Proteste: Darum war Wikipedia am Donnerstag offline

21.3.2019, 09:24 Uhr
Wikipedia geht aus Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform einen Tag offline.

© dapd Wikipedia geht aus Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform einen Tag offline.

"Zum allerersten Mal wird die deutschsprachige Community von Autorinnen und Autoren eine Komplettabschaltung durchführen", hieß es in einem Blogeintrag der Wikimedia. Mehrere andere Sprachversionen würden möglicherweise diesem Beispiel folgen oder Banner auf der Hauptseite anzeigen. Grund für den Protest ist die geplante Urheberrechtsreform, über die am Dienstag im EU-Parlament abgestimmt werden soll.

Die Wikipedia-Autoren befürchten erhebliche Einschränkungen durch die geplante Reform. Dabei beziehen sie sich besonders auf den heftig umstrittenen Artikel 13. "Selbst kleinste Internetplattformen müssten Urheberrechtsverletzungen ihrer Userinnen und User präventiv unterbinden, was in der Praxis nur mittels fehler- und missbrauchsanfälliger Upload-Filter umsetzbar wäre", heißt es in einem Text, der am Donnerstag auf der Wikipedia-Seite veröffentlicht werden soll. "Zudem müssten alle Webseiten für kurze Textausschnitte aus Presseerzeugnissen Lizenzen erwerben, um ein neu einzuführendes Verleger-Recht einzuhalten", hieß es weiter. "Beides zusammen könnte die Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit erheblich beeinträchtigen."

Die Wikipedia selbst ist von Artikel 13 der neuen Urheberrechtsrichtlinie ausgenommen. Dennoch, so die Befürchtung der Community, "wird das Freie Wissen selbst dann leiden, wenn Wikipedia eine Oase in der gefilterten Wüste des Internets bleibt."

Die deutschsprachige Wikipedia umfasst aktuell knapp 2,3 Millionen Artikel und wird etwa 30 Millionen Mal am Tag abgerufen. Weltweit steht Wikipedia laut eigener Angaben auf Platz 5 der meistaufgerufenen Webseiten, in Deutschland auf Platz 7.

Auch Jodel zieht mit

Auch Jodel zieht bei den Protesten mit. Die Internetplattform wird die Auswirkungen der umstrittenen Filter simulieren. In einem Schreiben heißt es: "Um die Auswirkungen solcher Filter zu zeigen, werden wir am Donnerstag auf Jodel eine undurchsichtige und zufällige Blockierung von Inhalten simulieren. Anstatt der typischen und bekannten Jodel-Farben werden die Inhalte nur in Schwarz sichtbar sein. Zufällig wird beim Posten dann entschieden, ob der Jodel erlaubt oder blockiert wird."

Sollte ein Post dann nicht freigegeben werden, ist er als weißer Kasten im Feed sichtbar - der Inhalt kann nicht gelesen werden. "Anders als andere Plattformen, die etwa ihren Service zur Demonstration ganz abschalten werden, möchten wir so demonstrieren, wie machtlos man gegenüber automatisierten Filtern ist und wie frustrierend ein solches Vorgehen ist. So wollen wir unseren Nutzern zeigen, wie gefährlich Uploadfilter für die künstlerische Freiheit sein können und sie dazu mobilisieren, sich gegen die Umsetzung der EU-Urheberrechtsreform einzusetzen", heißt es bei Jodel.

 

 

 

 

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