Schwer romantisch

14.3.2014, 12:08 Uhr
Schwer romantisch

© Franziska Holzschuh

Wenn die Last der Liebe einfach zu schwer wird, rücken die Mitarbeiter der Straßenmeisterei von Paris an. Sie entfernen Teile der Brückengerüste, die so überladen mit Schlössern sind, dass sie zu einer Gefahr für Sicherheit oder Baudenkmäler werden — obwohl diese sogenannten „Love Locks“ doch einen Hauch von Ewigkeit versprechen sollten. „Kim & Robin“, „Maria & Alessandro“ und all die anderen, die ihre Namen auf ihrem Schloss vermerkt und es an das Eisengerüst gekettet haben als eine Art gemeinsamer Liebesbeweis, sind dann vielleicht schon aus der französischen Hauptstadt abgereist.

Der Schlüssel liegt neben hunderttausend anderen auf dem Grund des Flusses. Für immer, wie sie hoffen. Es gibt verschiedene Versionen darüber, wo der Brauch von Verliebten, Städten ein Souvenir in Form eines kleinen vergoldeten Vorhängeschlosses mit Namensvermerk zu hinterlassen, seinen Anfang nahm: in Köln oder in Italien. Er verbreitete sich vorzugsweise in Städten mit romantischem Flair; der Bürgermeister von Rom jedoch verbot 2007 den Brauch unter Androhung einer Geldstrafe, nachdem eine Laterne umgeknickt war.

Vor vier bis fünf Jahren erreichte der Trend Paris. Längst haben die Buchhändler („Bouquinisten“), die ihre Ware an den Ufern der Seine verkaufen und teilweise Souvenirs anbieten, die Vorhängeschlösser zwischen drei und acht Euro im Angebot. Von den 37 Brücken, die über die Seine führen, ist besonders beliebt der „Pont des Arts“, die für Fußgänger reservierte, holzgetäfelte „Brücke der Künste“ zwischen Louvre und der Kathedrale Notre-Dame. Zu Tausenden drängen sich hier die Schlösser in einem bunten Durcheinander.

Auf einem Meter Geländer ergibt das ein Gewicht von rund 300 Kilo, insgesamt mehrere Tonnen — eine enorme Belastung für die alten Brücken. Und eine Gefahr für Schiffe und Passagiere, die unter ihnen durchfahren. Regelmäßig werden Sicherheitskontrollen gemacht und einzelne Brüstungen ersetzt. Allerdings würden dabei niemals die Schlösser abgenommen, versichert das Rathaus.

Denn das Thema ist sensibel. Eine Art „Staatsgeheimnis“, sagt der konservative Stadtrat Jean-François Legaret. Paris ist sich der Bedeutung der Liebessymbolik für das Image als „Stadt der Liebe“ bewusst.

Image ist wichtig

Den Verliebten den Spaß zu verderben, würde schlecht ankommen, erklärt Danièle Pourtaud, Verantwortliche im Rathaus für das kulturelle Erbe: „Paris ist immerhin die Stadt der Romantik.“ Zu Unrecht gerieten die Behörden 2010 in Verdacht, nachts Tausende Schlösser abgeräumt zu haben. Tatsächlich war es ein Kunststudent, der am Tag der offenen Tür seiner Schule seine Konstruktion präsentierte, in die er das Diebesgut eingearbeitet hatte. Ob er sie all den Verliebten widmete, ist nicht bekannt.

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