Polizei sucht den Geldvernichter von Darmstadt

26.9.2015, 11:33 Uhr
Polizei sucht den Geldvernichter von Darmstadt

© Polizeipräsidium Südhessen/dpa

Mit zerrissenen, geschredderten oder angekokelten Geldscheinen hat Rainer Elm jeden Tag zu tun - doch so etwas wie jetzt in Darmstadt hat der Mann vom Analysezentrum der Bundesbank in Mainz noch nicht erlebt. Seit einem Monat werden in Darmstadt immer wieder zerrissene oder zerschnittene Euro-Scheine gefunden, bislang mindestens 23 Mal. Sie lagen an verschiedenen Stellen: Mal fanden Passanten die Häufchen auf Grünstreifen oder auf der Straße, mal lagen sie vor einem Glascontainer. Es waren wertlos gemachte 50-, 100- und sogar 500-Euro-Scheine. 

Die Experten bei der Bundesbank und bei der Polizei tun sich schwer mit dem Fall. Bislang wissen sie noch nicht einmal, um wie viel Geld es sich insgesamt handelt. Der Betrag von 20.000 Euro macht die Runde. "Doch das sind nur Mutmaßungen", sagt Elm. Denn noch sind zwei Mitarbeiter der Bundesbank täglich am Puzzeln mit den mehreren tausend, jeweils nur wenige Zentimeter großen Geldschnipseln. Bis sie die Teile zusammengesetzt haben, wird es noch Wochen dauern. 

"Es gibt keine Anhaltspunkte für eine Straftat", sagt Ferdinand Derigs, Pressesprecher des Polizeipräsidiums in Darmstadt. Doch die Ermittler müssen wissen, von wem das Geld stammt. Und es beschäftigt sie die Frage: Warum macht jemand so etwas? Mit der Beantwortung hat auch der Psychologe Hans Onno Röttgers vom Marburger Universitätsklinikum seine Probleme. 

"Letztlich sind alles nur wilde Spekulationen", sagt er. Entweder sei der Geldzerstörer psychisch krank und wisse nicht, was er tue. Handele es sich um einen gesunden Menschen, seien mehrere Motive denkbar. "Wenn jemand etwas zerstört, ist das immer ein Hinweis auf Aggression. Und er will diese ganz offenbar auch sichtbar machen." Zudem sei das Vernichten von Geld ein gesellschaftlich verpönter Akt - vielleicht wolle der Täter damit schockieren. 

Derzeit liegt der Haufen Geldschnipsel in einem Tresor des Analysezentrums in Mainz. Jeden Tag werden die Schnipsel zum Puzzeln herausgenommen. "Das Zusammensetzen von Geldscheinen ist ohnehin unsere tägliche Arbeit", sagt Elm. Seine Mitarbeiter bekommen Scheine auf den Tisch, die zum Beispiel ein Kind zerrissen, die ein Hund als Spielzeug missbraucht hat oder die versehentlich durch einen Schredder gejagt wurden. Meistens dauert es nur fünf bis zehn Minuten, bis sie einen Geldschein halbwegs wiederhergestellt haben.

In dem Darmstädter Fall ist noch nicht einmal ein halber Geldschein komplett. "Das ist alles enorm aufwendig", sagt Elm. Die beiden Mitarbeiter, die auf komplizierte Fälle spezialisiert sind, versuchen etwa anhand der Notennummern, das schwierige Puzzle zu lösen. Sicher sind sie, dass es sich auf keinen Fall um von der Bundesbank geschreddertes Geld handelt. "Das hätten wir sofort erkannt, zumal diese Stücke auch nur wenige Quadratmillimeter groß sind."

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