In Nürnberg und Fürth kracht es häufiger als im Umland

14.11.2018, 16:15 Uhr
Plötzlich kaltverformt: Wo es am häufigsten kracht, geht aus der aktuellen Statistik hervor.

© Daniel Reinhardt/dpa Plötzlich kaltverformt: Wo es am häufigsten kracht, geht aus der aktuellen Statistik hervor.

 "Die wichtigste Erkenntnis unserer Untersuchung: Dank verbesserter Technik und vieler Sicherheitssysteme werden nur bei weniger als vier Prozent aller Schäden Menschen verletzt", sagt Roland Stoffels von der Versicherungsgesellschaft.

Obwohl nur bei 3,9 Prozent aller Unfälle ein Mensch verletzt wird, sind diese Ereignisse für knapp ein Drittel aller Kosten verantwortlich: 2017 wurden rund 300 Millionen Euro für die Versorgung von Unfallopfern im Straßenverkehr gezahlt.

Stoffels sieht nicht nur deswegen nicht nur Positives in den Statistiken seines Unternehmens: "Unser Karambolage-Atlas zeigt auch, dass es trotz zahlloser technischer Helferlein im Auto erstaunlich oft auf deutschen Straßen kracht und knirscht." Im Jahr 2017 hatte erlitt mehr als jeder neunte Fahrzeughalter einen Kfz-Schaden, die Kosten lagen durchschnittlich bei 2300 Euro pro Fall.

Gelbe Insel in grüner Region

Fahrern der deutschen Premium-Marken eilt der Ruf voraus, besonders unvorsichtig zu fahren. Die Zahlen der Versicherungsgesellschaft bestätigen nun: Fahrer der Edelmarken führen die Statistik der Haftpflichtschäden an. Mercedes-Benz geht mit 5,4 Haftpflichtschäden pro Jahr und 100 Versicherte in die Statistik ein, BMW mit 5,2. Die beiden Hersteller haben sich zu diesen Zahlen bis Redaktionsschluss nicht geäußert.

Fahrer der Marken Fiat und Skoda sind dagegen offenbar sicherer unterwegs: Ihre Haftpflichtschadenshäufigkeit liegt nur bei je 4,6 Prozent. Untersucht wurden die zehn häufigsten Automarken in Deutschland.

Die durchschnittliche PS-Zahl neu zugelassener Wagen steigt seit Jahren an und liegt laut Kraftfahrtbundesamt aktuell bei mehr als 150 Pferdestärken. Mehr Leistung geht allerdings mit einer höheren Schadenhäufigkeit einher: Schwach motorisierte Autos mit maximal 75 PS kommen lediglich auf eine Schadenshäufigkeit von 6,0 Prozent bezogen auf die Zahl der bei der Generali versicherten Fahrzeuge dieser Leistungsklasse. Dagegen kommen Fahrzeuge mit 251 bis 300 PS auf 19,9 Prozent. Durchschnittlich hat also jedes fünfte dieser Autos einen Schaden pro Jahr.

Die Schadenshäufigkeit unterscheidet sich deutlich je nach Ort und Region. Durchschnittlich liegt sie in Deutschland bei 11,7 Prozent. Klar darüber rangiert Berlin mit einem Wert von 15,5 Prozent bezogen auf die Zahl der Versicherten nach Wohnort. Dahinter folgen Hamburg (15,4 Prozent) und Bremen (13,5 Prozent). Am wenigsten Sorgen um Unfälle müssen sich die Einwohner der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg machen, dort liegt die Schadenshäufigkeit jeweils nur bei 10,8 Prozent. Ebenfalls weit hinten rangiert Bayern mit 11,1 Prozent.

In einer Karte mit allen Landkreisen und kreisfreien Städten sind Nürnberg und Fürth zwei "gelbe Inseln" in einem ansonsten "grünen Umland": Während die Schadenshäufigkeit für 100 versicherte Kraftfahrzeuge etwa in den Landkreisen NEA, AN, ERH und NM jeweils klar unter 10 Prozent liegt, beträgt der Wert für Fürth 12,2 und für Nürnberg 12,3. Damit schneidet die Region aus Sicht von Werner Meier, Vorsitzender der Verkehrswacht Nürnberg, aber immer noch gut ab, denn die großen Metropolen wie Berlin (15,5 Prozent), Hamburg (15,4) oder München (14,7) weisen deutliche höhere Risikowerte auf.

Mehr Parkdruck, mehr Schäden

Das gemessene Gefälle zwischen städtischen und ländlichen Gebieten lässt sich laut Meier gut mit der unterschiedlichen Verkehrsdichte erklären: "In der Stadt gibt es viel mehr Kreuzungen und Einmündungen, viele verschiedene Verkehrsteilnehmer auf engstem Raum und einen höheren Parkdruck." So komme es in Städten auch häufiger zu Parkremplern. Nicht zu unterschätzen ist aus Meiers Sicht der Effekt der Stoßzeiten am Morgen und am Abend, wenn viele Pendler unterwegs sind, und das höhere Verkehrsaufkommen bei großstädtischen Veranstaltungen wie Messen, Konzerten und Fußballspielen. Tücke der Statistik: Wer etwa auf dem Land wohnt, aber in der Stadt einen Unfall erleidet, geht mit seinem Wohnort in die Daten ein, nicht mit dem Unfallort.

Eine klassische Frage ist die, ob Männer oder Frauen besser Auto fahren. Der Karambolage-Atlas zeigt: Die Schadenshäufigkeit bei den Geschlechtern unterscheidet sich tatsächlich nur geringfügig — und die Frauen liegen unrühmlich knapp vorn. Männer kommen auf 11,4 Prozent Schadenshäufigkeit, Frauen auf 12,5 Prozent, jeweils bezogen auf die Gesamtzahl der Versicherungsnehmer des jeweiligen Geschlechts. In Nürnberg liegt das Niveau der reinen Haftpflichtschäden auf einem niedrigen Niveau, Frauen kommen dabei auf eine Schadenshäufigkeit, die mit 7,2 Prozent knapp vor derjenigen der Männer mit 6,0 Prozent liegt.

Wegen glatter Straßen, Schnee, Kälte und langer Dunkelheit gilt der Winter als besonders gefährliche Jahreszeit. Überraschend ist jedoch: Die meisten Schäden geschehen nicht im Winter, sondern in den Sommermonaten von Mai bis August. "Wir gehen davon aus, dass die meisten Fahrer in den kalten und dunklen Monaten eher vorsichtig unterwegs sind. In den wärmeren Monaten scheint es auf Deutschlands Straßen – möglicherweise bedingt durch die Ferien und die Motorradsaison – hektischer zuzugehen", erklärt Roland Stoffels.

Am Freitag schnell nach Hause

Mit den Ergebnissen des Karambolage-Atlas kann auch mit dem Vorurteil gegen "Sonntagsfahrer" aufgeräumt werden: Hätten alle sieben Wochentage das gleiche Risiko, läge der Wert an jedem Tag bei rund 14,3 Prozent. Unter der Woche ist das Schadensrisiko jedoch am Donnerstag mit 16,7 Prozent und am Freitag mit 16,6 Prozent am höchsten. Den Grund dafür vermutet die Generali darin, dass die meisten Autofahrer am Ende der Arbeitswoche schnell nach Hause möchten. Es könnte aber auch daran liegen, dass man am Ende der Woche nicht mehr so fit und konzentriert ist wie am Anfang, meint Werner Meier von der Verkehrswacht. Am Sonntag verringert sich das Risiko auf nur noch 8,3 Prozent.

Die Schadenshäufigkeit stellt die Wahrscheinlichkeit unter allen Versicherten dar, von einem Versicherungsfall betroffen zu sein. Dazu wurden von der Generali in Deutschland die Daten von 700 000 Kfz-Schadensfällen aus den Jahren 2017 und 2015 ausgewertet.

Trotz des Dieselskandals und teurem Sprit fahren die Bundesbürger gern und viel Auto: Aktuell zählt Deutschland 46,5 Millionen zugelassene PKW. In den Karambolage-Atlas flossen jedoch nur die Daten der bei Generali Versicherten ein.

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