

Russische Diplomaten im Auto

Nach Angaben der Bundespolizei handelt es sich bei den am Sonntag nach Bayern eingereisten russischen Motorradfahrern nicht um Mitglieder der „Nachtwölfe“, sondern um Sympathisanten oder Familienangehörige. Die Bundesregierung plant vorerst keine Maßnahmen gegen den Motorradkonvoi nach Berlin.

Ein Sympathisant des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" trägt am 04.05.2015 vor dem Eingang zum ehemaligen Konzentrationslager in Dachau (Bayern) ein T-Shirt mit einem Porträt des russischen Präsidenten Putin.

Ein Sympathisant des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" trägt am 04.05.2015 vor dem Eingang zum ehemaligen Konzentrationslager in Dachau (Bayern) ein T-Shirt mit einem Porträt des russischen Präsidenten Putin. © A3750/_Andreas Gebert

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: „Grundsätzlich wird die Bundesregierung nicht verhindern, wenn Menschen 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs dieses Anlasses gedenken wollen.“ Das bayerische Innenministerium beobachtet die Gruppe. Die „Nachtwölfe“, deren Präsident Alexander Saldostanow mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet ist, unterstützen Positionen prorussischer Kräfte in der Ukraine.

Die Motoradfahrergruppe wurde nach eigenen Angaben etwa 50 Kilometer vor München auf der Autobahn von der Polizei angehalten. Die rund 30 Beamten, auch mit Hunden, hätten ungefähr zwei Stunden lang die Dokumente kontrolliert, sagte der Sprecher der Gruppe, Alexander Schapowalow, am Sonntagabend der Agentur Tass. Die Biker seien in Autos unterwegs gewesen, in denen auch russische Diplomaten saßen.

Es handle sich um "grob geschätzt zehn Personen". Die Tour der kremlnahen Gruppe aus Anlass des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs war am 25. April in Moskau gestartet und soll am 9. Mai in Berlin enden. Russland begeht dann den Tag des Sieges über Hitlerdeutschland.

Enge Verbindungen zum Kreml

Die Gruppe "Nachtwölfe" ist im Westen auch deshalb umstritten, weil sie die Position prorussischer Kräfte im Ukraine-Krieg massiv unterstützt. Polen hatte den "Nachtwölfen" an der Grenze die Einreise verweigert. Deutschland hatte die Visa einiger Biker annulliert, mindestens drei Rocker wurden am Flughafen in Berlin-Schönefeld abgewiesen.

Russland protestierte dagegen und forderte von der Bundesregierung eine Erklärung. Dank offener Grenzen in der EU waren einige Rocker von der Slowakei aus nach Österreich gefahren. In Wien waren am Samstag Mitglieder der "Nachtwölfe" von rund 500 Sympathisanten und Schaulustigen empfangen worden.

Laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA bestand die aus der Slowakei ankommende Gruppe aus zwei russischen Staatsbürgern und etwa 20 Sympathisanten. Gemeinsam mit dem russischen Botschafter legten sie einen Kranz vor dem Wiener Heldendenkmal der Roten Armee nieder.

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