Unwort des Jahres: Flüchtlingskrise oder Asylkritiker?

9.1.2016, 14:13 Uhr
Unwort des Jahres: Flüchtlingskrise oder Asylkritiker?

© Jens Wolf/dpa

Zum "Unwort des Jahres 2015" dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit ein Begriff wie "Flüchtlingskrise" oder "Asylkritiker" gewählt werden. "So präsent wie Flüchtlinge war ein Thema noch nie", sagte die Sprecherin der "Unwort"-Jury, die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Nina Janich (47). Das "Unwort des Jahres 2015" soll an diesem Dienstag (12. Januar) in Darmstadt bekanntgegeben werden.

Die sprachkritische Jury richtet sich zwar nicht nach der Häufigkeit der eingesendeten Vorschläge. Das Thema Flüchtlinge könne allerdings kaum ignoriert werden. "Alles andere würde seltsam wirken", meinte Janich. "Eine Alternative zu Flüchtlingen wäre höchstens noch das Thema Griechenland. Hier ist aber nicht ganz unproblematisch, ob etwa 'Grexit' ein 'Unwort' ist."

Für 2015 seien 1644 Einsendungen eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1246) und 2013 (1340). Begriffe zum Thema Flüchtlinge seien zwar seltener eingeschickt worden als etwa Worte wie "Lärmpausen" (165 Mal) oder "Willkommenskultur" (113 Mal). "Flüchtlingskrise" (42 Mal) und "Asylkritiker" (27 Mal) zählten aber mit Blick auf die "Unwort"-Kriterien zu den eher ernstzunehmenden Einsendungen.

Lügenpresse gewann 2014

Zum "Unwort des Jahres 2014" war die Parole "Lügenpresse" gewählt worden, die vor allem vom islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bündnis genutzt wird. Janich vermutete, dass diese Entscheidung für den immer noch häufig erwähnten Begriff das Interesse an der "Unwort"-Aktion wieder steigen ließ. Im Jahr 2013 war "Sozialtourismus" das "Unwort", davor "Opfer-Abo" (2012) und "Döner-Morde" (2011). Die Aktion gibt es seit 1991.

Neben der unabhängigen, sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt wählt davon getrennt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden das "Wort des Jahres". Für 2015 entschied sie sich für den Begriff "Flüchtlinge". Diese Bezeichnung sei im deutschen Wortschatz stark verankert, hieß es zur Begründung. "Flüchtlinge" bringe die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt.

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