Kräftiges Nachbeben in Norditalien

31.5.2012, 19:18 Uhr

Zwei Tage nach der Erdbebenkatastrophe mit 17 Toten in Norditalien hat ein kräftiges Nachbeben die Bewohner der Region Emilia-Romagna erneut in Angst und Schrecken versetzt.

Wie das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie am Donnerstag mitteilte, hatten die Erdstöße eine Stärke von 4,0. Es wurden aber keine weiteren Schäden gemeldet. Das Epizentrum lag bei der Ortschaft Novi di Modena am Rande des Gebiets, das vom Beben am Dienstag besonders stark betroffen worden war.

Die Erdstöße waren bis nach Bologna zu spüren. Insgesamt wurden in der Gegend am Donnerstag mehr als 50 Nachbeben registriert. In Süditalien bebte die Erde in der Gegend von Sapri südlich von Salerno mit einer Stärke von 3,0. In Norditalien bezogen Tausende von Menschen nach der Katastrophe in Zelten Quartier.

Im betroffenen Gebiet um die Stadt Modena wurden zusätzlich zu den Camps, die bereits nach dem Beben vom 20. Mai aufgebaut worden waren, 32 neue Zeltlager errichtet. Zahlreiche Betroffene erhielten in Turnhallen, Schulen oder Eisenbahnwaggons Unterschlupf. Wie die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtete, campten jedoch Tausende in privaten Zelten in unmittelbar Nähe ihre Wohnungen. „Wir wollen unsere Häuser nicht unbeaufsichtigt lassen“, sagte ein Erdbebengeschädigter.

Etwa 14.000 Menschen verloren ihre Bleibe

In den Kaufhäusern großer Städte wie Bologna oder Modena waren die Zelte rasch ausverkauft. Bei den beiden Erdbeben am 20. und 29. Mai waren in der Region Emilia-Romagna insgesamt 24 Menschen getötet und 400 verletzt worden. Etwa 14. 000 verloren ihre Bleibe.

Allein die Erdstöße der Stärke 5,8 am Dienstag verursachten Schäden in Milliardenhöhe. Die Zeitung „La Repúbblica“ bezifferte das Ausmaß auf zwei Milliarden Euro. 3500 Betriebe mussten nach Angaben der Gewerkschaft CGIL geschlossen werden, 20.000 Beschäftigte verloren ihre Jobs. Allein in der Landwirtschaft und der Lebensmittelbranche beliefen sich die Schäden auf schätzungsweise eine halbe Milliarde Euro, teilte der Bauernverband Coldiretti mit.

Die Staatsanwaltschaft in Modena kündigte die Einleitung von Ermittlungen gegen Industriebetriebe wegen des Verdachts an, beim Bau von Werksanlagen die Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten zu haben.

Ein großer Teil der Opfer war bei den Beben beim Einsturz von Fabrik- und Lagerhallen ums Leben gekommen. „Die Hallen wurden möglichst kostensparend errichtet, aber nun zahlen wir für diese Einsparungen einen hohen Preis“, sagte Staatsanwalt Vito Zincani.

Demgegenüber betonte der Präsident des Industriellenverbands Confindustria, Giorgio Squinzi: „Diese Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezogen. Die Bauten entsprachen komplett den Vorschriften. Zudem war die Gegend nicht als erdbebengefährdet ausgezeichnet gewesen.“

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