Grüne Oase in der Betonwüste

25.11.2014, 19:28 Uhr
Grüne Oase in der Betonwüste

© Foto: dpa

Das Problem ist altbekannt: Es wird immer enger auf Manhattan. Der berühmte New Yorker Stadtteil hat zwar so viele Einwohner wie Hamburg, aber nur ein Zwölftel der Fläche. Kein Wunder, dass sich zwischen Hudson und East River viel auf dem Wasser abspielt.

Was jetzt geplant wird, ist aber selbst für New York eine große Nummer: Ein Park soll mitten in den Hudson gebaut werden, 11 000 Quadratmeter groß, bepflanzt mit Bäumen und Gras, als neue Attraktion in der an Attraktionen nicht armen Stadt.

11 000 Quadratmeter, das sind etwa eineinhalb Fußballfelder. Und was soll da stehen? Riesenräder oder Achterbahnen wie auf anderen Landungsbrücken? Fehlanzeige. Der Park soll eine grüne Oase in der Betonwüste von Westmanhattan werden, mit Spazierwegen und Flächen zum Sitzen. Abends darf es etwas lauter werden: Eine Freilichtbühne könnte die New Yorker Philharmoniker ebenso aufnehmen wie Lady Gaga.

17 Millionen Besucher

Einen Hudson River Park gibt es schon lange, und er wird jedes Jahr von 17 Millionen Besuchern bevölkert. Er ist aber da, wo ein Park gemeinhin hingehört: an Land. Der neue soll nun direkt ins Wasser, auf Stelzen und Planken. Wie große Pilze sollen die Stützen im Wasser stehen. Darauf ein Park, gleich neben den Ozeanlinern, die nur ein paar Dutzend Meter entfernt anlegen.

Für „Pier 55“, das ist der Projektname, muss allerdings Pier 54 weichen. Und das ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier an den Chelsea Piers gibt es Manhattans einzige Brauerei und ein Fernsehstudio, in dem viele bekannte Filme gemacht wurden.

Von Pier 54 legten überdies vor 70 Jahren die Truppentransporter mit amerikanischen Soldaten in Richtung Hitler-Deutschland ab. Zuvor kamen die Reichen und Schönen dort auf den Atlantikkreuzern an — die weniger Reichen mussten schon fünf Kilometer vorher auf der Einwanderer-Insel Ellis Island aussteigen.

Und noch vorher, 1912, warteten die Menschen am Pier 54 auf ein Wunderschiff, das nie kam: Statt der „Titanic“ legte schließlich die weitaus kleinere „Carpathia“ mit den wenigen Überlebenden an.

Es wird nicht einmal New Yorks teuerstes Bauprojekt sein, wenn im übernächsten Jahr begonnen wird. 130 Millionen Dollar soll Pier 55 kosten, Stadt und Staat New York geben 35 Millionen dazu. Der Großteil des Geldes kommt aber von der deutschstämmigen Familie von Fürstenberg, zum Teil von der Familie Diller — Diane von Fürstenberg und Barry Diller sind seit 2001 verheiratet.

Erinnerungen an Venedig

„Wir sind so froh, dass wir das als Familie machen können“, sagt Diller. Das Projekt zu verwirklichen übertreffe seine kühnsten Erwartungen.

Von Fürstenberg denkt gar an Europa: „New York hat mich immer an Venedig erinnert. Deshalb freue ich mich, dass wir jetzt sein Wasser würdigen können“, sagte die Modemacherin. „Und was passt da besser als ein Park am Westufer, um sich auszuruhen und eine Aufführung oder einfach den Sonnenuntergang zu sehen?“

www.hudson-river-park.com

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