Radhelm-Pflicht spaltet Deutschlands Köpfe

22.10.2011, 22:00 Uhr

Bei der von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) angedachten Helmpflicht für Fahrradfahrer gehen die Meinungen auseinander. Laut einer Umfrage des Instituts Emnid im Auftrag der „Bild am Sonntag“ unterstützen mehr als zwei Drittel der Befragten die Überlegungen des Ministers. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) glaubt hingegen nicht, dass mit einer gesetzlichen Helmpflicht schweren Fahrradunfällen vorgebeugt werden kann.

Ramsauer hatte eine Helmpflicht für Fahrradfahrer in Aussicht gestellt, sollten nicht deutlich mehr von ihnen freiwillig zum Kopfschutz greifen. Nach Meinung des DVR bringt ein Gesetz aber nur etwas, wenn es auch tatsächlich befolgt wird. „Wenn alle Radfahrer einen Helm tragen würden, wäre das ein großer Sicherheitsgewinn. Meine Sorge ist aber, dass eine Helmpflicht als zahnloser Tiger daherkäme“, sagte Andreas Bergmeier vom DVR. Er bezweifelt, dass eine gesetzliche Helmpflicht kontrolliert werden kann. „Deswegen gibt es in einigen anderen europäischen Nachbarstaaten eine Fahrradhelmpflicht, aber ganz klar mit der Maßgabe, wir sanktionieren nicht.“

Überwiegende Zustimmung zur Helmpflicht

Der DVR setze eher auf Überzeugung durch Aufklärung. Die Mehrheit der Bundesbürger hätte Verkehrsminister Ramsauer der „BamS“-Umfrage zufolge aber auf seiner Seite. In Westdeutschland befürworten demnach rund 64 Prozent eine Helmpflicht, im Osten sind es sogar 88 Prozent. Während sich 65 von 100 Männern für Ramsauers Plan erwärmen können, begrüßen ihn 71 Prozent der Frauen. Der Umfrage zufolge zieht sich das mehrheitliche „Ja“ zur Helmpflicht durch alle Bevölkerungsgruppen – außer bei den Schülern. Während sich 40 Prozent dieser Gruppe dafür aussprechen, wollen sich 47 Prozent nicht vorschreiben lassen, auf dem Fahrrad einen Helm zu tragen.

Für die Erhebung hatte das Emnid-Institut 500 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt. Für Radfahrer, die keinen Helm tragen wollen, arbeitet die schwedische Firma Hövding Sverige AB an einem speziellen Airbag. Der soll wie ein Schal um den Hals getragen werden. Im Stoff eingenähte Sensoren entscheiden zwischen normalen und Unfallbewegungen. Wird der Radfahrer beispielsweise von einem Auto angefahren und in die Luft geschleudert, löst der Airbag aus und legt sich wie ein Helm von hinten um seinen Kopf. Der Schutz soll rund 350 Euro kosten. Nach Daten des Statistischen Bundesamts kamen im vergangenen Jahr in Deutschland 381 Fahrradfahrer ums Leben. Im Jahr davor waren es 462. Hintergrund des Rückgangs war laut der Statistikbehörde, dass wegen des relativ kalten und nassen Wetters weniger Radler unterwegs waren.

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