Odenwaldschule bleibt in den Negativ-Schlagzeilen

30.4.2014, 09:21 Uhr
Odenwaldschule bleibt in den Negativ-Schlagzeilen

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Was genau passiert ist, wird man erst am heutigen Mittwoch erfahren. Um möglicherweise betroffene Kinder zu schützen, soll ein schriftlicher Bericht vorgelegt werden. Sicher ist nur: Die Schule wird so schnell nicht aus den Schlagzeilen verschwinden.

An Aufarbeitung des Skandals um den Jahrzehnte zurückliegenden Missbrauch an dem südhessischen Internat ist nicht zu denken. Nach jahrelangen Bemühungen, Ruhe in den Schulbetrieb zu bekommen, steht nun wieder ein Lehrer unter Verdacht. Erst hieß es, er habe Kinderpornos heruntergeladen, nun soll er möglicherweise weitergegangen sein.

Was genau passiert ist, war zunächst unklar. Kinder wurden in Vier-Augen-Gesprächen noch einmal zum Verhalten des Lehrers befragt. Ihre Schilderungen werden nun geprüft. Das Wort „Missbrauch“ wollte die Schule nicht verwenden und verwies darauf, dass der Fall nun extern geprüft werde. Ist es die besondere Form des Zusammenlebens im Internat? Oder wie lassen sich die Vorfälle sonst erklären? Dazu gab es zunächst keine Antworten.

Diesmal habe man die Behörden wirklich umgehend informiert, sagte Schulleiter Siegfried Däschler-Seiler am Abend. Landkreis, Schulamt, Jugendamt, Sozialministerium — alle hatten einen Vertreter nach Heppenheim geschickt, um der Leitung der Odenwaldschule die Leviten zu lesen.

Kernvorwurf: Verschleierung, Verschleppung, Verschweigen.

Dennoch rückte die Schulleitung mit den neuen Informationen nicht zu Beginn des Gesprächs heraus. Der stellvertretende Landrat, der das „aufsichtsbehördliche Fachgespräch“ angesetzt hatte, schäumte. Zwei Stunden nach Beginn des Gesprächs trat Matthias Schimpf (Grüne) vor die Presse — um sie zu vertrösten. Die Konfliktparteien hätten beschlossen, getrennt weiter zu beraten. Ob man sich auf eine gemeinsame Erklärung einigen könne, sei noch nicht abzusehen.

Viele Auflagen

Man konnte nicht: Erst verlas Schimpf einen Forderungs- und Auflagenkatalog, dann trat der Schulleiter nach vorn. Er sagte zu allem ja, was der Kreis der Schule auferlegt hatte: jeden Monat einen Bericht über besondere Vorkommnisse, mehr pädagogische Fachkräfte, bessere Präventionsarbeit, Hilfe von außen.

Der Kreis dringt darauf, auch das Betreuungskonzept auf den Prüfstand zu stellen: In der Odenwaldschule leben Schüler und Lehrer in familienähnlichen Wohngemeinschaften eng zusammen. Ob das sich ändert, ließ Däschler-Seiler offen: „Das ist der Kern unserer Schule.“ Er berichtete von „Verunsicherung unter den Schülern und kritischen Nachfragen der Eltern. Der Fortbestand der Schule stehe aber nicht infrage. „Wir haben keine einzige Abmeldung.“

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