Gillette-Werbung polarisiert: So reagiert das Netz

18.1.2019, 13:35 Uhr
Gillette-Werbung polarisiert: So reagiert das Netz

© Jens Schierenbeck/dpa

Ein neues Werbevideo des Rasur-Riesen Gillette sorgt derzeit im Netz für ausgiebige Diskussionen. Denn ganz anders als alle Clips zuvor, kommt im jetzigen Werbevideo kein Mann vor, der sich mit dem Rasierer genüsslich die Bartstoppeln rasiert, sondern das genaue Gegenteil: Die Firma stellt in dem zweiminütigen Clip einen inzwischen 30 Jahre alten, eigenen Slogan in Frage: "Is this the best that men can get?" und startet damit eine kritische Betrachtung des heutigen Männlichkeitsbildes. 
Die Marke, die zum Konzern Procter&Gamble gehört, veröffentlichte das Video am 13. Januar auf YouTube. Dort hat es mittlerweile über 16 Millionen Aufrufe. Die Meinungen in den sozialen Netzwerken, in welchen die Werbung bereits tausendfach geteilt wurde, ist allerdings unterschiedlich.

Einige Nutzer fühlen sich durch den Clip angegriffen und wollen die Rasier-Marke künftig boykottieren. Ein Nutzer schreibt zum Beispiel bei Twitter: "Ich habe mir heute neue Rasierer gekauft. Die alten, von Gillette, sind nun da wo sie hingehören, in den Müll." 

Unter dem Hashtag #BoycottGillette melden sich auch weitere Nutzer zu Wort. "Ich rasiere mich, seit ich 12 bin und seitdem nutze ich auch Gillette, weil ihn mein Vater auch genutzt hat. Ab jetzt werden weder mein Vater, der über 50 Jahre Kunde von Gillette war, noch ich den Rasierer jemals wieder nutzen."

Einige Nutzer sind sogar der Meinung, die Werbung würde Männerhass propagieren beziehungsweise Männer allgemein als schlecht darstellen. So schreib einer unter dem Hashtag: "Ich bin extrem maskulin und nichts daran ist schlecht."

Doch nicht nur Gegner des Werbespots melden sich in den sozialen Netzwerken zu Wort. So schreibt einer: "Echte Männer fühlen sich nicht von einem Werbeclip verletzt, in dem gesagt wird, dass es eben nicht cool, ist ein Idiot zu sein."

Was dabei besonders auffällt ist: Es sind keineswegs nur Frauen, die den negativen Kommentaren in den sozialen Netzwerken widersprechen. Im Gegenteil: auch viele Männern äußern sich positiv über den Werbespot und können die Aufregung deswegen nicht nachvollziehen.

Während sich einige Nutzer also über den Inhalt der Werbung streiten, hinterfragen andere die Absichten des Konzerns. Geht es darum, ein politisches Statement zu setzen oder lediglich darum, mit der Werbung zu polarisieren und den Absatz zu erhöhen?

Dass Firmen durch ihre Werbung durchaus politisch Stellung beziehen ist allerdings nicht neu. So engagierte zum Beispiel die Sportmarke Nike im vergangenen Jahr den Football-Quarterback Colin Kaepernick, der durch seinen Kniefall im August 2016 bei einem Spiel als erster gegen die Diskriminierung und Polizeigewalt in den USA demonstrierte. Viele Kunden boykottierten daraufhin die Marke, verbrannten teilweise sogar ihre Nike-Sportschuhe.


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Mit anstößigen Fotos hat auch die Modekette Benetton immer wieder auf sich aufmerksam gemacht. So warb der Konzern zwischenzeitlich mit ölverschmierten Vögeln oder Aids-Kranken im Sterbebett für seine Marke, um diese möglichst bekannt zu machen. 2018 erhielt das Label scharfe Kritik, nachdem es mit einem Foto eines vollen Flüchtlingsbootes für sich warb. 

Einen regelrechten Shitstorm gegen sich löste der Nahrungsmittelkonzern Dr. Oetker aus, als er in der Schweiz mit einem Plakat für sich warb, auf dem eine Frau mit einer Art Fußball-Kuchen zu sehen war. Der Slogan dazu lautete: "Back deinen Mann glücklich - auch wenn er eine zweite Liebe hat." 

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