Köln: Tunesier plante Anschlag in neuer Dimension

20.6.2018, 16:24 Uhr
In der Wohnung des inhaftierten Tunesiers sind vergangende Woche hochgiftige Rizin-Substanzen gefunden worden. Laut BKA hatte der 29-Jährige schon konkrete Vorbereitungen zum Bau einer Biobombe unternommen.

© Oliver Berg/dpa In der Wohnung des inhaftierten Tunesiers sind vergangende Woche hochgiftige Rizin-Substanzen gefunden worden. Laut BKA hatte der 29-Jährige schon konkrete Vorbereitungen zum Bau einer Biobombe unternommen.

Das in einem Kölner Hochhaus sichergestellte hochgiftige Rizin war laut Bundeskriminalamt (BKA) für einen Anschlag neuer Dimension mit einem biologischen Sprengsatz geplant. "Hier gab es schon ganz konkrete Vorbereitungen zu einer solchen Tat, mit einer, wenn Sie so wollen, Biobombe. Und das ist schon ein in Deutschland einmaliger Vorgang" sagte BKA-Präsident Holger Münch am Mittwoch dem RBB-Inforadio. Ein 29-jähriger Tunesier wird von der Bundesanwaltschaft verdächtigt, vorsätzlich biologische Waffen hergestellt zu haben. Gegen den Verhafteten besteht auch ein "Anfangsverdacht für die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat."

Der Tunesier Sief Allah H. soll seine Vorbereitungen für einen Terroranschlag mit hochgiftigem Rizin bereits weitgehend abgeschlossen haben, als die Polizei am 12. Juni zuschlug. "Die Verhinderung eines möglichen Anschlags ist ein Erfolg der Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden auf nationaler und internationaler Ebene", sagte Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Schon zuvor hatte Maaßen geschildert, der Mann habe "sehr wahrscheinlich" einen Terroranschlag geplant. BKA-Chef Münch zufolge hatte der Beschuldigte bereits begonnen, das hochgiftige Rizin aus Rizinussamen zu gewinnen. Es seien auch Utensilien für die Herstellung eines Sprengsatzes gefunden worden. Rizin kann schon in kleinsten Mengen tödlich wirken und gilt als potenzieller biologischer Kampfstoff.

Verdächtiger verkehrte in Islamisten-Kreisen

Laut RBB hatte ein ausländischer Partnerdienst dem Verfassungsschutz gemeldet, dass der Tunesier im Internet Bestandteile zum Bau eines Sprengsatzes geordert hatte. "Es gibt entsprechende Anleitungen dazu, auch von islamistischen Organisationen im Internet, wie man so etwas tut. Daran hat sich diese Person offensichtlich auch orientiert", erläuterte Münch. Der Verdächtige soll weit mehr als die zunächst bekanntgewordenen 1000 Rizinussamen bestellt haben. Es gibt nach Angaben der Bundesanwaltschaft Anhaltspunkte für eine noch größere Menge. "Welches konkrete Tatziel in den Blick genommen wurde, das wissen wir noch nicht", sagte der BKA-Präsident. Auch die Frage, ob es Verbindungspersonen oder Mittäter gab, sei noch offen. Sorge bereiten dem BKA die hohe Zahl von radikalisierten Einzelpersonen, die es im Auge zu behalten gelte. Aktuell seien 770 Personen als Gefährder eingestuft.

Der Verdächtige soll früher in Tunesien in Islamisten-Kreisen verkehrt haben. Nach Deutschland kam der Ehemann einer Deutschen über den Familiennachzug. Laut Verfassungsschutz hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Rizin experimentiert, das im Irak und an der irakisch-syrischen Grenze gefunden wurde.


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