Wie in einer "Kriegszone": Terror in Barcelona

17.8.2017, 21:05 Uhr
Die Polizei sperrt das Gebiet weiträumig ab und fordert die Bevölkerung auf von der Flaniermeile Las Ramblas fernzubleiben.

© dpa/Manu Fernandez Die Polizei sperrt das Gebiet weiträumig ab und fordert die Bevölkerung auf von der Flaniermeile Las Ramblas fernzubleiben.

Der Schrecken nähert sich unerwartet um 17 Uhr auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas. Viele Menschen schlendern bei sonnigem Sommerwetter an Geschäften und Restaurants vorbei, als plötzlich ein weißer Lieferwagen auf sie zurast. Laut Augenzeugen fährt ein Mann mit etwa 80 Stundenkilometern im Zickzack auf die Leute zu. Anschließend flieht er. Die Zeugen beschreiben den Fahrer als jung, mit dunklen Haaren.


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"Leute sind durch die Wucht des Aufpralls in alle Richtungen geschleudert worden", zitiert die Zeitung El País eine Augenzeugin. "Auch drei Fahrradfahrer wurden getroffen." Die Zeitung La Vanguardia schreibt: "Zum Zeitpunkt der Kollision waren die Ramblas voller Menschen, denn es ist gerade Hochsaison."

Ein französischer Tourist berichtet dem Sender BFMTV, er habe sich gerade noch vor dem Lieferwagen retten können, aber ein Passant direkt hinter ihm sei angefahren worden. "Als das Fahrzeug vorbei war, haben wir denen geholfen, die am Boden lagen", sagt der Mann. Dann herrscht für Stunden totales Chaos. Die Polizei will lange nicht von "Terror" sprechen. Am Abend aber erklärt sie via Twitter: Der Zwischenfall werde wie eine Terrorattacke behandelt - aber das Motiv sei unklar. Kurz vor 19 Uhr kommt dann die offizielle Bestätigung: Nach Nizza, Paris, Berlin und London ist auch Barcelona ins Visier von Extremisten gerückt.

Wie in einer "Kriegszone"

Der katalanische Innenminister Joaquim Forn bleibt am Abend bei einer Pressekonferenz vage. Er bestätige einen Toten und 32 Verletzte, einige der Verletzten seien in kritischem Zustand. "Dies sind die einzigen offiziellen Daten", betont er.

Der deutsche Augenzeuge Albert Zeitler berichtet der Deutschen Presse-Agentur, die Polizei habe mit Bändern die Straße abgesperrt. Menschen seien in Panik umhergelaufen. "Eine Person lag verletzt oder tot, ich weiß es nicht, auf dem Boden", sagte Zeitler, der seit einiger Zeit in Barcelona lebt. In einer Querstraße zum Museum für zeitgenössische Kunst sei es wie in einer "Kriegszone" gewesen, erzählte Zeilter weiter. "Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zugerannt."

Schüsse nicht bestätigt

Der oder die Fahrer waren zunächst auf der Flucht. Angeblich wurde in dem Kleinlaster ein spanischer Pass gefunden. Medien berichteten, zwei Männer hätten sich in einem Restaurant verschanzt. Auch von Schüssen war zeitweise die Rede. Bestätigt wurde das nicht. Ein Reporter berichtete im staatlichen Sender RTVE, eine Angehörige habe Schutz in einem Geschäft der Ramblas gesucht, seither habe er keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt. "Das Zentrum des Tourismus in Barcelona wurde getroffen", erklärte der geschockte Journalist.

Auf Videos waren Menschen zu sehen, die in Panik flüchteten, während Polizei- und Krankenwagen zum Ort der Attacke rasten. Laden- und Barbesitzer schlossen Türen und Fenster und ließen die Rollläden herunter. Offenbar hatten viele verängstigte Passanten in umliegenden Gebäuden Schutz gesucht.

Die Sicherheitskräfte sperrten das Gebiet weiträumig ab und forderten die Bevölkerung immer wieder eindringlich auf, den Ramblas fern zu bleiben. Die Krankenhäuser in der katalanischen Metropole riefen zu Blutspenden auf.

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