"Wirtschaftlich untragbar": Mateschitz stellt "Servus TV" ein

3.5.2016, 17:28 Uhr
Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz verkündet das Aus für "Servus TV". (Symbolbild)

© dpa Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz verkündet das Aus für "Servus TV". (Symbolbild)

Der vom Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz (71) gegründete Fernsehsender "Servus TV" stellt seinen Betrieb ein. Der Kanal mit Sitz in Salzburg sei für das Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden, hieß es am Dienstag in einer kurzen Pressemitteilung. "Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten", so die Begründung. Über 260 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Mitgrund für das unerwartete Aus dürfte auch die Initiative einiger Mitarbeiter gewesen sein, einen Betriebsrat zu gründen. Dieser hätte die "Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit" des Senders gefährdet, hieß es in einer Stellungnahme von Mateschitz an mehrere Medien. "Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war, ist evident", ließ der Unternehmer wissen.

Der Betrieb soll zunächst weiter laufen. Wann die letzte Sendung über den Fernsehschirm flimmert, war vorerst offiziell nicht bekannt. Laut Medienberichten soll das endgültige Aus Ende Juni sein.

Der Sender ist 2009 gegründet worden und ging aus dem Vorgängerkanal "SalzburgTV" hervor. Auch in Deutschland waren die Programme zu sehen. Die Zuständigen legten großen Wert auf den Alpenraum. "Servus TV" wurde schnell für seine aufwendigen und kostspieligen Wissenschafts- und Naturdokumentationen bekannt. Ziel von Mateschitz soll es gewesen sein, einen Sender mit hohem qualitativen Anspruch ohne Quotendruck wachsen zu lassen. So blieb das Programm aber bis heute fast unter der Wahrnehmungsgrenze, was die Zuschauerzahlen anging. Über zwei Prozent Marktanteil im Monatsschnitt gab es seit der Gründung kaum. Da halfen auch die Sportrechte, etwa der Deutschen Eishockey Liga (DEL), moderiert von Holger Speckhahn, nicht.

Facebook-Gruppe setzt sich für Erhalt ein

Für seine Diskussionsrunden im "Hangar 7", dem futuristischem Gebäude nahe dem Salzburger Flughafen inmitten historischer Flugzeuge, Helikopter und Formel-1-Rennwagen, kaufte sich Mateschitz auch deutsche Verstärkung ein. Die einstige "Polylux"-Gründerin Tita von Hardenberg führte die Diskussionsrunden einst ebenso wie Literaturkritiker Hellmuth Karasek oder der ehemalige Moderator des ZDF-"heute-journals", Ruprecht Eser. Schauspieler Thomas Ohrner ("Timm Thaler") war bis vor rund einem Jahr im Morgenmagazin zu sehen. Alexander Mazza präsentierte ein wöchentliches Magazin mit außergewöhnlichen Athleten und Künstlern.

Vielen bekannten Namen aus Medien, Kultur und Schauspiel gab der medienscheue Milliardär Mateschitz eigene Sendungen oder Formate. Schauspieler Harald Krassnitzer begab sich etwa mit "In Vino Veritas" auf die Spuren des Weines.

Erst vor drei Wochen gab es intern große Personalrochaden, um den Sender neu aufzustellen. "Die Veränderungen am globalen Medienmarkt bestärken uns in dieser Entscheidung, weil digitale Angebote die klassischen, linearen Programme verdrängen", erklärt der Sender seinen Misserfolg. Das Printmagazin "Servus in Stadt und Land" soll von der Maßnahme nicht betroffen sein.

Die Medienbrache und die Politik zeigten sich am Dienstag bestürzt über das Aus von "Servus TV". Der Verband Österreicher Privatsender sah ein "Alarmsignal" für die Medienpolitik. Medienminister Josef Ostermayer meinte, der Sender habe die "Medienlandschaft in Österreich mit seinen vielfältigen Sendeformaten bereichert". Auf Facebook formierte sich schnell eine Gruppe, die sich für den Erhalt des Senders einsetzen will.

Der gebürtige Steirer Mateschitz schuf mit "Red Bull" ein weltweites Getränkeimperium. Die Koffeinbrause ist in mehr als 160 Ländern erhältlich und gilt als wertvollste Marke Österreichs. Red Bull ist bekannt für geschickte Marketing-Aktionen und für das Sponsoring von unzähligen Sportarten. Neben Fußballvereinen besitzt Mateschitz auch ein erfolgreiches Formel-1-Team.

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