Massenhaftes Schreddern von Küken weiterhin erlaubt

20.5.2016, 14:59 Uhr
Massenhaftes Schreddern von Küken weiterhin erlaubt

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Die umstrittene Praxis, männliche Küken nach dem Schlüpfen zu töten, verstößt nicht gegen das Tierschutzgesetz. Das hat das Oberverwaltungsgericht Münster am Freitag entschieden. Das OVG bestätigte damit mehrere Urteile von Verwaltungsgerichten in Nordrhein-Westfalen gegen einen Erlass der rot-grünen Landesregierung. Das Tierschutzgesetz erlaube das Töten von Tieren, wenn dafür ein vernünftiger Grund vorliege, teilte der Senat mit. Die Aufzucht der ausgebrüteten männlichen Küken sei für die Brütereien aber mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand verbunden, so die Urteilsbegründung. Revision ließ das OVG nicht zu.

Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) zeigte sich nach dem Urteil enttäuscht. "Das ist eine herbe Niederlage für den Tierschutz in Deutschland. Klar ist: Die heutige Entscheidung hatte nur rein formaljuristische Gründe und ist damit keineswegs Freibrief für die Praktiken der Geflügelwirtschaft.

"Der Tierschutz unterliegt wirtschaftlichen Interessen"

Das Schreddern und Ersticken von Tieren hat gesellschaftlich und politisch keine Akzeptanz", sagte Remmel laut Pressemitteilung. Sein Ministerium werde jetzt nach Vorlage des schriftlichen Urteils prüfen, ob NRW in die nächsthöhere Instanz zieht. Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte das Urteil: "Der Tierschutz unterliegt wirtschaftlichen Interessen. Das ist angesichts eines Staatsziels Tierschutz nicht hinnehmbar. Wir können den nordrhein-westfälischen Minister Johannes Remmel nur ermuntern, weiter zu kämpfen", sagte der Präsident der Organisation, Thomas Schröder, laut Mitteilung. Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) wollte das Töten aus rein wirtschaftlichen Gründen 2013 per Erlass unterbinden. Dagegen zogen elf betroffene Brütereien vor die Verwaltungsgerichte.

Die Bundesregierung lehnt ein Verbot ab und setzt auf technische Lösungen, die 2017 marktreif sein sollen. Dabei wird bereits vor dem Schlüpfen erkannt, welches Geschlecht der Embryo hat.