Großübung: 35 Passagiere aus "brennendem" ICE gerettet

22.7.2017, 16:56 Uhr
An der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt haben Hunderte Rettungskräfte für den Ernstfall in einem Tunnel geübt.

© Michael Reichel/dpa An der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt haben Hunderte Rettungskräfte für den Ernstfall in einem Tunnel geübt.

Wenige Monate vor Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt haben mehr als 700 Rettungskräfte erfolgreich den Ernstfall im Bleßberg-Tunnel in Thüringen geübt. Das Szenario: Ein ICE fing am Samstagvormittag Feuer und musste mitten in dem gut acht Kilometer langen Tunnel halten. Dichter Rauch erschwerte den Einsatz. Am Ende wurden jedoch alle 35 Passagiere gerettet.

"Das erste Fazit ist, dass es positiv lief", sagte Marc Stielow, Referent für Brandschutz im Thüringer Innenministerium, nach dem gut vierstündigen Einsatz. Stielow sprach von der größten Übung in der Geschichte Thüringens. Insgesamt waren 748 Einsatzkräfte von der Feuerwehr, den Rettungsdiensten und der Polizei im Einsatz. Hinzu kamen Beobachter und Statisten. Es sei gut zu sehen, dass das, was am Schreibtisch erarbeitet wurde, praxistauglich ist, sagte Stielow. Eine detaillierte Nachbesprechung werde allerdings noch folgen.

Nach dem Notruf wurden Einsatzkräfte sowohl aus Thüringen als auch aus Bayern alarmiert. Sie gelangten über die zehn Notausgänge in den Tunnel. Nachdem der Brand gelöscht war, mussten 29 verletzte Passagiere versorgt werden. Sie waren bewusstlos, hatten Brüche oder Rauchvergiftungen. Sechs weitere Passagiere irrten durch den Tunnel. Auch sie wurden gefunden. Alle 35 Personen wurden zu den sechs Rettungsplätzen oberhalb des Tunnels gebracht und versorgt. Die Rettungsplätze sind je 1500 Quadratmeter groß und über die Notausgänge des Tunnels erreichbar.

Die ICE-Strecke von Nürnberg nach Erfurt gehört zu den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit und soll im Dezember in Betrieb gehen. Die Strecke führt von der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt ins oberfränkische Ebensfeld und ist 107 Kilometer lang. Auf Thüringer Seite mussten auf rund 72 Kilometern und in Bayern auf 35 Kilometern neue Gleise verlegt werden.

Die Trasse mitten durch den Thüringer Wald war eine ingenieurtechnische Herausforderung. So führt die Neubaustrecke fast zur Hälfte durch Tunnel oder über Talbrücken. Insgesamt mussten 29 Brücken errichtet und 22 Tunnel gebohrt werden. Beim Bau des 8,3 Kilometer langen Bleßberg-Tunnels entdeckten die Bauarbeiter zudem eine Tropfsteinhöhle.

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