Söhne Mannheims: Grüne Jugend fordert Konzertabsage

9.5.2017, 09:21 Uhr
Die Popgruppe Söhne Mannheims um Sänger Xavier Naidoo (Archivbild) gerät wegen eines abfälligen Liedtexts über Politiker in die Kritik.

© Roland Fengler Die Popgruppe Söhne Mannheims um Sänger Xavier Naidoo (Archivbild) gerät wegen eines abfälligen Liedtexts über Politiker in die Kritik.

Im Streit um massive Kritik an Politikern in einem Lied wollen die Popgruppe Söhne Mannheims und die Stadt Mannheim am Dienstag über das Ergebnis eines Krisentreffens informieren. Beide Seiten hatten am Montagabend bei einem mehr als dreistündigen Gespräch im Technischen Rathaus ihre Standpunkte dargelegt.

Ein Mitarbeiter von Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) sprach von einem "intensiven Austausch" im sogenannten Collini-Center am Neckar-Ufer. Erwartet wurde, dass jede Seite eine eigene Erklärung vorlegt. Die Musiker und die Stadtverwaltung arbeiten seit Jahren eng zusammen. 

Seitens der Band um Sänger Xavier Naidoo hatte es vor dem Gespräch geheißen, man gehe von einem konstruktiven Treffen aus. Von Seiten der Stadt war zu vernehmen, die Kommune wolle trotz des Streits nicht vergessen, was die Musiker geleistet haben. Kurz hatte von der Gruppe Aufklärung über "antistaatliche Aussagen" gefordert.

Naidoo nahm als eines von mehreren Bandmitgliedern am Gespräch teil. Er ist Mit-Autor des umstrittenen Lieds "Marionetten", in dem es über Politiker unter anderem heißt: "Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter."

Der Song hat den Söhnen Mannheims ("Geh' davon aus") weitreichende Missbilligung eingebracht. Kritiker geißeln das Lied als mindestens rechtspopulistisch. Die Gruppe hatte die schweren Anschuldigungen zurückgewiesen.

"Verschwörungstheorien und antisemitische Hetze" 

Unterdessen fordert die Grüne Jugend Würzburg die Absage eines Konzerts der Band am 11. Mai in der dortigen Posthalle. Spätestens mit "Marionetten" hätten Naidoo und die Söhne Mannheims bewiesen, dass sie Verschwörungstheorien und antisemitische Stereotype und Hetze verbreiten, schreibt die Jugendorganisation in einer Pressemitteilung. Daher sei es "absolut unverständlich, dass die Posthalle GmbH den Söhnen Mannheims einen Auftritt in ihren Räumlichkeiten ermöglicht." Die Jugendorganisation fordert daher die ersatzlose Absage des Konzerts der Band am 11. Mai.

Wie die Main-Post in ihrer Onlineausgabe berichtet, haben sowohl der Betreiber der Halle, als auch der Veranstalter ARGO die Forderung mittlerweile nachdrücklich zurückgewiesen: "Die Söhne Mannheims sind nach unserer Meinung weder als rechtsradikal noch als antisemitisch einzustufen. Hier sind ganz offensichtlich einzelne Textpassagen für einseitige und verzerrende Interpretationen herangezogen und völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden“, wird ARGO von der Main-Post zitiert.

Söhne Mannheims kommen nach Abenberg

Am 29. Juni gastieren die Söhne Mannheims auch auf der Burg Abenberg. Veranstalter ist das Concertbüro Franken. Dessen Mitchef Peter Harasim hat auf Nachfrage der Nürnberger Zeitung folgende persönliche Stellungnahme zu dem Konzert abgegeben: "Grundsätzlich bin ich – nur weil mein Betrieb Söhne Mannheims veranstaltet – nicht automatisch der Presse-Sprecher Naidoos. Ich finde den Songtext diskussionswürdig, aber ich kann darin keine rechtsextreme Interpretation ableiten. Staatskritik dieser Art könnte genauso gut linkem Duktus entsprechen. Da aber Rechtsradikale wie die sogenannte AfD und die Pegida momentan lauter schreien wie die linken Bewegungen, zu denen ich mich privat hingezogen fühle wird diese Kritik automatisch den Rechten zugeschlagen. Böhmermann´s Beitrag finde ich auch irgendwie amüsant; schließlich muss er ja als Provokateur turnusmäßig einmal wöchentlich liefern. Was an den Söhnen antisemitisch ist, habe ich noch nicht wahrnehmen können – schließlich verwenden sie ja Metaphern, die jüdischen Ursprungs sind und sowohl Naidoo als auch die Söhne lassen sich durch Marek Lieberberg und seine Kollegen vertreten. Das wäre ja fast ein Widerspruch zu dem, was bestimmte Leute ihm unterstellen. Ach ja, hat Naidoo nicht auch antirassistische Song mitverfasst und ist bei Veranstaltungen gegen Rechts mitgemacht? Im Zweifel gegen den Angeklagten; die Sau muss einfach durchs Dorf getrieben werden. Die Söhne Mannheims haben ein Presse-Gespräch dieser Tage angekündigt; ich würde mal abwarten, was dabei rauskommt."

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